Kolumne: F-Commerce 2.0 - Frischer Wind in den Segeln

Veröffentlicht: 18.07.2014 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 18.07.2014

 

Eine neue Funktion von Facebook, die derzeit getestet wird, soll Unternehmen den Online-Handel erleichtern. Das neue Feature bringt einen „Buy“-Button in Werbeanzeigen und Status-Updates unter, mit dem Nutzer direkt über die Plattform einkaufen können sollen. Das soziale Netzwerk betont, dass die Privatsphäre und Kontodatensicherheit gewährleistet seien: Man werde keine Zahlungsdaten an andere Werbetreibende weitergeben und die Nutzer können auswählen, ob sie ihre Kreditkarteninformationen für den späteren Gebrauch speichern wollen oder nicht. Wird sich der Facebook Buy-Button durchsetzen?

Mit dem neuen Feature will Facebook zweifellos ein größeres Stück vom E-Commerce-Kuchen abhaben. Es gibt zwar schon die Möglichkeit, dass Händler ihre Waren über Facebook feilbieten können, doch kaum jemand nutzt den sogenannten Facebook-Commerce. Schon vor zwei Jahren ließ sich beobachten, dass die Kunden ausblieben, obwohl man durch die 845 Millionen Nutzer mit einer gewaltigen Zielgruppe gerechnet hatte. Zu kompliziert gestaltete sich der Einkauf über die Plattform Facebook. Die Integration eines „Buy“-Buttons soll wieder Schwung in den F-Commerce bringen. Damit eröffnet sich auch für Facebook eine neue Einnahmequelle – Mark Zuckerberg ist ja dafür bekannt, früher oder später aus allem Geld schlagen zu wollen.

Der logische Schritt

Kleinere Händler dürfte das sicher freuen, wenn es denn funktioniert: Sie können vermutlich ohne großen Aufwand eine Verkaufsplattform erschaffen. Eigene Erfahrungen zeigen immerhin, dass die Integration eines „Jetzt Buchen“-Buttons in Anzeigen für Veranstaltungen sehr einfach funktioniert. Der „Buy“-Button wird sicherlich ähnlich einfach integriert sein. Und trotz der bisherigen Erfahrung mit dem F-Commerce gilt auch immer noch, dass das Netzwerk einen riesigen Nutzerstamm und damit eine riesige potenzielle Zielgruppe für Händler bietet. Bisher verwenden die meisten Unternehmen Facebook aus diesem Grund auch als eine sehr wirksame Marketing-Maschine. Inhalte werden geteilt, Informationen verbreitet, Werbeanzeigen geschaltet. Dass nun die Möglichkeit geschaffen wird, schnell und einfach Waren zu kaufen, ist nur ein logischer Schritt.

Es bleibt aber die große Frage: Werden die Nutzer gerne über Facebook einkaufen? Wenn das System selbst einfacher wird, bestimmt. Online-Kunden sind bequeme Menschen. Ein Klick auf einen „Buy“-Button und ein einfaches Zahlungssystem, könnten einige Nutzer zum Kauf animieren. Auch die Tatsache, dass man die Plattform dafür nicht verlassen muss, spricht für die neue Funktion. Damit könnte der F-Commerce also doch wieder Fahrtwind aufnehmen. Wie t3n anmerkt, scheint das Interesse der Nutzer an einer solchen Funktion auch gegeben: Der Social-Shopping-Anbieter Soldsie habe bereits erfolgreiche Direktkäufe über Facebook angeboten.

Eine gesunde Portion Misstrauen

Problematisch könnte aber trotzdem die Datensicherheit sein. Zwar hat Facebook angekündigt, die Privatsphäre und die Sicherheit der Kontodaten wahren zu wollen, aber die Vergangenheit bietet viele Beispiele, dass Datensicherheit bei Facebook nicht gerade großgeschrieben wurde. Das Unternehmen sollte sich aber besser an seine Ankündigung halten. Datenskandale, Abhörskandale, eBay-Hackerangriffe und dergleichen haben ein ziemliches Loch in das Vertrauen der Kunden gerissen. Und wenn Facebook davon spricht, Privatsphäre und Datensicherheit gewährleisten zu wollen, dann begegnet man dieser Aussage am besten wohl mit einer gesunden Portion Misstrauen.

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