Wie damals im TV

So viel müssen Zuschauer:innen für werbefreies Streaming draufzahlen

Veröffentlicht: 31.01.2024 | Geschrieben von: Ricarda Eichler | Letzte Aktualisierung: 31.01.2024
Smartphone mit Streaming-Diensten

Wissen Sie noch damals, als man beim Abendfilm im Fernsehen während der Werbepausen entspannt aufs Klo gehen und Snacks holen konnte, einfach, weil diese so lang waren? Ein Standard, welchen viele von uns dankend hinter sich ließen, als nach und nach die verschiedenen Streamingdienste aus dem Boden schossen. Wenn man jetzt aufs Klo muss, drückt man einfach Pause. All der Luxus, ganz ohne Werbung.

Doch das könnte bald vorbei sein. Denn nach Netflix und Disney+ führt nun auch Amazon Prime Video Anfang Februar Werbeeinblendungen ein. Wie es bei Golem heißt, können Film- und Serienfans sich darauf einstellen, künftig durchschnittlich drei Euro mehr berappen zu müssen, wenn sie immer noch lieber auf Werbung verzichten möchten.

Netflix startete den Trend zur Werbung

Die Freiheit von lästigen Werbungen zählte als eines der großen Argumente für Streamingdienste. Anbieter wie Netflix und Co. erhoben schließlich eine monatliche Gebühr und konnten mit dieser, theoretisch, ihre Ausgaben decken. Praktisch betrachtet können sie das sicherlich auch heute noch, doch warum zufriedengeben, wenn man mehr Geld machen könnte?

Netflix führte Ende 2022 als erster Anbieter ein werbefinanziertes Abomodell ein. Dieses wirkte zunächst auch nach einer guten Option: Für eine vergünstigte Gebühr von 4,99 Euro im Monat konnten Nutzer:innen mit geringerem Budget hier trotzdem auf den vollen Netflix-Katalog zugreifen – nur eben mit Werbung. Bis vor Kurzem stellte das Werbeabo eine Vergünstigung von drei Euro im Vergleich zum Basisabo (7,99 Euro) dar. 

Doch das Basisabo strich Netflix Ende 2023 aus dem Programm. Jetzt ist die bestmögliche nächste Option der Standardtarif zu 12,99 Euro im Monat. Wer Werbung schaut, spart also satte acht Euro. Oder andersrum ausgedrückt: Wer auf Werbung verzichten möchte, muss ganze acht Euro mehr dafür bezahlen – ein nicht zu verachtender Kostenpunkt!

 

Stiftung Warentest stuft Amazons Vorgehen als „rechtswidrig“ ein

Etwas geringer fällt die Diskrepanz bei Disney aus. Der Anbieter führte sein Werbemodell Ende 2023 ein und verlangt für dieses 5,99 Euro im Monat – ohne Werbung genießen schlägt dagegen mit 8,99 Euro zu Buche.

Doch zurück zu Amazon: Hier werden zwar auch „nur“ drei Euro Aufpreis für das werbefreie Abonnement fällig. Doch werden diese auf das bestehende Abonnement aufgeschlagen. Amazon verändert dabei die Spielregeln des bestehenden Abonnements und zwing Bestandskunden die Werbung auf – ob sie wollen oder nicht. Wer sich davon freikaufen möchte, muss draufzahlen.

Das sorgt nicht nur bei Kund:innen für Unmut. Auch die Stiftung Warentest meldete sich hierzu nun zu Wort und stufte die Vorgehensweise als „rechtswidrig“ ein, wie Amazon Watchblog berichtete.

Zuschauerschaft sieht Vor- und Nachteile

Wirklich freiwillig werden die wenigsten Verbraucher:innen sich für das Ansehen von Werbung entscheiden. Doch trotzdem können sowohl Netflix als auch Disney+ durchaus Erfolge mit ihren Modellen verzeichnen. So betont Golem, dass sich rund 40 Prozent der neuen Netflix-Nutzer:innen für ein werbefinanziertes Abo entscheiden. Bei Disney+ wären es sogar 50 Prozent.

Der Vorteil bei beiden Diensten ist, dass das Anschauen von Werbung hier mit einer Vergünstigung des eigentlich Abo-Preises einhergeht. Anders sieht das aber bei Amazon aus. Bereits Ende 2022 zog sich der E-Commcerce-Riese den Unmut der Kundschaft zu: Der im Prime-Abo enthaltene Musikdienst erhielt dabei zwar deutlich mehr Songs, konnte diese aber plötzlich nur noch im Zufallsmodus abspielen. Ein Schritt, mit welchem Amazon versuchte, die Kundschaft zur Buchung des teureren Music Unlimited zu drängen. Eine ähnliche Taktik wird jetzt bei Prime Video genutzt. Der bewährte Dienst wird deutlich benachteiligt – eine mögliche Rettung gibt es in Form eines Zusatzabos.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Über die Autorin

Ricarda Eichler
Ricarda Eichler Expertin für: Nachhaltigkeit

Ricarda ist im Juli 2021 als Redakteurin zum OHN-Team gestoßen. Zuvor war sie im Bereich Marketing und Promotion für den Einzelhandel tätig. Das Schreiben hat sie schon immer fasziniert und so fand sie über Film- und Serienrezensionen schließlich den Einstieg in die Redaktionswelt.

Sie haben Fragen oder Anregungen?

Kontaktieren Sie Ricarda Eichler

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.