Die Vermessung der (Mode-)Welt - Upcload im Interview

Veröffentlicht: 16.10.2012 | Geschrieben von: Stefan Bechstein | Letzte Aktualisierung: 16.10.2012
Die Vermessung der (Mode-)Welt - Upcload im Interview

Die Gründer von Upcload Sebastian Schulze und Asaf Moses (Bild © Upcload)Herr Schulze, Upcload gehört zu den interessantesten deutschen StartUps 2011. Geben Sie uns einen kleinen Einblick über die bewegendsten Momente im zurückliegenden Jahr.

2011 und 2012 waren zwei sehr ereignisreiche Jahre für Upcload. Wir haben im November 2011 bei Tech Crunch Disrupt in Peking den Beta-Launch mit The North Face verkündet, nachdem wir mehr als ein Jahr an der Technologie gearbeitet hatten. Im Dezember sind wir dann zum Deutschen StartUp des Jahres gewählt worden, was eine tolle Bestätigung unserer Arbeit war. Und auch 2012 war nicht arm an Highlights. Im Februar hatten wir unseren soft Launch mit einigen kleineren Shops aus Berlin.

Das Feedback, was wir so von Kunden und Nutzern erhalten haben, ist direkt in die Weiterentwicklung und Optimierung des Produktes geflossen. Anfang April haben wir dann unsere 100days-Plattform gelauncht. Dort konnten Upcload-Nutzer jeden Tag wechselnde Kleidungsstücke verschiedener Shops, unter anderem 7Trends und Fair Queen, zu tollen Rabatt-Preisen kaufen. Im Juli ist unser Größenberater dann bei Otto.de live gegangen, was aufgrund der Reichweite und des guten Namens von Otto einen großen Meilenstein für uns darstellt. Außerdem hat uns Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler im Sommer besucht, um sich über die StartUp-Szene zu informieren. Im September schließlich waren wir Gegenstand eines längeren TV-Beitrags der Pro7-Show Galileo, die uns getestet hat.

Händlern machen Sie Ihren Dienst schmackhaft, indem die Retourenquote durch Ihren Service um 15 bis 30 Prozent sinken soll. Hält diese Zahl der Realität stand? Wie ist das Feedback der Händler dazu?

Ja, diese Zahlen halten bisher der Realität stand, werden zum Teil sogar übertroffen. Dementsprechend gut ist das Feedback unserer Partner und Kunden bisher. Besonders interessant ist, dass unser Größenberater offenbar auch maßgeblich zu höheren Conversion Rates beiträgt, da Kunden dank uns mit größerer Sicherheit einkaufen und damit tendenziell mehr und häufiger bestellen.

Voraussetzung für eine Kompatibilität Ihrer Anwendung mit den Händler-Shops ist, dass die Händler ihre Kleidung sehr detailliert vermessen haben. Funktioniert das immer problemlos oder liegen Abmessungen nur bei einigen ausgesuchten Warengruppen vor?

Die Kleidung muss nicht manuell von jemandem vermessen werden. Dazu haben wir zwar auch ein Team, das dies vor Ort übernehmen kann, in der Regel funktioniert der Austausch der Kleidungsdaten digital, nämlich in Form sogenannter Garment Specifications. Das sind Dateien, die während des Produktionsprozesses erstellt werden und Informationen über die Fertigmaße und alle anderen für uns relevanten Daten beinhalten. Diese werden dann automatisch in unsere Datenbank eingepflegt. Diese Dateien liegen für alle Kleidungsstücke vor, aber nicht immer zwingend beim Händler, sondern vor allem bei den Herstellern oder Marken selbst.

So funktioniert die Vermessung bei Upcload (Bild © Upcload)Was sind die größten Hürden in der Anwendung von Upcload?

Einzige Voraussetzung für die Vermessung ist das Vorhandensein eines Laptops mit Webcam und einer Internetverbindung. Wenn man sich dann ein enges Oberteil anzieht und eine CD zur Hand hat, kann es direkt losgehen.

Für Nutzer, die keine Webcam haben oder nicht über die Zeit verfügen, den Vermessungsprozess zu durchlaufen, gibt es aber seit einiger Zeit auch die Möglichkeit, dass wir ihre Maße auf Basis einiger Fragen wie Alter, Größe, Gewicht und Geschlecht schätzen. Auch dafür haben wir Algorithmen entwickelt und greifen auf statistische Modelle zurück, sodass wir selbst mit diesem Verfahren sehr genau sind.

Allerdings bleibt die Webcam-Vermessung die exaktere Variante, hier sind die von uns ermittelten Maße zentimetergenau.

Und wie sind die Pläne für eine Weiterentwicklung? Gibt es Pläne für eine mobile Anwendung?

Ja, die gibt es. Aktuell bereiten wir unseren Launch mit einigen Shops und Marken in den USA vor. Parallel dazu treiben wir die Entwicklung einer Ganzkörperlösung voran, die dann auch für Jeans, Hosen und Röcke funktioniert. Und wir werden das Meiste davon auch per Smartphone anbieten. So soll es für unsere Nutzer dann die Möglichkeit geben, ihr Upcload-Profil mit ihren Körpermaßen auf dem Smartphone per App zu speichern, sodass sie in einem Geschäft nur noch den Barcode eines Kleidungsstückes scannen müssen, um ihre passende Größe zu finden. Das Anstehen vor Umkleidekabinen kann man sich so sparen.

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