Kolumne: YouTubes Algorithmus-Änderungen sind vergebens – das Verhalten der Konsumenten muss sich wandeln

Veröffentlicht: 03.11.2017 | Geschrieben von: Christian Laude | Letzte Aktualisierung: 03.11.2017

YouTube will sich in Sachen Monetarisierung besser aufstellen und hat deswegen an der Technologie gebastelt, die hinter dem Algorithmus der Streaming-Plattform steckt. Diese Nachricht machte vor wenigen Tagen die Runde und dürfte das ein oder andere Herz eines YouTubers, der mit seinen Videos nicht nur nebenbei, sondern vielleicht sogar hauptberuflich sein Geld verdient, für viel Erleichterung gesorgt haben.

YouTube streitet Vorwürfe ab

In der vergangenen Zeit gab es vor allem von den Szenegrößen immer wieder Beschwerden dahingehend, dass sowohl die Abonnenten- als auch die Zuschauerzahlen im Generellen stetig nach unten gehen würden. Bekannte YouTuber wie PewDiePie auf internationaler Ebene und Kelly MissesVlog in Deutschland verbreiteten ihren Unmut, wie sollte es anders sein, in Videos – und drohten zum Teil sogar mit dem Löschen ihrer Accounts.

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Laut einem Bericht der Tagesthemen hat YouTube selbst Anfang Januar 2017 jegliche Vorwürfe hinsichtlich einer außergewöhnlichen Abnahme von Abonnentenzahlen von sich gewiesen und diesen Umstand unter anderem auf die verstärkte Entfernung von Spam-Accounts zurückgeführt. Gleichzeitig werkelt die Plattform eh bereits seit geraumer Zeit an ihrem Algorithmus, um beispielsweise zu verhindern, dass Werbeanzeigen in Videos mit extremistischen Inhalten angezeigt werden, da hier YouTube ebenfalls mit einem Shitstorm zu kämpfen hatte.

Einnahmequellen? Unter keinen Umständen!

Nun also dennoch ein Quasi-Einlenken und die Ankündigung seitens YouTube, dass Werbung in einem passenden Umfeld und damit möglichst zielgruppengenau ausgespielt werden soll, sodass bestenfalls weniger geskippt wird. Doch das eigentliche Problem liegt meines Erachtens ganz woanders und ist so simpel wie gleichzeitig traurig: Die Betrachter der Videos sehen es mittlerweile als völlig selbstverständlich an, Dinge zu konsumieren, in die zum Teil viel Zeit, Arbeit und vor allem auch Schweiß und Tränen geflossen sind, ohne dafür auch nur einen einzigen Cent zu bezahlen.

Selbst das Betrachten von Werbevideos wird als störend eingestuft, ohne dass den meisten überhaupt bewusst ist, dass man mit ein paar Sekunden Lebenszeit die Inhalte, die man so liebt, unterstützen würde – ohne dabei auch nur ansatzweise Geld opfern zu müssen. Und auch andere Einnahmequellen wie beispielsweise Affiliate-Links oder gar Mini-Spenden werden als Ausgeburt der Kapitalismushölle betitelt, weil das Selbstverständnis, mediale Erzeugnisse unentgeltlich zu konsumieren in der heutigen Zeit tief und fest im Bewusstsein verankert ist.

Aufwendige Produktionen müssen unterstützt werden

Natürlich lässt sich der Aufwand bei Videos, in denen Personen Videospiele spielen und dies kommentieren, durchaus in Frage stellen. Es geht vielmehr um kreative und aufwendige Bewegtbilder, an denen möglicherweise sogar mehrere Leute gearbeitet haben, oder sogar ganze Sendungen, hinter denen im vermeintlich richtigen Fernsehen ein ganzes Redaktionsteam steckt und dafür völlig selbstverständlich Geld in Form von Gebühren erhält.

Es gehört nicht viel dazu, seinen favorisierten YouTuber auf irgendeine Art und Weise zu unterstützen und damit Kreativität (finanziell) zu belohnen. Solange sich jedoch am Bewusstsein und Selbstverständnis der Konsumenten nichts ändert, kann die Streaming-Plattform an ihrem Algorithmus schrauben, wie sie will. Oder anders formuliert: Lasst diese verdammte Werbung einfach laufen.

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