Unister-Chef Wagner (?) soll bei Geldgeschäft betrogen worden sein

Veröffentlicht: 20.07.2016 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 20.07.2016

Im Fall Unister überschlagen sich derzeit die Meldungen. Wie nun bekannt wurde, soll der beim Flugzeugabsturz ums Leben gekommene Gründer Thomas Wagner bei einem Geldgeschäft betrogen worden sein. Unterdessen meldet nun auch die erste Unternehmenstochter Insolvenz an.

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Unister trauert um Thomas Wagner und Oliver Schilling (Foto: Michael Pohlgeers)

Unister-Chef Thomas Wagner soll vor seinem Tod bei einem Geldgeschäft in Venedig betrogen worden sein. Das berichtet die Leipziger Volkszeitung unter Berufung auf Recherchen von MDR-Exakt. „Wir haben italienische Dokumente gefunden, die besagen, dass Wagner Opfer eines Betrugs geworden ist, bei dem es um extrem hohe Summen ging“, habe Marino Pangos, Präsident und Sprecher der Kriminalpolizei im slowenischen Nova Gorica mitgeteilt. Wagner war beim Absturz eines Kleinflugzeugs in Slowenien vergangene Woche ums Leben gekommen. Auch Unister-Mitgründer Oliver Schilling saß in der Unglücksmaschine.

Neben den Dokumenten sollen die Ermittler an der Unglücksstelle zudem 10.000 Schweizer Franken (rund 9.200 Euro) gefunden haben. Ein Geldkoffer, von dem zuvor die Bild-Zeitung berichtet hatte, sei aber nicht gefunden worden. Wagner sei nach Insider-Informationen, die MDR-Exakt zugespielt wurden, für ein Kreditgeschäft nach Venedig geflogen und sollte dort eine Sicherheit hinterlegen. Beim Umtausch des mitgebrachten Geldes in Schweizer Franken sei Wagner dann betrogen worden sein – der Unister-Chef habe Falschgeld erhalten. Wagner erstattete daraufhin Anzeige bei der örtlichen Polizei.

Von den vier Todesopfern, die in dem Kleinflugzeug saßen, sei noch keines identifiziert. Die Leichen seien „bis zur Unkenntlichkeit verbrannt“, erklärt Kriminalpolizeipräsident Pangos. Das forensische Institut Ljubljana sei derzeit mit DNA-Vergleichen beschäftigt. Zudem wird die Unglücksmaschine untersucht, um die Ursache des Absturzes zu ermitteln – bisher gäbe es nach Angaben der Polizei keine Hinweise auf eine Manipulation.

Insolvenz der Unister Holding weitet sich aus

Die Insolvenz der Unister Holding weitet sich unterdessen auf die Tochterunternehmen aus: Die Unister-Tochter Urlaubstours hat bereits einen Insolvenzantrag gestellt, wie das Unternehmen OnlinehändlerNews.de mitteilte. Anders als die Reiseportale von Unister ist Urlaubstours nicht als Vermittler tätig, sondern erbringt selbst Leistungen als Reiseveranstalter. Vorerst nimmt das Unternehmen keine Buchungen mehr an, bereits gebuchte Reisen sollen aber durchgeführt werden. „Wir sind sehr froh, hier eine kurzfristige Lösung gefunden zu haben und danken der Generali Versicherung AG und ihrem Versicherungsvermittler Reisegarant für die schnelle Hilfsbereitschaft“, so Prof. Lucas F. Flöther, der als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt wurde.

Die Unister Holding hatte erst am Montag ein vorläufiges Insolvenzverfahren beantragt (wir berichteten). Insolvenzverwalter Flöther hatte eine Insolvenz der Tochterfirmen nicht ausgeschlossen. „Es ist zumindest nicht auszuschließen, dass es da einen Ansteckungseffekt oder einen Dominoeffekt gibt“, so Flöther gegenüber dem MDR-Magazin Umschau. „Das muss man jetzt prüfen.“

Verbraucherschützer hatten zunächst erklärt, dass Pauschalurlauber gesetzlich versichert und damit von einer Insolvenz nicht betroffen seien. Wie Golem.de unter Berufung auf das Handelsblatt berichtet, könnten allerdings Flugtickets, die von den Unister-Portalen Fluege.de und Ab-in-den-Urlaub.de auf eigene Rechnung verkauft und nicht nur vermittelt wurden, Probleme bereiten. Wenn die Kundengelder für diese Tickets noch nicht an die Reisegesellschaften weitergeleitet wurden, müssen die Inhaber der Tickets damit rechnen, nicht abgefertigt zu werden. Das erklärte eine große Reisegesellschaft. Besonders ärgerlich für Kunden: Ob das gekaufte Ticket direkt vom Reiseveranstalter oder auf Rechnung einer Unister-Tochter verkauft wurde, sei nur schwer erkennbar.

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