Online-Händler und Skate-Legende

NEXUS: Keynote-Speaker Titus Dittmann im Interview

Veröffentlicht: 14.01.2021 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 08.07.2021
Titus Dittmann NEXUS

Die NEXUS E-Commerce Messe wird in diesem Jahr anders. Einerseits wird die Messe als Digital Edition komplett virtuell abgehalten, andererseits hat sich der Händlerbund einiges einfallen lassen, um auch digital ein unvergessliches Erlebnis zu schaffen – und das gilt ebenso für die eröffnende Keynote! Diese hält in diesem Jahr die Skate-Legende Titus Dittmann.

Dittmann (72) hat nicht nur maßgeblich die deutsche Skateboard-Szene in den vergangenen 40 Jahren geprägt, längst hat er Karriere als Geschäftsmann gemacht und leitet mit Titus eines der bekanntesten Unternehmen der Branche. Schon seit 1997 werden die Produkte auch via Online-Shop vertrieben, Titus wird als Familienunternehmen mittlerweile in zweiter Generation geführt. In bald 25 Jahren E-Commerce hat Dittmann mit seinem Unternehmen viel erlebt. Im Interview spricht er über seinen Werdegang, über harte Zeiten und über die Erfolgsgeschichte von Titus. Und er lässt durchblicken, was die Teilnehmer der NEXUS E-Commerce Messe 2021 zum Auftakt erwartet.

In einer „alten Schrottkarre zu den Herstellern“

OnlinehändlerNews: In der Anfangszeit von Titus haben Sie Skateboards und Zubehör direkt in den USA besorgt und in Deutschland vertrieben. Was waren die größten Herausforderungen in dieser Zeit?

Titus Dittmann: Ich war ja noch Lehrer und Ziel war es, eigentlich nur meine Schüler mit Boards & Co. zu versorgen. In den Ferien bin ich in die USA. Die größte Herausforderung dort: die englische Sprache, derer ich als im französisch besetzten Rheinland Aufgewachsener noch nicht mal im Ansatz mächtig war (lacht). Aber mit Händen und Füßen ging es. Ich bin in einer alten Schrottkarre zu den Herstellern getingelt, habe nach Boards gefragt und nachts im Auto auf einer Matratze gepennt, die ich in einem heruntergekommenen Second Hand Shop gefunden hatte. Die Boards habe ich dann für meine Schüler in meiner Dreckwäsche versteckt am Zoll vorbeigeschmuggelt.

Kann man sich sowas heute überhaupt noch als Startbedingungen für ein Business vorstellen? (lacht wieder) Ich habe mich da erfolgreich „durchgewurschelt“ und später, als die Nachfrage in Deutschland immer größer wurde und wir einen richtigen Laden hatten, natürlich reguläre Lieferbeziehungen und einen korrekten Import aufgebaut. Aber die Zeit war mehr als abenteuerlich und erforderte enormes Improvisationstalent.

Anfang der 2000er geriet das Unternehmen in Schieflage, die Sie aber letztlich überwinden konnten. Wie schafft man es als Unternehmer durch eine solche Krisenzeit?

Wir waren ja eigentlich im Vollgasmodus für den Börsengang, der dann mit der Dotcom- Blase platze. Die ganze Kohle futsch bzw. einen Berg Schulden auf einmal. Puh, da haben wir es schon mit der Angst zu tun gekriegt. Aber erst als wir, also meine Frau, die ja auch voll mit drinhing, und ich begannen, uns bewusst mit unseren (Existenz-)Ängsten auseinanderzusetzen, konnten wir diese besiegen und wurden dadurch wieder handlungsfähig. Schritt für Schritt haben wir uns dann aus der schweren Schieflage wieder herausgekämpft, indem wir uns u.a. wieder auf Kernkompetenzen konzentriert und von der AG wieder in ein Familienbusiness umstrukturiert haben. Ein harter Weg, aber er war erfolgreich.

Generationswechsel in vollem Gange

Das Familienunternehmen wird mittlerweile in zweiter Generation geführt. Welche Chancen haben sich durch den Generationswechsel ergeben?

Ich selber habe mich bereits 2009 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Meine Frau ist allerdings immer noch aktiv und leitet das Skateboard-Business zusammen mit meinem Sohn. Der komplette Generationswechsel ist aber in vollem Gange. Die Chancen liegen natürlich immer darin, dass die nachfolgende Generation, in dem Falle unser Sohn, unsere Idee weiterleben lässt und die bewegungsorientierte Jugendkultur Skateboarding und die Gesinnungsgenossenschaft aller Skateboarder weiter pusht – natürlich, indem er dabei seine persönliche Vision und Mission umsetzt.

Titus betreibt Ladengeschäfte, aber auch einen Online-Shop. Auch das Thema Franchising spielt eine große Rolle. Wieso haben Sie sich dafür entschieden, das Geschäft so breit aufzustellen?

Über das Franchising gelang es uns in den Anfangsjahren, schnell zu wachsen und mit der Nachfrage nach Skateboards und Streetwear mitzuhalten. Dass E-Commerce einmal ein wichtiger Faktor im Handel wird bzw. eine enorme Bedeutung erlangen wird, habe ich schon sehr früh gespürt und auf dieses Pferd gesetzt. Mit ein paar Studenten hatte ich eine sehr erfolgreiche Software entwickelt, die über Jahre wegweisend war. Der Online-Handel ist somit schon früh fester Bestandteil im Titus-System geworden und wurde kontinuierlich weiterentwickelt. Und dass Multichannel bzw. der Mix aus stationär und online absolut Sinn macht, sehen wir ja gerade jetzt in der Coronakrise.

Welchen Rat wollen Sie jungen Gründern an die Hand geben, die frisch im Geschäft sind und gerade erst ihr Unternehmen aufbauen?

Glaub an dich und deine Idee und mach dein Ding! Aber sei auch bereit, die Verantwortung zu übernehmen, wenn’s schief geht! Das ist ein ganz guter Kompass. Und dann muss man sich gerade in der Gründungs- und Aufbauphase immer wieder einen wichtigen Grundsatz des Skateboardens ins Bewusstsein rufen: Steh immer einmal öfter auf als du hingefallen bist!

Die volle Dosis Titus für alle NEXUS-Teilnehmer

Worauf können sich die Teilnehmer der Nexus bei Ihrer Keynote freuen?

Leider kann ich wegen Corona ja nicht vor Ort live die Bühne rocken. Aber dennoch gibt es dann von mir die volle Dosis Titus für alle NEXUS-Teilnehmer vor dem Bildschirm: Mut machende Impulse, eine ordentliche Portion Skateboarder-Philosophie, die man auch im Business gut gebrauchen kann, und natürlich meine wichtigsten Life Learnings: „Mut ist eben, wenn man es trotzdem macht!“

Ich freue mich schon auf die NEXUS.

Vielen Dank für das Gespräch!

Auf einen Blick:

Was? NEXUS E-Commerce Messe Digitale Edition
Wann? 24.02.2021 ab 10 Uhr
Wie? Virtuell
Wer? Keynote Speaker Titus Dittmann

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Über den Autor

Christoph Pech
Christoph Pech Experte für: Digital Tech

Christoph ist seit 2016 Teil des OHN-Teams. In einem früheren Leben hat er Technik getestet und hat sich deswegen nicht zweimal bitten lassen, als es um die Verantwortung der Digital-Tech-Sparte ging. Digitale Politik, Augmented Reality und smarte KIs sind seine Themen, ganz besonders, wenn Amazon, Ebay, Otto und Co. diese auch noch zu E-Commerce-Themen machen. Darüber hinaus kümmert sich Christoph um den Youtube-Kanal.

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