Die Lieferantensuche: Vom heimischen B2B-Online-Marktplatz bis zum Import aus China

Veröffentlicht: 14.11.2016 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 14.11.2016

Vor dem Verkauf steht der Einkauf. Das ist die Grundlage für jeden Handel. Doch wie findet man als Händler eigentlich die richtigen Lieferanten? Die Frage ist nicht nur für Neueinsteiger wichtig. Jeder Online-Händler, der sein Sortiment erweitern will oder sich durch einen weiteren Online-Shop ein zusätzliches Standbein aufbauen will, ist darauf angewiesen, neue Lieferanten zu finden, denen man auch vertrauen kann. Dafür gibt es viele verschiedene Möglichkeiten.

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Die Lieferantensuche ist eine Kunst für sich. Die Wege sind vielfältig und ein Blick über den Tellerrand kann sich als äußerst lohnenswert herausstellen. Grundlegend geht es jedoch immer darum, qualitativ hochwertige Produkte zu einem günstigen Preis zu bekommen. Doch das ist nicht alles. Als Händler muss man darauf vertrauen können, dass der Produzent beziehungsweise der Lieferant rechtzeitig und in ausreichender Menge liefert. Ist das nicht gegeben, kann es schnell zu Problemen kommen – leere Regale und unzufriedene Kunden sind das Resultat. Die eigene Händler-Reputation leidet.

Nicht jeder Lieferant ist ein guter Lieferant

Grundsätzlich gibt es bei der Auswahl der Lieferanten einiges zu beachten. Dabei ist es egal, über welchen Kanal die Lieferanten angesprochen oder gefunden werden oder aus welchem Land sie stammen. So sollte die Suche nie kopflos und überstürzt begonnen werden – ein systematischer Auswahlprozess ist enorm wichtig. Merkmale, die im Vorfeld einer Vereinbarung abgefragt werden sollten, sind unter anderem finanzielle und technologische Stärke, die Marktstellung, die Konkurrenzsituation, Qualität, Zuverlässigkeit, verfügbare Kapazitäten sowie persönliche und fachliche Kompetenz. Die finanzielle Situation des Lieferanten kann beispielsweise über eine Bankauskunft, Auskunfteien (Schufa, Bürgel, Creditreform Boniversum, Deltavista, Infoscore Consumer Data), Auskünfte bei Auslandshandelskammern der IHK oder bei den Wirtschaftsabteilungen der deutschen Botschaften in den jeweiligen Ländern herausgefunden werden. Aber auch das Einholen eines Lieferantenratings ist durchaus lohnenswert, wobei Firmen über das Data Universal Numbering System (kurz: D-U-N-S-Nummer) klar identifizierbar sind. Da es sich dabei allerdings um kein verpflichtendes System handelt, sind nicht alle Unternehmen auffindbar – doch über größere Unternehmen sollten Informationen abrufbar sein.

Eine regelmäßig durchgeführte Lieferantenbewertung ist generell zu empfehlen. Für Online-Händler, die gerade erst anfangen, ist eine solche Bewertung ohnehin unabdingbar. Mindestens drei Eckdaten sollten dabei berücksichtigt werden: Termintreue, Qualität und Preis. Wer bereits über Lieferanten verfügt, kann die Daten aus den laufenden Geschäftsbeziehungen ziehen. Eine Bewertung sollte mindestens einmal im Jahr stattfinden. Bei problematischen Lieferanten kann dies aber auch in einem vierteljährlichen Turnus durchgeführt werden. Wird dies gemacht, reicht es, einen Blick auf die Kriterien Termintreue und Qualität zu legen.

Überblick: B2B-Marktplätze sind oft erste Anlaufstelle  

Wie also den oder die richtigen Lieferanten beziehungsweise Großhändler finden? Klassisch ist dies zum Beispiel über Branchenbücher möglich. Online bietet diesen Service das Firmennachschlagewerk „Wer liefert was“ (www.wlw.de). Nach Unternehmensauskunft präsentieren sich mittlerweile mehr als eine halbe Million Unternehmen auf der Plattform. Auf dem B2B-Marktplatz finden Einkäufer aktuell über vier Millionen Produkte – vor allem aus den Bereichen Elektrotechnik und Elektronik, dem Bau- und Verkehrswesen, dem Industriebedarf sowie der Sanitätseinrichtung. Natürlich ist „Wer liefert was“ nur einer unter vielen B2B-Online-Marktplätzen. Die Zahl der Anbieter ist in den letzten Jahren gestiegen, wobei klar gesagt werden muss, dass der Online-B2B-Handel noch immer in den Kinderschuhen steckt. Wie sich der B2B-Handel in den letzten Jahren verändert hat, kann in der Mai-Ausgabe des Onlinehändler Magazins nachgelesen werden (Der B2B-Handel im Wandel).

Generell lohnt auch hier ein Blick über die europäischen Grenzen hinaus. Auch wenn nach wie vor die Lieblingsbeschaffungsmärkte in Westeuropa liegen, wenden sich immer mehr Einkäufer Asien und Osteuropa zu. Asien allgemein und China im Speziellen werden zunehmend attraktiv für Einkäufer – auch wenn nach wie vor Sprachbarrieren vorhanden sind. Für Einkäufer ist es deswegen unumgänglich, über verhandlungssicheres Englisch zu verfügen. Andere Sprachen wie Französisch, Spanisch, Russisch oder Chinesisch sind natürlich auch hilfreich, aber oft kein Muss.

Der chinesische Marktplatz Alibaba rückt zunehmend in den Fokus für Einkäufer, denn im Gegensatz zu Aliexpress richtet sich die Seite ausschließlich an gewerbliche Kunden. Wer die Seite in deutscher Sprache aufruft, braucht aber gute Nerven, denn sowohl die Navigationselemente als auch die Produktbeschreibungen werden nur unzureichend übersetzt, was oft zu sehr skurrilen Texten führt. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, kann über Alibaba mit chinesischen Großhändlern und Herstellern direkt in Kontakt treten. Mit Klick auf den Button „Kontakt mit Lieferanten aufnehmen“ kann direkt in die Vertragsverhandlung eingestiegen werden.

Tipp: Auf Alibaba tummeln sich wie überall im Netz auch Betrüger oder Mittelsmänner. Letztere geben sich gern als Hersteller (Manufacturer) aus, sind aber eigentlich Großhändler. Alibaba selbst vergibt beispielsweise das Label „verifizierter Lieferant“, das aussagt, dass der Lieferant zum Zeitpunkt der Prüfung seine Firma nachweislich bei den Behörden angemeldet hat und auch auf der angegebenen Adresse seine Tätigkeit ausübt. Natürlich sind solche Labels immer zu hinterfragen. Wer sich nicht darauf verlassen will, kann den potenziellen Lieferanten beziehungsweise Hersteller auch durch eine externe Partei überprüfen lassen...

 


Bei dem Artikel “Die Lieferantensuche: Viele Wege führen nach Rom - vom heimischen B2B-Online-Marktplatz bis zum Import aus China”l handelt es sich um einen Auszug aus unserem aktuellen Onlinehändler Magazin 11/2016. Im restlichen Teil des Artikels geht es vor allem um den Import aus China und was man bei der Suche nach passenden Lieferanten beachten sollte. Zudem erklärt Sourcing-Experte und Gründer von Mandarin-Gear Lt.d und importdojo.de, Manuel Becvar, im Interview, warum China als Importland für Online-Händler so interessant ist.

Onlinehändler Magazin November 2016Des Weiteren geht es in der November-Ausgabe unseres Magazins u. a. um die Cyberkriminalität und wie man sich als betroffener selbst bei Attacken und Betrügereien aus dem Netz helfen kann. Außerdem haben wir uns mit einer ganz besonderen Spezies beschäftigt: nämlich mit Internet-Trollen.

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Kommentare  

#1 Rudolf 2022-02-17 13:30
Wie kann ein Gericht welches ein Amtsgericht sein sollte eine D.U.N.S Nummer haben welche doch nur für Unternehmer genehmigt werden können die Ware ein u.verkaufen mit denen ein Vertrag abgeschlossen wurde ?

________________

Antwort der Redaktion:

Hallo Rudolf,

das D-U-N-S ist nicht nur für Unternehmen, sondern auch für öffentliche Einrichtungen und Behörden, daher hat auch ein Amtsgericht eine D-U-N-S Nummer.

Alles Gute und viele Grüße

die Redaktion
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