Kolumne: Der Online-Handel als Manifestation des Bösen?

Veröffentlicht: 11.04.2014 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 11.04.2014

Als Kind der HighTech-Generation empfinde ich den E-Commerce als wahren Segen. Dennoch gibt es immer wieder Parteien, die dem Online-Handel schädliche Einflüsse, negative Wirkungskräfte oder perfide Machenschaften unterstellen. Wieviel Böses jedoch tatsächlich im E-Commerce steckt, hinterfragt eine neue Studie von Kassenzone und der FH Wedel. Diese trägt den amüsanten Namen „Evil Commerce“ und belegt, dass viele der Vorbehalte gar nicht stimmen.

So zum Beispiel der Vorbehalt, dass der Online-Handel ältere Menschen ausschließt und sich vornehmlich an die jungen Generationen richtet. Dies stimmt in sofern nicht, dass in der Zwischenzeit immerhin über 77 Prozent der 50 bis 59 Jährigen aktives Online-Shopping betreiben und auch die älteren Jahrgänge mit wachsender Tendenz am digitalen Markt teilhaben. Auch dem plakativen Vorwurf, die Innenstädte stürben durch den Online-Handel aus, widersprechen viele Branchenexperten – genau wie dem Vorurteil der massiven Umweltverschmutzung.

Doch obwohl statistische Belege viele Negativ-Mythen widerlegen, gibt es immer noch jene, die den Online-Handel nicht aus wissenschaftlicher, sondern aus moralischer Sicht attackieren: Er trüge zur Verbreitung der irdischen Laster bei. Nun ja… Betrachtet man sich die – aus atheistischer Sicht recht überholten – Unarten, denen der Mensch scheinbar so verfallen kann, dann könnte man durchaus zu dem Schluss kommen, dass Online-Händler es förmlich darauf anlegen, die werte Kundschaft ins Fegefeuer zu bringen. Ein Beispiel, wie ein orthodoxer E-Commerce-Hasser argumentieren könnte:

Online-Händler setzen alles daran, ihre digitalen Shops – natürlich aus böswilligen Motiven – so ansehnlich und attraktiv wie möglich zu gestalten, sodass sich der Kunde nicht nur wohl, sondern auch angesprochen und gut aufgehoben fühlt. Die Produkte werden häufig mit viel Liebe zum Detail präsentiert, arrangiert und zusammengestellt.

Betritt nun ein potenzieller Kunde solch einen digitalen „Shop des Bösen“, wird er geblendet von der mannigfaltigen Schönheit der Produkte, worauf sich sodann ein Funke des Begehrens in seinem Inneren festsetzt. Da jedoch der Kauf eines einzigen Produktes wahrscheinlich die materielle Wollust nicht zu tilgen vermag, entscheidet er sich in seiner wachsenden Maßlosigkeit für eine ganze Kompanie der angebotenen Verführungen.

Ganz im Sinne der Trägheit lässt er sich die georderten Waren vom netten Postboten bereits am nächsten Tag in die heimischen vier Wände liefern, wobei ihm durch die übermütige Freude ein lautes Jauchzen entfährt. Auch Neid und heftiger Ärger lassen sich sicherlich noch in dieser Rechnung des modernen Einkaufens unterbringen.

Aber mal ehrlich: Gibt es etwas Schöneres, als manchmal über die Stränge zu schlagen und – nach dieser Definition – ein bisschen böse zu sein? Egal welchen Namen das Kind nun trägt: Ob „Online-Handel“, „E-Commerce“, „Wunderwelt“ oder „Sündentempel“ – für mich wird die digitale Einkaufswelt immer ein Ort der Glückseligkeit sein.

In diesem Sinne: Auf zum Online-Shoppen!

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