Der frühe Vogel

94 Prozent der deutschen Online-Shops kämpfen mit Betrug – Risiko wächst

Veröffentlicht: 04.07.2023 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 04.07.2023
Betrug: Hände an einer Tastatur

Guten Morgen!
Das sind die wichtigsten Branchenthemen zum Start in den Tag:

• Betrug als Belastung für deutsche Online-Shops
• Netflix tüftelt weiter an seiner Werbestrategie
• Shein soll mit dem US-Börsengang liebäugeln

 

Nahezu alle Online-Shops in Deutschland – genauer gesagt 94 Prozent – sind bereits Opfer eines Betrugs oder eines Betrugsversuchs geworden. Das ist das Ergebnis einer CRIF-Analyse, in deren Rahmen zwischen Ende 2022 und Anfang 2023 im DACH-Raum 231 Online- und Versandhändler befragt wurden. Dabei zeigt sich, dass Shops in Österreich und der Schweiz weniger stark betroffen sind, obwohl das Niveau in den Regionen grundsätzlich sehr hoch ist: In Österreich liegt der Wert demnach bei 64 Prozent, in der Schweiz bei 86 Prozent.

Währen das Risiko nach Einschätzung der befragten Akteure für lediglich drei Prozent abgenommen und für 35 Prozent gleichgeblieben ist, gaben fast zwei von drei Shops (62 Prozent) an, dass das Risiko für Betrug in den vergangenen zwölf Monaten nochmals zugenommen habe.

Als häufigstes Betrugsphänomen gilt laut der CRIF-Studie der Identitätsbetrug, bei dem sich Kriminelle etwa als andere reale Personen ausgeben. 92 Prozent der Befragten seien mit dieser Betrugsart bereits konfrontiert gewesen. Ebenfalls häufig (81 Prozent) kommen Fälle vor, in denen gefälschte Namens- und/oder Adressdaten verwendet werden. Mit einem sogenannten Eingehungsbetrug, bei dem Kund:innen bereits im Vorfeld wissen, dass sie die Rechnung nicht begleichen (können), hatten bereits 62 Prozent der Befragten zu tun. Probleme mit gestohlenen Zahlungsdaten hatten der Befragung zufolge schon 46 Prozent hiesiger Shops.

„Die Betrugsprävention in Online-Shops wird immer wichtiger. Wer einen Online-Shop hat, muss damit rechnen, dass er Betrugsopfer wird. Es gibt mittlerweile kaum noch Online-Händler, die nicht schon einmal betrogen wurden und damit finanzielle Einbußen durch organisierten Betrug hinnehmen mussten. Die Methoden der Betrüger werden dabei immer professioneller“, sagt Geschäftsführer von CRIF Deutschland, Dr. Frank Schlein.

Für betroffene Online-Händler können die Folgen von Betrug verschiedener Natur sein: Neben Reputationsschäden und juristischen Kosten können auch direkte finanzielle Schäden entstehen. Und die können im Einzelfall durchaus gravierend sein: Zwar gaben zwei von drei Shops (65 Prozent) an, dass für sie der höchste Einzelverlust durch Betrug bei weniger als 5.000 Euro lag, dem gegenüber stehen aber ein Fünftel der befragten Shops, die einen durchschnittlichen Verluste pro Schadensfall in Höhe zwischen 5.000 und 10.000 Euro angaben. „Bei 13 Prozent der Shops lag der Einzelschaden durch Betrug sogar bei über 25.000 Euro“, heißt es rund um die Studie weiter.

Netflix tüftelt weiter an seiner Werbestrategie

Nachdem Netflix sein werbefinanziertes Abo eingeführt hat und zudem deutlich strikter gegen das Teilen von Konten vorgegangen ist, schraubt der Streaming-Anbieter weiter an seiner Werbestrategie. Im Fokus stehen dabei offenbar maßgeschneiderte Werbeformate, die den Zuschauern ausgespielt werden sollen und mit denen die Einnahmen angekurbelt werden sollen.

Erst kürzlich sollen in diesem Zuge Gespräche mit Entscheidern aus der Werbebranche geführt worden sein, schreibt Heise Online und verweist auf Berichte der Financial Times. So steht wohl im Raum, den Zuschauenden „episodische“ Kampagnen zu präsentieren, also „eine Reihe unterschiedlicher, aber zusammenhängender Werbungen“, heißt es. Genervte Kundinnen und Kunden, denen in der Vergangenheit die immer gleichen Werbespot präsentiert wurden, könnten somit neue Erfahrungen machen.

Will Shein an die US-Börse?

Glaubt man aktuellen Berichten, so zieht es den chinesischen Online-Modeanbieter Shein an die US-amerikanische Börse. Einen entsprechenden Antrag soll die Firma bei der Börsenaufsicht in New York eingereicht haben, berichtet FashionNetwork mit Blick auf Reuters. Sollte der Börsenstart wirklich stattfinden, sei dieser einer der größten chinesischen Börsengänge in den Vereinigten Staaten seit 2021, als der Fahrdienstleister Didi Global dort seinen Einstieg auf dem Börsenparkett feierte.

Und offenbar könnte es mit dem Börseneinstieg gar nicht mehr lange dauern: Noch in diesem Jahr wäre der Börsengang wohl möglich. Shein selbst dementierte die Berichte über einen Sprecher, auch die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC habe sich zum Thema nicht äußern wollen. Der Wert des Unternehmens wurde im Rahmen einer Finanzierungsrunde im März auf mehr als 60 Milliarden US-Dollar geschätzt.

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Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

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Kontaktieren Sie Tina Plewinski

Kommentare  

#2 F.Z. 2023-07-04 13:13
Betrug als Belastung für deutsche Online-Shops? - Na wer hätte das gedacht. Wenn man vom Verbraucherschu tz als unseriös diskriminiert wird, falls man keinen Kauf auf Rechnung anbietet, wenn man genötigt wird alle möglichen Abfragen und Hinweise umzusetzen und damit immer mehr Tore öffnen muss, die Betrüger ausnutzen können (jeder in der EU muss überall in der EU bestellen können?? Warum?) ist das kein Wunder. Deutschland hat, u.a. mit dem Abmahnrecht, eine Situation geschaffen, die Betrügern Tür und Tor öffnet. Nahezu alle anderen EU Länder machen das besser. Niemand wird in Frankreich oder Italien einen Online Händler bestrafen, der seinen Shop nur in der Landessprache anbietet und der nur Besteller aus seinem Land akzeptiert. Bei uns wäre man ein gefundenes Fressen für einen Abmahner. Anstatt Energie daran zu setzen die schwarzen Schafe ausfindig und dingfest zu machen und mit empfindlichen Strafen zu belegen, die neue Betrüger wirklich abschrecken, werden die Händler mit Bürokratie und Auflagen überfrachtet, was am Ende nur noch mehr Betrüger aufs Parkett lockt. Die Presse veröffentlicht wöchentlich "Anleitungen" wo und wie man an falsche Identitäten und Zahlungsdaten kommt und oh Wunder, das wird dann tatsächlich genutzt und ist nicht abschreckend. - Die Politik zur Steuerung des Online Business und die Strafverfolgung haben bisher grandios versagt. Alle Maßnahmen treffen die Händler, die Strafen für Betrug wurden seit Jahrzehnten den veränderten Rahmenbedingung en nicht mehr angepasst. Wir haben nicht mehr 1950 wo mal ein Lutscher im Laden geklaut wurde, aber noch genau die gleichen Strafen. Wovor sollen die Betrüger da Angst/Respekt haben? Wenn sie den Betrug sauber steuerlich deklarieren, passiert wahrscheinlich gar nichts. Die Studie dokumentiert das Ergebnis dieser Politik und Rechtslage, ändern wird sich leider nichts, denn dann müsste ja der Staat selbst aktiv werden anstatt die Arbeit auf die Händler abzuwälzen.
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#1 H.S 2023-07-04 08:37
Netflix:
Genervte Kundinnen und Kunden, denen in der Vergangenheit die immer gleichen Werbespot präsentiert wurden, könnten somit neue Erfahrungen machen.

Und jetzt macht aufgezwungene Werbung richtig Spaß???

ohne Worte.......... ....
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