Kolumne: Wie Rocket Internet als Messias gefeiert wird

Veröffentlicht: 22.08.2014 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 17.12.2020

Oliver, Marc und Alexander Samwer beherrschen derzeit die Medien. Inzwischen vergeht kaum ein Tag ohne Nachricht aus dem Rocket-Lager. Das gilt nicht nur für Medien, die sich speziell auf StartUps oder die Tech-Branche eingeschossen haben – hier war der Name „Rocket Internet“ schon weit länger geläufig. Der Inkubator ist aber nun in den etablierten, großen, klassischen Medien angekommen. Die erfahrungsgemäß medienschüchternen Samwers sehen ihr Bild nun in diversen Zeitungen, auf diversen Online-Portalen und Oliver Samwer wurde für eine Frontal 21 Dokumentation nun auch vom ZDF interviewt.

Der Grund für das Medieninteresse: Der bevorstehende Börsengang von Rocket Internet. Die Daten und Werte, die diesen geplanten IPO begleiten, sind beachtlich und haben in der vergangenen Woche noch einmal zugelegt: Vom Einstieg der PLDT am 8. August bis zum Einstieg von United Internet am 15. August stieg der Wert des Unternehmens um eine Milliarde Euro. Nun ist Rocket Internet mit 4,3 Milliarden Euro bewertet und hat heute auch den langjährigen Investor Holtzbrinck Ventures ins Boot geholt.

"Der heilige Gral für die deutsche Digitalwirtschaft"

Der geplante Börsengang ist der größte eines deutschen Tech-Unternehmens und auch der größte Börsengang eines Tech-Unternehmens in Europa. Wie groß die Bedeutung von Rocket Internet ist, zeigt ein Bericht von 20 Minuten: „Gelingt der Wurf, dann wird Oliver Samwer zum digitalen Übervater. Wird es eine Missgeburt, droht die gesamte Techbranche wieder in der Bedeutungslosigkeit zu versinken“, zitiert das Portal das Manager Magazin. Die Börsengänge von Rocket Internet und Zalando seien „der Heilige Gral für die deutsche Digitalwirtschaft“.

Gibt es wirklich nur diese beiden Möglichkeiten? Entweder, die Samwers werden zu übergroßen Tech-Giganten, die eine ganze Branche in die goldene Zukunft führen, oder sie scheitern, versagen, und reißen die gesamte Tech-Industrie mit sich in das Verderben. Diese Metaphorik passt zum Geschäftsstil der Samwers. Oliver Samwer, als „aggressivster Mann des Internets“ bekannt, sagte einst, dass er sterben würde, um zu gewinnen. Zyniker könnten nun natürlich anmerken, dass man kaum gewinnt, wenn man stirbt, aber sei es drum: Die Mentalität der Samwers scheint sich auf den Börsengang zu übertragen.

Ein Scheitern von Rocket Internet würde die gesamte Tech-Branche aber sicher nicht in die Bedeutungslosigkeit werfen. Einen schweren Schlag würde sie aber einstecken müssen, denn der Berliner Inkubator ist mit seinen StartUps das Vorzeige-Tech-Unternehmen aus Deutschland, ja sogar ganz Europas. Mit der Wertsteigerung von einer Milliarde Euro in einer Woche hat der "aggressivste Mann des Internets" gezeigt, zu was er, seine Brüder und Rocket Internet fähig sind. Dass es aber nicht zum Scheitern kommt, dafür wird Oliver Samwer aber sorgen – mit Schweiß, Blut und Tränen, wenn es sein muss.

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