Kolumne: Sein oder Nichtsein – im digitalen Handel

Veröffentlicht: 16.10.2015 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 11.11.2015

Die Digitalisierung ist nichts, um das man sich herummogeln oder das man ignorieren könnte. Natürlich gibt es Menschen, die sich bewusst dafür entscheiden, nicht mit modernen Entwicklungen Schritt zu halten oder diese gar abzulehnen. Doch diese Ablehnung und der Widerstand gegen die fortschreitende Technisierung unserer Welt ist wohl ähnlich aussichtslos wie der Kampf des berühmten Don Quijote gegen die Windmühlen.

Und warum sollte man sich auch sträuben? Schließlich bringt die Digitalisierung förmlich Heerscharen an modernen Annehmlichkeiten mit sich. Und dies gilt nicht nur im privaten Leben, sondern auch und in besonderem Maße für den Handel. Einige Beispiele:

Als Kunde kann man sich in den heimischen vier Wänden (oder auch unterwegs) mittlerweile per Whatsapp beraten lassen. Neueste Projekte experimentieren mit dem kontaktlosen Zahlen mittels Herzschlag. Und auch digitale Ankleidespiegel, die eine Internetverbindung haben und dem Kunden beispielsweise passende Accessoires vorschlagen oder sich die Lieblingskleidungsstücke vom letzten Besuch gemerkt haben, (Achtung Wortwitz) „kommen in Mode“.

Wer nicht online ist, existiert nicht mehr?

Kai Hudetz, Brancheninsider und Geschäftsführer des IFH Köln, sagte kürzlich in einem Interview: „Wer online nicht präsent ist, findet einfach nicht mehr statt.“ Und damit dürfte er den Nagel auf den Kopf getroffen haben. Obwohl diese Formulierung des Pudels Kern wohl recht drastisch zusammenfasst. Denn wenn man als rückständiger, stationärer Händler „nicht mehr stattfindet“, wird – im übertragenen Sinne – sogleich die Existenz ausgelöscht.

Es dreht sich also letztlich um die Frage, die sich schon Shakespeares Hamlet gestellt hat: „Sein oder Nichtsein“ – nur eben in der Welt des Handels. Doch selbst Experten bzw. Brancheninsider sind sich hier nicht einig. Oliver Samwer vertritt zwar eine ähnliche Meinung, geht aber einen Schritt weiter und formuliert seine Gedanken radikaler:

Er hatte sich vor einiger Zeit recht abfällig über stationäre Geschäfte geäußert und gemeint, dass sie nicht nur antiquiert und mittelalterlich seien, sondern nur entstanden sind, weil es damals noch kein Internet gab. Samwer verurteil somit den gesamten Offline-Handel zur Nicht-Existenz.

Der Offline-Handel ist tot, es lebe der Offline-Handel

Kai Hudetz dagegen räumt stationären Geschäften auch in Zukunft eine „klare Daseinsberechtigung“ ein: „Niemand kann sich mehr auf sein Ladengeschäft als einzigen Touchpoint verlassen. Die Kundenansprache muss kanalübergreifend und -verzahnend, also online und offline erfolgen. Cross-Channel ist die einzige Zukunft.“

Und dieser Meinung kann ich mich an dieser Stelle nur anschließen, denn wenn nämlich ich als Endkunde alle Vorteile des Online-Handels UND der stationären Geschäfte nutzen kann, werde ich dies auch tun. Und damit stehe ich gewiss nicht allein. Es gibt keinen Zweifel daran, dass sich der Handel weiter modernisieren und technisieren wird. Natürlich gehen solche Entwicklungen und die Verzahnung der verschiedenen Kanäle niemals ohne Anstrengungen und Investitionen einher. Doch die Ergebnisse bieten mir und allen anderen Verbrauchern einen lohnenden Mehrwert.

Eine Entscheidung FÜR den Crosschannel ist daher tendenziell auch immer eine Entscheidung FÜR das Sein.

 

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