Das bedeuten die Rocket- und Zalando-IPOs für die StartUp-Szene

Veröffentlicht: 11.09.2014 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 11.09.2014

Nun ist es offiziell: Rocket Internet und Zalando wollen noch in diesem Jahr an die Börse. Der gesamten StartUp-Szene könnte das einen gewaltigen Aufschwung bringen, schließlich handelt es sich bei den IPOs um die größten Börsengänge von europäischen Tech-Unternehmen seit der Dotcom-Blase von 2000.

Brandenburger Tor im Sonnenaufgang
© sborisov - Fotolia.com

Nach einer langen Zeit voll zahlreicher Spekulationen und Gerüchte ist es soweit: Sowohl Zalando als auch Rocket Internet haben bestätigt, dass sie noch in diesem Jahr an die Börse wollen. Dieser Schritt ist für die gesamte StartUp-Szene in Deutschland und Europa von großer Bedeutung, denn es handelt sich dabei um die größten IPOs von europäischen Tech-Unternehmen seit der Dotcom-Blase.

 

Die Börsengänge sind vor allem deshalb wichtig, da sie bei Erfolg andere StartUps und Tech-Unternehmen dazu bringen könnten, ebenfalls den IPO zu wagen. „Rocket Internet und Zalando könnten zu Eisbrechern für weitere Börsengänge von Internetfirmen werden und damit zusätzliche Investoren anziehen“, sagte Florian Nöll, Chef des Bundesverbands Deutsche Startups, beispielsweise gegenüber der Berliner Zeitung.

Börsengänge werden Deutschlands Position stärken

Im Vergleich zum Silicon Valley ist die StartUp-Szene in Berlin noch vergleichsweise unterfinanziert. Investoren halten sich zurück, da sie bislang nur an einem Exit verdienen können – die Börsengänge von Rocket und Zalando zeigen laut Nöll eine andere Entwicklung. Zudem werden die IPOs die Position von Deutschland stärken: „Die Börsengänge werden Berlins Position als zentraler StartUp-Hub neben London stärken“, verspricht Nöll.

Für Oliver Samwer selbst ist der Börsengang seines Inkubators ein wichtiger Schritt, um zu zeigen, was man erreicht hat und noch in Zukunft erreichen will. „Der Börsengang ist der nächste logische Schritt auf dem Weg zu unserem erklärten Ziel, die weltweit führende Internet Plattform außerhalb der USA und Chinas zu werden“, zitiert deutsche-startups.de den Rocket-Chef.

Samwer sei überzeugt, dass das Internet das Leben der Menschen, vor allem in Schwellenländern, verändern wird. Rocket Internet habe eine Plattform entwickelt, mit der Geschäftsmodelle in mehr als 100 Länder exportiert werden können. So könne man „Grundbedarfsgüter und Basisdienstleistungen“ dem Kundenstamm zugänglich machen.

Droht eine neue Dotcom-Blase?

Rocket Internets starkes Wachstum kurz vor dem erwarteten Börsengang sorgte in der Branche aber auch für kritische Stimmen. Die Bewertungssteigerung um eine Milliarde Euro innerhalb von zwei Wochen, wirkte als bilde sich eine neue Dotcom-Blase. Anfang 2000 stürzten die Aktienkurse der überbewerteten Tech-Unternehmen der New Economy ab und kosteten unzählige Kleinanleger ihr Vermögen.

Könnten die Börsengänge von Rocket Internet und Zalando ein derartiges Risiko bilden? Die enorme Bewertungssteigerung deutete zwar darauf hin, doch die Wirtschaft will aus ihren Fehlern gelernt haben. Das versichert zumindest Fabian Nöll gegenüber der Berliner Zeitung: „Im Gegensatz zu Zeiten der New Economy, haben die Firmen eine ganz andere Substanz.“ Ein Unternehmen, welches keine Aussicht auf ein profitables Geschäft stellen könne, erhalte heute kein Geld. Mitte und Ende der 1990er Jahre hatten viele Internetunternehmen hohe Investitionssummen erhalten, einfach weil es sich um Internetunternehmen handelte ohne ein tragfähiges Geschäftsmodell oder entsprechende Umsätze vorweisen zu können. Das zeigt die Dokumentation The True Story of the Internet: Dot Com Bubble.

Die Wirtschaft hat aus der Vergangenheit gelernt

Dass eine derartige Blase nicht durch die IPOs von Rocket Internet und Zalando entsteht, soll inzwischen durch tragfähige Geschäftsmodelle vermieden werden. Auch Simon Schaefer, Investor und Betreiber des StartUp-Zentrums Factory, sieht die neue Generation der Tech-Unternehmen in einem positiven Licht: „Das ist erst der Anfang einer viel substantielleren Internet-Gründerkultur als wir sie zur Jahrhundertwende erlebt haben“, so Schaefer gegenüber der Berliner Zeitung. „Es entstehen große und global relevante Firmen in dieser neuen Gründerwelle.“

Für die StartUp-Szene sind die Börsengänge also von großer Bedeutung. Sie zeigen nicht nur, dass Rocket Internet und Zalando erfolgreich am Markt bestehen, sondern können der gesamten Branche, die noch immer von den Erfahrungen der Dotcom-Blase gekennzeichnet ist, einen deutlich Antrieb bringen.

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