Schneeball-System

Dubioses Krypto-Unternehmen Hyperverse hat seinen CEO frei erfunden

Veröffentlicht: 05.01.2024 | Geschrieben von: Ricarda Eichler | Letzte Aktualisierung: 05.01.2024
Maskierter Mann am Schreibtisch

Wenn man selbst keine Glaubwürdigkeit versprüht, erfindet man sich eben einfach einen Sympathieträger als Aushängeschild. So dachte man wohl beim Krypto- und Metaverseunternehmen Hyperfund. Denn das Unternehmen wurde von zwei Australiern gegründet, welche bereits zuvor mit einem Bitcoin-Scam Blockchain Global negativ aufgefallen waren. Wie der Guardian in einer Investigativ-Recherche nun herausfand, kreierten die beiden sich daher einfach ihren eigenen Traum-CEO. Der in einem YouTube-Video vorgestellte Steven Reece Lewis existiert jedoch gar nicht.

Wer ist Steven Reece Lewis?

Das Hyperverse sollte das Konkurrenz-Projekt zu Metas Metaverse werden. Investor:innen wurden Renditen von bis zu 300 Prozent nach 600 Tagen Laufzeit versprochen. Um sich der Welt zu präsentieren, veröffentlichte der YouTube-Kanal Hyperians im Dezember 2021 ein Launch-Video, in welchem der neue CEO Steven Reece Lewis zur Gemeinschaft sprach.

Lewis wurde als Koryphäe der Tech-Branche vorgestellt: Abschlüsse in Leeds und Cambridge, ein eigenes Start-up an Adobe verkauft und eine Karriere bei Goldman Sachs. Doch wie der Guardian herausfand, hat keine der genannten Einrichtungen Aufzeichnungen über eine Person dieses Namens. 

Auch auf dem Business-Portal LinkedIn findet sich kein Profil zu dem vermeintlichen Tech-Wunder. Ein Konto auf X (ehemals Twitter) wurde erst kurz vor dem YouTube-Video erstellt und stand kurz darauf auch bereits wieder still.

Sektenähnlicher Krypto-Kult

Wenige Monate später benannte sich das Hyperverse auch schon wieder um. Die jetzt gegründete Hypernation sollte vor allem nervöse Anleger:innen beruhigen, die nicht mehr auf ihre Konten zugreifen konnten. Ein weiteres Launch-Video stellte die beiden maskierten Personen mit den Namen „Mr. H“ und „Miss N“ vor, welche vom Untergang des Neoliberalismus und einer neuen Weltordnung sprachen. Ob sich durch die sektenartige Neuausrichtung nun neue Investor:innen finden ließen oder eher abgeschreckt wurden, ist fraglich.

Ebenso fraglich ist ferner die Glaubwürdigkeit weiterer Werbevideos, in welchen unter anderem Chuck Norris und der Apple-Mitgründer Steve Wozniak das Projekt lobten und beworben. Wie der Guardian hierzu anmerkte, lassen sich Wozniak wie auch Norris und weitere prominente Gesichter über die Plattform Cameo buchen. Dort bezahlt man die Personen dafür, ein zuvor eingesandtes Skript einzusprechen. Denkbar sei, dass auch der vermeintliche CEO Steven Reece Lewis ein Schauspieler ist, welcher auf eine solche Weise für das Projekt angeworben wurde. 

Wie der Spiegel gemäß einer Recherche des Saarländischen Rundfunk schreibt, handelt es sich bei Hypernation bewiesenermaßen um ein Schneeballsystem. Dabei wurden umfassende Finanzdienstleistungen und dezentralisierte Vermögensverwaltung versprochen, letztlich ging es jedoch nur darum, dass möglichst viele Menschen ihr Geld gaben. Das Portal Chainalysis betitelte das Projekt als den größten Krypto-Betrug des Jahres 2022. 

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Über die Autorin

Ricarda Eichler
Ricarda Eichler Expertin für: Nachhaltigkeit

Ricarda ist im Juli 2021 als Redakteurin zum OHN-Team gestoßen. Zuvor war sie im Bereich Marketing und Promotion für den Einzelhandel tätig. Das Schreiben hat sie schon immer fasziniert und so fand sie über Film- und Serienrezensionen schließlich den Einstieg in die Redaktionswelt.

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