Kolumne: Ein Königreich für ein Einhorn!

Veröffentlicht: 04.11.2016 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 04.11.2016

Die Welt scheint sich kollektiv in Richard III. verwandelt zu haben. Wer sich im Internet umsieht, erkennt von allen Seiten schallend Ausrufe, wie er sie der englische König in William Shakespeares Drama geäußert haben könnte: „Ein Einhorn! Ein Einhorn! Mein Königreich für ein Einhorn!“ 

Es geht natürlich um die neue Schokoladensorte von Ritter Sport, die – kombiniert mit dem humoristischen Wahnsinn des Internets – einen derartigen Hype ausgelöst hat, dass Menschen vor dem Laden des Schokoladenherstellers Schlange standen als ginge es um das iPhone 8. Menschen, die sich aus dem Regal teilweise zwei Dutzend Packungen rissen, um an die begehrte Schokolade zu kommen (Wer hat das im Alltag schonmal im Supermarkt beobachtet? Richtig.). Online war der Run derart groß, dass die Server wie bei einem schlecht vorbereiteten DHDL-Kandidaten schlichtweg schlapp machten.

 

Dabei geht es um Schokolade, die die Kunden noch gar nicht probiert und für lecker befunden hatten, muss man dazu anmerken. Und warum der Hype? Weil die Schokolade „Einhorn“ heißt, eine rosa-glitzernde Verpackung hat und mit Magie gefüllt sein soll.

Aber zurück zum Anfang: Ritter Sport ermöglicht es auf seiner Crowdsourcing-Plattform, dass Menschen Wunschsorten einreichen können. Neben ernsthaften Vorschlägen finden sich dort auch Sorten wie die „Hangover“-Schokolade (mit Bio-Himbeercrispies, Absinth und Apfelkorn!), „Crispy Bacon“-Schokolade oder auch die „His Dudeness“-Schokolade (In Anspielung auf den Film The Big Lebowski, natürlich mit Kaffeelikör, Alpensahne und Wodka). Und zwischen diesen Sortenvorschlägen fand sich schließlich auch die „Einhorn“-Schokolade.

Das Einhorn brach das Internet

Ein Vorschlag, an den Ritter Sport sich gewagt hat. Herausgekommen ist eine Schokolade, die wie ihre Verpackung glitzern soll. Der Clou an dem Ganzen war aber das Marketing: Neben dem Hashtag #Glittersport ist auch der Beschreibungstext der „Einhorn“-Schokolade stimmig geschrieben, der bekannte Slogan wurde zu „Quadratisch. Magisch. Gut.“ umgeformt. In den sozialen Medien schlug das „Einhorn“ ein wie eine Bombe, das Internet drehte völlig frei. 

Fahrgäste auf dem Hypetrain

Gut, nun muss man sagen, dass auch wir uns drei Tafeln der beliebten Schokolade besorgt haben. Wir Marketing-Opfer. Wir Fahrgäste auf dem Hypetrain. Aber es glitzert! Und man muss ja mitreden können. Und es glitzert!

Richtig verrückt ist aber, dass die Tafeln auf Ebay zu einem Straßenpreis von 20 Euro weggehen – vor allem, da sich die Schokolade in nur einem Tag ausverkauft hat. Das zeigt: Ritter Sport hätte seinen ursprünglichen Verkaufspreis offenbar deutlich höher ansetzen können, schade um die Umsätze.

Es zeigt aber auch, wie Menschen offenbar Vernunft und Verstand ausschalten, sobald es eine geschickte Marketing-Aktion und einen Hype gibt. Da wird die billigst-mögliche Fertiglasagne gekauft, in der sich dann auch schonmal Pferdefleisch befinden kann, aber eine Tafel Schokolade ist jedes Geld wert. Das ist eigentlich ein gesellschaftspolitischer Zustand, den man so nicht tolerieren sollt- oh, es glitztert!

Unser Team mit der Schokolade

 

Kommentare  

#1 vanu 2016-11-04 12:25
Auch wenns ne andere Produktkategori e ist, aber mit dem Produktnamen Einhorn verbinde ich den sehr erfolgreichen Kondomherstelle r, zumal er zuletzt verstärkt in den Medien vertreten war.
Das gerade jetzt Rittersport mit diesem Namen daherkommt würde ich als Hersteller der Kondome nicht so toll finden.
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