Kolumne: Exklusive Produkt-Angebote bei Amazon – Sind wir bald alle Prime-Kunden?

Veröffentlicht: 26.02.2016 | Geschrieben von: Christian Laude Test | Letzte Aktualisierung: 26.02.2016

Meine Kollegin wollte sich gestern eine Tastatur bei Amazon bestellen. Soweit – so unspektakulär. Plötzlich kam Sie jedoch in das Büro gestürmt und war völlig entsetzt. Schnell machte sich zeitgleich Angst, Furcht, aber auch Neugier bei mir und meinen beiden Bürokollegen breit. Was könnte nur passiert sein? Brachte ihr der Blick auf das Konto das blanke Entsetzen ins Gesicht? Hatte ein gewiefter Hacker in ihrem Namen alltägliche Produkte wie eine halbe Million Euro Schreddergeld als Barren oder eine Packung Einhornfleisch gekauft?

Die eigentliche Realität sah letztendlich ganz anders aus – war jedoch nicht minder spektakulär: Als Nicht-Prime-Mitglied wurde ihr von Amazon sozusagen verboten, die gewünschte Tastatur zu bestellen. „Dieser Artikel ist für Prime-Mitglieder für EUR 24,99 reserviert“ – diese Anzeige schlug ihr wie ein Faustschlag ins Gesicht und sorgte zugleich für alle nur erdenklichen Gefühlsregungen.

Amazon-Hinweis
                             © Amazon - Screenshot

 

Meinungen mehr als zweigespalten

Sofort wurde über diese Neuerung in unseren heiligen Hallen so ausgiebig diskutiert, wie zuletzt bei irgendeinem Tatort von Til Schweiger. Handelt es sich bei Produkten, die exklusiv nur für Prime-Kunden verfügbar sind, um die logische Konsequenz von Amazon, seinen Premium-Dienst erfolgreich auch dem letzten Kunden „anzupreisen“? Oder mausert sich Amazon damit immer mehr zu einem exklusiven Shopping-Club, auf den immer weniger Kunden Lust haben?

Natürlich kann man diese Maßnahme vollkommen zu Recht in Frage stellen. Kunden von Produkten fernzuhalten, nur weil diese nicht bereit sind, die hierzulande 49 Euro pro Jahr für die Prime-Mitgliedschaft zu bezahlen, wirkt auf den ersten Blick einfach nur dreist. Dementsprechend drehten sich auch die ersten Kommentare darum, dass die größtenteils genervten Kunden entschieden, nicht mehr bei Amazon einzukaufen.

Logische Konsequenz von Amazon?

Jetzt muss natürlich aber auch zwangsläufig das riesengroße A-B-E-R folgen: Dass Amazon seit geraumer Zeit mit jeglichen Mitteln versucht, Prime zu pushen als ob es kein Morgen mehr gäbe, sollte mittlerweile jeder mitbekommen haben. Davon zeugen beispielsweise Vorteile beim Versand, exklusive Filme und Serien, ein Musik-Streaming-Dienst, die Möglichkeit der Lebensmittelbestellungen, … Irgendwann stößt jedoch selbst ein Internetgigant wie Amazon seine Grenzen und muss noch einen großen Schritt weitergehen. Dieser zugegebenermaßen ziemlich drastische Schritt umfasst eben die Exklusivität von Produkten.

Ein kleiner, wenn auch vergleichsweise weitaus unbedeutenderer, Vorreiter dessen war bereits der Vorteil für Prime-Kunden, spezielle und vor allem limitierte Angebote während der Cyber Monday-Woche eine halbe Stunde früher zu sehen, als „normalsterbliche“ Schnäppchenjäger. Hier war der Aufschrei jedoch nicht einmal ansatzweise vergleichbar. Der Schritt war eben noch nicht so umfangreich, wie der jetzige.

Amazon-Hinweis

© Amazon - Screenshot

Sicht der Online-Händler

Beachtet werden sollte hierbei, dass dies bisher rein die subjektive Sicht eines Kunden darstellt. Bei den Online-Händlern steht und fällt der Schritt von Amazon mit dem Erfolg der Aktion. Sollten sich wirklich auf einmal unzählige weitere Kunden für eine Prime-Mitgliedschaft entscheiden, würde dies einen erheblichen Nachteil für die Marketplace-Händler bedeuten, denn mit den Preisen und der kostenlosen Lieferung können die meisten oft einfach nicht mithalten.

Sollte jedoch der Schritt von Amazon doch etwas zu weit gegangen zu sein und die Kunden nicht überzeugen, könnten Händler sogar davon profitieren. In diesem Szenario würden beispielsweise Kunden weiterhin Amazon als Marktplatz nutzen – dann jedoch bei den externen Händlern bestellen und diese unterstützen. Eine drastischere Reaktion würde bedeuten, dass Kunden komplett Amazon meiden und auf andere Shopping-Möglichkeiten zurückgreifen.

Erfolg der Aktion entscheidend

Die exklusiven Produkte für Prime-Mitglieder sind der nächste logische und geschickte Schritt von Amazon, seinen Premium-Dienst auf eine neue Ebene zu hieven – oder zumindest den Versuch zu starten. Bei einem Erfolg wird Amazon dies natürlich auch viele weitere Produkte ausweiten. Bei einem ausbleibenden Effekt dagegen dürften sich zumindest die Händler auf höhere Umsätze freuen. Die Kunden wiederum spalten sich in genau drei Lager: Bereits bestehende Prime-Mitglieder, die sich über die speziellen Angebote freuen und denen der Aufschrei völlig egal ist. Kunden, die nur noch einen Anstoß benötigt haben, um doch noch eine Prime-Mitgliedschaft abzuschließen. Und Kunden, die jetzt endgültig das Kapitel Amazon abschließen.

Kommentare  

#1 b-k 2016-03-02 14:14
Wenn ein Ebay-Händler nicht in die Beschreibung eines Artikels reinschreiben kann, das nur Kunden über 10 Bewertungen 7 Tage sammeln können (aus Eigenschutz, hatte viele Neukunden die nicht zahlten), gilt das als Diskriminierung , aber wenn bei Amazon eine Ware nur für Prime Kunden vorbehalten ist, ist das was anderes ?

Vg b-k
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