Kolumne: Amazons Live-Show… zu bunt, zu schrill, zu jung?

Veröffentlicht: 11.03.2016 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 11.03.2016

Ich habe Amazon schon immer ein bisschen als den MacGyver des Handels betrachtet. Alles, was das Unternehmen anpackt, wird für gewöhnlich ein Erfolg und selbst aus den wahnwitzigsten und absurdesten Ideen zaubert der Konzern ein erfolgreiches Konzept. Natürlich hat Amazon unumstritten den Tod vieler konkurrierender Unternehmen zu verantworten. Doch versucht man objektiv auf den Stand der Dinge zu schauen, so muss man zugeben, dass Amazon weiß, wie man Kunden anspricht, verführt und umsorgt.

Ein Aspekt, der die Pläne und Konzepte von Amazon so erfolgreich macht: Die breite Masse fühlt sich angesprochen. Es scheint immer für jeden etwas dabei. Doch bei dem neuesten Coup des Unternehmens bin ich mir nicht so sicher, ob es dieses Mal auch so ist. Vor einigen Tagen hat Amazon einen neuen Verkaufskanal aus dem Hut gezogen: eine Art QVC-Gedächtnis-Show. Eine Shopping-Sendung, die man in der Woche täglich live online streamen oder – wenn man die Sendung verpasst hat – auch nachträglich ansehen kann.

TV-Sternchen mit Zahnpasta-Lächeln

„Style Code“ heißt die Show, die sich um die Themenbereiche Lifestyle, Beauty und Fashion manifestiert. Geführt wird die Show von Lyndsey Rodrigues, die zuletzt bei MTV unter Vertrag war, Rachel Smith, Korrespondentin für ABC News, sowie Frankie Grande, der bei der US-Version von „Big Brother“ das Publikum in Wallung brachte. Diese drei TV-Sterchen stellen verschiedene Outfits vor, die sich – NATÜRLICH – sofort über Links auf Amazon kaufen lassen. Daneben sollen diverse Gäste für Schwung, Tipps und Coolness sorgen.

Streaming-Show Style Code von Amazon
Streaming-Show Style Code © Amazon

Dabei setzt Amazon bei der Show auf Interaktion mit den Nutzern. Während die Moderatoren teils wild durcheinander plappern, ihre Zahnpasta-Lächeln zum Besten geben und eine bunt-parfümierte „Trendiness“ versprühen, kann man als Zuschauer live mit dem Team chatten. Und wenn man Glück hat, wird die eigene Frage beantwortet oder das eigene Statement kommentiert.

Entspanntes Shoppen sieht anders aus

Alles in allem unterscheidet sich das Format nicht gravierend vom herkömmlichen Home-Shoppping. Doch die Unterschiede, die es gibt, springen recht deutlich hervor. Nicht umsonst liest man im Internet Rezensionen in der Art, dass die Amazon TV-Show wie „QVC für Mode-Hipster“ oder „QVC auf Steroiden“ sei. Es scheint, als wollten sich die Moderatoren im Hip-Sein übertrumpfen. Alles ist toll und modisch und einfach unfassbar stylisch. Ein Produkt jagt das nächste. Ohne dass man zum Luftholen kommt. Die teils viel zu laute Hintergrundmusik tut ihr Übriges.

Normalerweise verspricht ein Format, mit dem man von Zuhause aus shoppen kann, Entspannung pur. Ein Schlendern durch digitale Sphären oder seicht präsentierte Produktwelten. Die Amazon TV-Show artet für meinen Geschmack allerdings zu sehr in Stress aus. Wenn man nicht unbedingt ein Fashion-vernarrter Mode-Freak ist, der mit Anfang Zwanzig dem Blogging-artigen Streaming-Format Tipps zu aktuellen Trends entlocken möchte, dann fällt es meines Erachtens recht schwer, die Sendung zu lieben.

Vielleicht entspreche ich einfach nicht der Zielgruppe. Aber wenn Amazon versucht, mir zu zeigen, welches „Social Media MakeUp“ gerade angesagt ist, dann komme selbst ich ins Stocken. Ein Social Media MakeUp? Ein MakeUp, speziell für soziale Netzwerke? – Ich muss zugeben, das verstehe ich nicht!

Und auch wenn mich Amazon in der Vergangenheit als Endkunde durchaus angesprochen und mich in den Amazon-Strudel gezogen hat… Sorry. Hier bin ich raus!

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