Buch-Streit: Amazon fühlt sich als Opfer (und provoziert weiter)

Veröffentlicht: 03.07.2014 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 04.07.2014

Die unendliche Geschichte um die Machtbestrebungen von Amazon geht in eine weitere Runde. In einer öffentlichen Stellungnahme kommentierte das Unternehmen, dass es selbst das Opfer in dem schon länger anhaltenden Buchstreit sei. Da die Verlage alles in allem Teil viel größerer Strukturen seien, müsste Amazon für seine Kunden eintreten und dementsprechend kämpfen. Unglaubwürdig werden diese Unschuldsbehauptungen allerdings durch neue Provokationen.

Amazon: divergent, Zhao! – Flickr.com

(Bildquelle Divergent: Zhao! via Shutterstock)

Amazons Verteidigung: man handele nur „im langfristigen Sinne der Kunden“

Amazon fühlt sich im Buchstreit mit anderen Verlagen zu unrecht behandelt. Wie das WallStreetJournal berichtet, verteidigte sich ein hochrangiger Angestellter von Amazon am Dienstag gegen die Kritik, die das Unternehmen in den vergangenen Monaten einstecken musste. Der Konzern betonte nicht zum ersten Mal, „im langfristigen Sinne der Kunden“ zu agieren – von einer zügigen Konfliktlösung und Beilegung des Streits könne man aus diesem Grunde nicht ausgehen (wir berichteten).

"Wir haben für das gekämpft, was unserer Meinung nach für die Kunden das Richtige ist. Und das Gleiche gilt auch für jetzt”, sagte Russ Grandinetti, Amazons senior vice president of Kindle content.

Grundlage des Streits sind die Forderungen von Amazon: Das Unternehmen will mit allen Mitteln 40 bis 50 Prozent Rabatte im E-Book-Sektor herausschlagen. Branchenüblich sind jedoch nur etwa 30 Prozent. Um diese schier maßlosen Ansprüche durchzusetzen, hätte Amazon laut Aussagen verschiedener Streitparteien massive Lieferverzögerungen diverser Print-Bücher verursacht. Auch die Vorbestellung bestimmter Bücher sei nicht möglich. Viele Verlage sehen diese Druckmittel als erpresserisch, können jedoch in den meisten Fällen nichts dagegen tun.

Bastei Lübbe reagiert auf Provokation: „Bis hierher und nicht weiter“

Doch wo sich Amazon als Unschuldslamm präsentiert, ergreifen auch andere Streitparteien das Wort. CEO des Bastei Lübbe-Verlags, Thomas Schierack, kommentierte gegenüber buchreport, dass man eigentlich eine klare Stellung zu (bzw. gegen) Amazon beziehen sollte: „Bis hierher und nicht weiter. Irgendwann ist dann die Grenze überschritten, dann macht das Geschäft keinen Spaß mehr. Vielleicht müssen Verlage auch mal sagen: Wir beliefern Amazon nicht mehr.“ Doch eine solche radikale Positionierung wäre auch aus kartellrechtlicher Sicht schwierig – obwohl natürlich Amazon zu ähnlichen Mitteln greifen soll.

Amazon sei bereits an Bastei Lübbe herangetreten, um eine eventuelle Debatte um Konditionen einzuläuten: „Wir haben geantwortet, dass wir das auch gerne wollen, zu Gunsten von Bastei Lübbe natürlich. Die Herren sind dann schnell wieder nach München geflogen – vielleicht steht uns da Ärger ins Haus“, so Schierack weiter.

Seltsame firmeninterne Vorgehensweisen bei Amazon

Eine kuriose Situation findet sich derweil in Bezug auf ein Buch namens California. Der Roman von Edan Lepucki wurde auf Amazon selbst in eine Liste besonderer Buchempfehlungen des Monats aufgenommen und dementsprechend auch angepriesen. Wie GeekWire jedoch berichtet, ist auch „California“ Opfer der vermeintlichen Amazon-Erpressung und kann daher nicht vorbestellt werden. Da weiß wohl im Hause Amazon die eine Hand nicht, was die andere tut. Traurig.

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