Stationärer Handel

Handelsverband erwartet bald erste Insolvenzen

Veröffentlicht: 17.03.2020 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 25.03.2020
leere Innenstadt

Die Corona-Krise weitet sich zusehends aus. Was vor einer Woche noch unvorstellbar schien, ist heute möglicherweise schon Alltag. Das öffentliche Leben in Deutschland fährt runter und das spüren Kinos, Bars und auch Geschäfte schon jetzt. Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands HDE räumt im Interview mit der FAZ ein, dass er es vor einer Woche noch für undenkbar gehalten hätte, dass Geschäfte schließen. Mittlerweile tritt genau dies ein, abgesehen von Supermärkten oder Apotheken.

Der Lebensmittelhandel profitiere zwar aktuell von der Situation, in anderen Branchen aber, etwa in der Möbel- oder Elektronik-Branche, „haben wir jetzt schon die Hälfte des Umsatzes verloren. Jetzt kommt der Totalausfall, der ist nicht mehr aufzufangen. Schon in drei bis vier Wochen wird es Insolvenzen geben. Dauert der Shutdown acht Wochen, kann der Einzelhandel das nicht aushalten“, erklärt Genth. Allein der Non-Food-Bereich verliere schon jetzt jeden Tag 1,15 Milliarden Euro.

Hilfspakete reichen nicht

Zwar hat die Bundesregierung umfangreiche Hilfen für Unternehmen – auch kleine und mittelständische – beschlossen, doch Genth geht nicht davon aus, dass diese Hilfspakete ausreichen. „Alle Kosten laufen ja weiter, die Löhne, die teuren Mieten, Rechnungen müssen bezahlt werden. Wir brauchen jetzt sofort Direktzahlungen, die weit über das Beschlossene hinausgehen, um eine Insolvenzwelle zu verhindern.“ Es brauche neben der Unterstützung des Mittelstandes auch Sofortzahlungen für große Kaufhausketten. Man müsse vor allem auf KfW-Bürgschaften ohne Eigenbeteiligung setzen, vor allem aber zeitnah: „In wenigen Wochen ist es für viele eigentlich gesunde Unternehmen mit funktionierendem Geschäftskonzept zu spät.“

Online-Handel auch betroffen

Auch der Online-Handel leidet unter der Krise. Genth nennt die Situation „paradox“. Die Online-Umsätze seien ebenfalls um 20 bis 30 Prozent zurückgegangen, die Konsumneigung leide aktuell ganz generell. Man befinde sich mittlerweile in einem „Teufelskreis“, sagt Genth: „Auch wenn es Kurzarbeitergeld gibt, fallen für viele Beschäftigte Teile ihres Einkommens weg. Das ist ein Teufelskreis, denn die sinkenden Einnahmen reduzieren im nächsten Schritt dann wieder den Konsum, der so dringend nötig wäre.“

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