Kolumne: #Glittersport – Von Liebe zu Frust in wenigen Stunden

Veröffentlicht: 18.11.2016 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 21.11.2016

Es hätte die Marketing-Kampagne des Jahres werden können… Nun steht Ritter Sport fast vor dem Shitstorm des Jahres. Alles ausgelöst durch ein Einhorn.

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Worum es geht? Um die #Glittersport Einhorn-Schokolade. Unter dem Slogan „Quadratisch. Magisch. Gut.“ stellte Ritter Sport am 1. November die limitierte Sorte vor, die es nur online oder in den beiden Ritter-Sport-Shops in Berlin und Waldenbuch gab. Über alle möglichen sozialen Netze vermarktet, brachte Ritter Sport das Internet zum Explodieren. Und der eigene Shop wurde auch gleich ins Jenseits katapultiert – die Ritter Sport Server konnten dem Ansturm nicht standhalten.  

Server macht nach vier Minuten schlapp

Schon an diesem Punkt zeigten sich die kaufwütigen Fans unglücklich. Aber es wurde immer wieder gesagt, dass es sich um eine limitierte Edition handelt. Wer nichts abbekommen hat, hatte eben Pech. Aber Ritter Sport ist ja nett und wollte wahrscheinlich noch mal ordentlich Geld verdienen – wie hoch wohl die Marge bei so einer Tafel ist? – weswegen am 14. November eine weitere Verkaufsrunde stattfand.

Jetzt könnte man meinen, Ritter Sport hat dazu gelernt. Könnte man. Oder auch nicht. Na ja, vielleicht ein bisschen. Zwar wurden die Server-Kapazitäten aufgestockt, doch scheinbar viel zu wenig, denn binnen vier (!) Minuten war der Shop schon wieder down. Und das alles wegen Schokolade.

 

Der Shitstorm war (leider) vorprogrammiert

Was darauf folgte, kann sich jeder denken, der wenigstens ein bisschen Ahnung vom Internet und von frustrierten Menschen hat. Genau. Die Leute haben angefangen, sich zu beschweren. Die Facebook-Posts von Ritter Sport haben aktuell alle mehrere Hundert Kommentare und Tausende Reaktionen. Und die wenigsten davon sind positiv.

Ritter Sport sah sich in den letzten Tagen unter anderem mit dem Vorwurf konfrontiert, dass alles eine große Masche gewesen sein soll. Verschwörungstheorie ick hör dir trapsen! In der veröffentlichten Stellungnahme (ja – es gibt eine Stellungnahme von Ritter Sport zum Einhorn-Schoko-Gate) macht der Schokoladen-Hersteller deshalb noch einmal deutlich, dass das absoluter Quatsch ist. Denn das Unternehmen hat recht: Warum sollte es seine Fans und Kunden verärgern wollen? Das macht alles andere als Sinn.

Wenn das Kleinkind wiedererwacht

Doch Kunden scheint das egal zu sein. Es gibt etwas, was sie wollen, und wenn sie es nicht bekommen, wird aus Liebe Frust, Ärger und Wut. Erwachsene Menschen werden zu Kleinkindern und werfen sich auf den digitalen Shop-Boden und fangen an, wie wild mit Armen und Beinen um sich zu treten und laut zu schreien. Und selbst jetzt, nachdem sich Ritter Sport entschuldigt hat und wirklich gut auf die Kritik der Frustrierten eingegangen ist, hagelt es weiter Beschwerden.

Aber so sind die Leute eben. Sie fühlen sich benachteiligt und hintergangen und fangen dann an, beleidigend zu werden. Sieht man leider sehr oft im Internet und gerade auf Facebook. Es macht einen als Außenstehenden schon etwas traurig, denn Ritter Sport wollte den Menschen nur eine Freude machen und für ein bisschen Abwechslung im Herbst-Grau sorgen. Stattdessen müssen sie sich jetzt dafür entschuldigen, mal etwas gewagt zu haben. Sehr Schade. Und wer weiß, ob dieses Paradebeispiel von Absurdität nicht am Ende dazu führt, dass Unternehmen lieber die Füße still halten und sich nichts mehr trauen.

In diesem Sinne: Liebe Unternehmen, seid weiter mutig. Nicht alle Kunden sind so gemein und können die Ideen durchaus wertschätzen, auch wenn sie vielleicht nichts von dem Produkt abbekommen haben.

 

Kommentare  

#1 Steffen 2016-11-18 19:11
Ich kann Ideen wertschätzen. Ich fand und finde diese Aktionen von Ritter durchaus lustig, eine interessante Form des Marketings und einfach mal erfrischend anders.

Nur kommt dann das große Aber: Ritter wusste um die Beliebtheit dieser Aktion. Entsprechend plante man vor. Und doch waren die Server wieder zwei Tage lang down (bis zum Ausverkauf). Es gibt viele Wege und vor allem Anbieter, um kurzfristig die eigene Serverkapazität (und Ritter wird wahrscheinlich eh einen externen Hoster haben) nahezu unbegrenzt aufzustocken. Man hätte den Shitstorm also verhindern können. Hätte, man wollte aber offenbar nicht. Und deshalb war der Shitstorm nicht nur zu erwarten, sondern eventuell tatsächlich in gewisser Weise eingeplantes Kalkül.
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