Greenwashing oder wichtige Message?

Kritik und Lob für Pennys „Wahre Preise“-Aktion

Veröffentlicht: 01.08.2023 | Geschrieben von: Hanna Hillnhütter | Letzte Aktualisierung: 02.08.2023
Penny

Der Lebensmitteldiscounter Penny startete in dieser Woche die „Wahre Preise“-Aktion. Für neun Produkte aus dem Sortiment verlangte Penny einen (teilweise deutlich) höheren Preis als sonst. In den Preis eingerechnet werden alle Umwelt- und Gesundheitsschäden, die durch die Produkte entstehen. 

Während Umwelt- und Verbraucherschützer die Aktion begrüßen, bezeichnete der Bauernverband die Aktion als Greenwashing auf Kosten von Bauern. 

Umweltschützer fordern Politik zum Handeln

Auch wenn Umwelt- und Verbraucherschützer die Aktion befürworten, sehen sie es vor allem als einen ersten Schritt, der die Politik zum Handeln aufrufen soll, wie die WirtschaftsWoche berichtet. „Die wahren Preise bei Penny machen anschaulich, dass viele Nahrungsmittel ohne Rücksicht auf Umwelt und Klima erzeugt werden. [...] Der Aktion im Supermarkt müssen endlich grundlegende Maßnahmen folgen. Die Supermarktketten sind dabei ebenso in der Pflicht wie die Bundesregierung“, so Matthias Lambrecht, Landwirtschaftsexperte der Umweltorganisation Greenpeace. Die Umweltschäden durch die Herstellung von Fleisch- und Milchprodukten schätzt Greenpeace auf rund sechs Milliarden Euro. Eine Möglichkeit, die Umweltbelastung in die Kosten mit einzubeziehen, wäre es, die Mehrwertsteuer auf pflanzliche Lebensmittel zu senken, während bei tierischen Produkten eine Erhöhung der Mehrwertsteuer vorgenommen wird. Das könne das Konsumverhalten der Verbraucher:innen beeinflussen. 

Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) sehen die Politik in der Pflicht. „Wir halten es für notwendig, dass Produkte zu Preisen verkauft werden, die deutlich näher an ihrem ‚wahren Preis‘ liegen“, so der BUND. Er betonte allerdings auch, dass ein sozialpolitischer Ausgleich für finanziell schwächere Personen stattfinden muss. Auch die Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, Stefanie Sabet, warnte davor, dass die Verteuerung der Lebensmittel nicht zu einer Sozialauswahl an der Kasse führen darf. 

Der vzbv fordert hingegen höhere gesetzliche Standards bei der Tierhaltung, sieht aber auch einen Lösungsansatz in der Mehrwertsteuersenkung pflanzlicher Produkte.

Greenwashing und PR-Gag - Kritik vom Bauernverband und Foodwatch

Der Deutsche Bauernverband hingegen ist weniger überzeugt von der Aktion. Er bezeichnet das Projekt als „Greenwashing“, also eine PR-Methode, die lediglich zu einem guten Ruf verhelfen soll, allerdings nicht wirklich einen positiven Effekt auf die Umwelt hat. „Die Penny-Aktion zu ‚wahren Kosten‘ ist vor allem ein auf Kosten der Bauern ausgetragenes Greenwashing-Projekt eines Discounters, der sich ansonsten wenig für faire Bepreisung interessiert“, so Bernhard Küsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes. 

Auch die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch kritisiert den Discounter. Foodwatch nennt die Aktion einen reinen PR-Gag. Denn während der Discounter für sechs Produkte die „wahren Preise“ verlangt, verkaufe er gleichzeitig klima- und umweltschädliche Produkte, wie Fleisch, für einen geringen Preis. 

Über die Autorin

Hanna Hillnhütter
Hanna Hillnhütter Expertin für: Verbraucherschutz- und Strafrecht

Hanna verschlug es 2012 für ihr Jurastudium vom Ruhrgebiet nach Leipzig. Neben dem Studium mit dem Schwerpunkt Strafrecht, spielte auch das Lesen und Schreiben eine große Rolle in ihrem Leben. Nach einem kurzen Ausflug in das Anwaltsleben, freut Hanna sich nun, ihre beiden Leidenschaften als Redakteurin verbinden zu können.

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Kommentare  

#2 Heidemann 2023-08-02 11:22
wie wird denn nun der "Gewinn" dieser Aktion verteilt ?
werden jetzt alle beteiligten am Produktionsproz eß fürstlich entlohnt ?
oder könnte man jetzt Penny verklagen, weil Sie bewusst Jahrzehnte die Umwelt zerstört haben, Hauptsache Gewinne ?


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Antwort der Redaktion:


Hallo Heidemann,

Penny gibt an, die Mehreinnahmen aus dem Experiment an ein Klimaschutzproj ekt und zum Erhalt familiengeführt er Bauernhöfe im Alpenraum zu spenden.

Viele Grüße

die Redaktion
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#1 Horst Toeffels 2023-08-02 08:08
Warum verlangt Penny generell nicht die Preise, die ein paar Professoren ermittelt haben? Weil sie am Markt nicht durchsetzbar sind. Hiermit kämpft (fast) jeder Unternehmer sein Leben lang.
Ah, wieder was gelernt.
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