Unsichere Zukunft

TikTok: Wird das Videonetzwerk jetzt zwangsverkauft?

Veröffentlicht: 11.03.2024 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 11.03.2024
TikTok

TikTok ist eines der wichtigsten sozialen Netzwerke der Welt. Gerade jüngere Generationen nutzen TikTok in großem Maße und wer die junge Zielgruppe ansprechen will, muss hier Präsenz zeigen. Aber das Image von TikTok wackelt schon lange, in den USA wird über Verbote diskutiert, der chinesische Mutterkonzern ByteDance wird kritisch beäugt. So kritisch, dass TikTok in seiner aktuellen Form, zumindest erst einmal in den USA, möglicherweise nicht mehr lange fortbesteht. Am Mittwoch wird im US-Repräsentantenhaus über einen Gesetzesvorschlag abgestimmt, mit dem ByteDance zum Verkauf des sozialen Netzwerks noch in diesem Jahr gezwungen werden soll.

Andernfalls könnte es dazu kommen, dass TikTok aus den App-Stores von Apple und Google verschwindet, wie das Wall Street Journal unter Berufung auf Insider berichtet. Dass der Gesetzesvorschlag auf breite Zustimmung trifft, sei dabei sehr wahrscheinlich. Per Direktnachricht in der App hatte TikTok die US-Nutzer:innen zur politischen Einflussnahme auf die Abgeordneten aufgefordert – das kam bei den Politikern freilich nicht gut an. Bei einer Zustimmung im Repräsentantenhaus müsste das Gesetz danach noch durch den Senat, aber auch das wäre wohl nur Formsache.

Potenzielle Käufer bringen sich in Position

Jetzt wird schon spekuliert, wer TikTok möglicherweise kaufen könnte – und offenbar gibt es auch schon Interessenten. Mehrere Tech-Größen überlegen bereits, wie ein möglicher Zwangsverkauf abgewickelt werden könnte. So sollen sich Bobby Kotick – bis Ende 2023 langjähriger CEO von Activision Blizzard – und OpenAI-Chef Sam Altman in der vergangenen Woche getroffen haben, um über das Thema zu sprechen. Eine mögliche Übernahme wäre aber nur mit weiteren Partnern möglich.

Denn laut diverser Modellrechnungen würde man über einen Betrag von mehreren Hundert Milliarden US-Dollar sprechen. Diese Größenordnung könnten allein nicht einmal Elon Musk oder Jeff Bezos stemmen. Daher gehe es aktuell darum, potente Geldgeber zu finden. Kotick falle dabei die Rolle zu, solche Partner zu akquirieren. Ob das am Ende überhaupt möglich ist, wird sich zeigen. Die Alternative wäre vorerst: TikTok wird in den Vereinigten Staaten für unbestimmte Zeit aus den App-Stores genommen.

 

Gebremstes Wachstum

Mitten in diese politisch aufgeladene Situation fällt ein Bericht der Financial Times (FT), demzufolge eine aktuelle Marktanalyse von Sensor Tower belege, dass das Interesse der Nutzer:innen an TikTok offenbar stagniert. TikTok lag jahrelang stets an der Spitze, wenn es um die meisten App-Downloads ging. Im vergangenen Jahr sind die Downloads der App aber nur um vier Prozent gewachsen, auf immerhin immer noch 733 Millionen. Das Problem: Der große Konkurrent Instagram legte im gleichen Zeitraum um 20 Prozent auf 768 Millionen Downloads zu.

Hauptgrund für den Erfolg von Instagram: Das Meta-Netzwerk setzt mittlerweile ebenfalls stark auf Kurzvideos, sogenannte Reels, und hat TikTok damit erfolgreich kopiert. „Instagram hat TikTok in den letzten Jahren bei der Akzeptanz übertroffen, was auf die Popularität seiner Reels-Funktion zusammen mit älteren Social-Media-Features und -Funktionen zurückzuführen ist“, zitiert die FT Abraham Yousef, Senior Insights Manager bei Sensor Tower. Ob auch die immer wieder aufkeimenden Diskussionen über das mögliche Datensammeln chinesischer Behörden bei TikTok zum gesunkenen Interesse beitragen, ist Spekulation, aber nicht unwahrscheinlich.

TikTok selbst wehrt sich gegen die Kritik. Das soziale Netzwerk sehe sich nicht als Tochter eines chinesischen Unternehmens, so die Tagesschau. ByteDance gehöre zu 60 Prozent westlichen Investoren mit Firmensitz auf den Cayman Islands. Die chinesischen Gründer halten allerdings nach wie vor 20 Prozent und haben höhere Stimmrechte.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Über den Autor

Christoph Pech
Christoph Pech Experte für: Digital Tech

Christoph ist seit 2016 Teil des OHN-Teams. In einem früheren Leben hat er Technik getestet und hat sich deswegen nicht zweimal bitten lassen, als es um die Verantwortung der Digital-Tech-Sparte ging. Digitale Politik, Augmented Reality und smarte KIs sind seine Themen, ganz besonders, wenn Amazon, Ebay, Otto und Co. diese auch noch zu E-Commerce-Themen machen. Darüber hinaus kümmert sich Christoph um den Youtube-Kanal.

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