Schnäppchenfalle

Betrug auf Vinted: Warnung vor Birkenstock-Angeboten

Veröffentlicht: 03.04.2024 | Geschrieben von: Yvonne Bachmann | Letzte Aktualisierung: 04.04.2024
Vinted Logo an Gebäude

Eigentlich will man mit einem Kauf über das Secondhand-Portal Vinted etwas Gutes für die Umwelt tun und gleichzeitig den Geldbeutel schonen. Doch auch die Vinted-Community wird nicht von Betrügereien und Abzocke verschont. Derzeit sollen Kriminelle Ahnungslose in die Falle locken.

Betrug bei Vinted mit Marken wie Birkenstock

Birkenstock-Sandalen waren viele Jahre einfach nur out und als Öko-Latschen verschrien. Mittlerweile kostet ein Paar dieser Schuhe gut und gerne 100 Euro und sie sind zum Must-have geworden. Nicht jede:r kann und will sich die teuren Treter jedoch leisten. Warum sie also nicht aus zweiter Hand bei Vinted kaufen? Doch das vermeintliche Schnäppchen entpuppt sich möglicherweise als Drama. Aufmerksam geworden auf eine neue Abzocke sind wir durch dieses Video:

Die Userin erzählt von ihrem fehlgeschlagenen Vinted-Kauf. Nach einem ganz normalen Kauf über die Secondhand-Plattform und der erfolgten Lieferung erhielt sie völlig überraschend eine Rechnung von Birkenstock über den vollen Preis der Schuhe, denn angeblich habe sie diese dort gekauft. Bei der Betrugsmasche werden Käufer:innen also doppelt zur Kasse gebeten: einmal im Zuge des Kaufs bei Vinted und zusätzlich durch die Rechnung direkt von Birkenstock.

Wie kommt es zu so einem Vorfall? Kriminelle bestellen offenbar im Namen der Person, die die Schuhe bei Vinted gekauft hat, direkt bei Birkenstock und lassen die Schuhe „auf Rechnung“ auch dorthin liefern. Somit haben sie ihre Pflicht quasi erfüllt und die Schuhe vermeintlich geliefert. Lediglich die E-Mail-Adresse wird bei der Bestellung getauscht. 

Bequeme Zahlungsarten begünstigen Identitätsdiebstahl

Während die Kriminellen den bei Vinted veranschlagten Kaufpreis einsacken können, müssen die Geprellten die Schuhe doppelt bezahlen – einmal an die Kriminellen über Vinted und einmal an Birkenstock. Auch andere Marken wie Hallhuber sollen betroffen sein.

Grafik: So läuft der Betrug bei Vinted mit Birkenstock-Schuhen ab

Ein großer Treiber ist dabei der Kauf auf Rechnung. Der Online-Handel möchte Bestellungen besonders einfach und bequem machen. Und so ermächtigen bei vielen Online-Shops schon ein paar Klicks und Daten zur Warenbestellung. Hierüber wird es Kriminellen ermöglicht, mit nur wenigen persönlichen Informationen des Opfers in deren Namen Bestellungen auszulösen und Konstellationen wie die oben beschriebene zu ermöglichen.

Muss ich die Birkenstock-Sandalen jetzt doppelt zahlen?

„Wie ist die Rechtslage?“, fragen die geprellten Opfer. Für jegliche Zahlungsaufforderung muss ein entsprechender Kaufvertrag zugrunde liegen. Bekommt das Opfer eines Identitätsdiebstahls eine Rechnung oder Mahnung, gibt es zwischen Birkenstock und der Person aber keinen Vertrag, denn Letztere hat die Bestellung nie getätigt oder autorisiert. Die Betroffenen erfahren also meist erst durch die Zahlungsaufforderung davon, dass unter ihrem Namen überhaupt eine Online-Bestellung getätigt worden ist. Eine Zahlungspflicht besteht hier somit nicht. In der Folge bedeutet das aber streng genommen auch, dass die Schuhe zurückgegeben werden müssen. Rein rechtlich sind dann also zumindest die Schuhe weg und die größere der beiden Summen vom Tisch. 

Ob man den Betrag, den man über Vinted bezahlt hat, wiedersieht, ist eine andere Frage. Möglicherweise kann der Vinted-Käuferschutz einspringen. Wurde von den Kriminellen eine Sendungsnummer hinterlegt, kommt man hier jedoch nicht unbedingt weiter. Versuchen kann man es auch bei PayPal, wenn die Zahlung mit Käuferschutz angewiesen wurde. Aber das ist bei Privatkäufen eher die Ausnahme.

Nun ist der nächste Schritt der Gang zur Polizei, um den Vorfall zur Anzeige zu bringen. Dass auch die oft wenig ausrichten kann, sei jedoch schon einmal gespoilert. Mit dem Aktenzeichen kann man aber immerhin weitere Maßnahmen einleiten, wie die Forderung abwehren und den Identitätsdiebstahl bei den Auskunfteien melden (z. B. der Schufa).

Update vom 04.04.2024

Vinted hat uns die Betrugsmasche bestätigt. Man gehe zum Schutz seiner Community dagegen vor und prüfe kontinuierlich jede einzelne Transaktion, teilte uns das Unternehmen mit. Mitglieder, die mit dem Vinted-Käuferschutz gekauft haben, können jedoch standardmäßig nur entschädigt werden, wenn sie den Kauf über den Kaufen-Button getätigt haben und innerhalb von zwei Tagen ab der Lieferung Probleme mit der Bestellung gemeldet haben, erklärt eine Sprecherin unserer Redaktion. Im Großteil der Fälle, die mit diesem spezifischen Betrugsmuster zusammenhängen, hätten Betroffene die Transaktion sofort stornieren und eine Rückerstattung vornehmen können. Viele User:innen verwenden jedoch lediglich die Chat-Funktion und überweisen das Geld ins Blaue hinein und ohne Käuferschutzoptionen, um so Kosten zu sparen. Sie sind nun offenbar auf sich gestellt.

Vinted rät Mitgliedern im Rahmen dieser Betrugsmasche, den betreffenden Online-Shop direkt zu kontaktieren und den Fall der Polizei zu melden. „Um Mitglieder auf Betrugsversuche zu sensibilisieren, schickt Vinted regelmäßig In-App Mitteilungen an aktive und neue Mitglieder, um über sichere Transaktionen auf Vinted aufzuklären. Zudem ermutigt Vinted den Gebrauch des In-App-Messaging-Tools und empfiehlt, von verifizierten Konten und der Feedback-Politik des Unternehmens zu profitieren.“ Das teilte uns Vinted ebenso mit.

Anzeichen für mögliche Betrugs-Anzeigen:

  • Besonders preisgünstige Markenartikel (der Verkaufspreis für einen einwandfreien Artikel liegt beispielsweise 50 Prozent unter dem Marktpreis)
  • Profile ohne Bewertungen
  • Kryptische Profilnamen
  • Keine Profilfotos oder Nutzung von Stockfotos
  • Auffälliges Sortiment (z. B. mehrere gleiche Artikel)

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Über die Autorin

Yvonne Bachmann
Yvonne Bachmann Expertin für: IT-Recht

Yvonne ist schon seit Beginn ihrer juristischen Laufbahn mit Leib und Seele im IT-Recht unterwegs. Seit Anfang 2013 ist sie als Volljuristin beim Händlerbund tätig und berät dort hilfesuchende Online-Händler in Rechtsfragen rund um ihren Shop. Genausolange berichtet sie bei uns zu Rechtsthemen, welche die E-Commerce-Branche aufwirbeln. 

Sie haben Fragen oder Anregungen?

Kontaktieren Sie Yvonne Bachmann

Kommentare  

#1 Cassandra 2024-04-04 10:33
So ärgerlich diese Masche ist, neu ist sie nicht. Gerade auf Vinted lief eine solche Betrugsserie schon im Jahr 2022.

Schade, dass es für sowas nicht eine Meldeplattform etc gibt, wo betroffene "echte" Händler sich zusammen tun können. Vinted wie man sieht ist nach wie vor Pappnasig unterwegs und koordiniert da genau Null.
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