T-Commerce wird sich gedulden müssen

Veröffentlicht: 09.01.2014 | Geschrieben von: Giuseppe Paletta | Letzte Aktualisierung: 09.01.2014

H&M und Delivery Agent möchten den Super Bowl nutzen, um endlich den T-Commerce salonfähig zu machen. Die Handelsbranche gibt sich bislang aber noch kritisch.

Wird sich T-Commerce langfristig durchsetzen?

(Bildquelle T-Commerce: digieye via Shutterstock) 

Ist die Zeit schon reif für den sogenannten T-Commerce, den direkten Handel also über das Fernsehgerät? Das schwedische Textilunternehmen H&M jedenfalls nutzt die mediale Aufmerksamkeit des amerikanischen Super Bowls, um sich mit den Möglichkeiten des T-Commerce vertraut zu machen. Da stellt sich die Frage, ob es nur bei einem Test bleiben wird, oder ob die Firma hinter der Technologie, Delivery Agent aus den USA, den Handel endgültig von der Idee überzeugen kann.

Super Bowl als Sprungbrett für T-Commerce

Es wäre nicht das erste Mal, dass das Finale der American-Football-Profiliga als Sprungbrett für eine noch nicht etablierte Marketingform genutzt werden würde. Bereits im Jahr 2004 nutzten Apple und der Getränkekonzern Pepsi den Super Bowl, um den legalen Download von Musikinhalten über das Internet zu bewerben: Die Aktion entpuppte sich im Nachhinein als Ritterschlag für Apples iTunes.

Das junge Unternehmen Delivery Agent aus San Francisco scheint nicht am Erfolg des T-Commerce zu zweifeln. Getreu dem Unternehmensslogan „Turning Viewers into Customers“, setzt es alles daran, die Technologie an den Mann zu bringen. Bislang konnte Delivery Agent nicht nur namhafte Fernsehsender wie Comcast oder NBC Fox gewinnen, sondern mit der Deutschen Bank, Credit Suisse und PayPal auch starke Partner aus dem Finanzsektor. Mit letzteren sollen die Jungunternehmer gar einen Börsengang für Mitte nächsten Jahres planen. Die Weichen für den Durchbruch des T-Commerce scheinen also gestellt.

Handel zeigt noch wenig Interesse

Allerdings fehlt bislang eine wichtige Komponente: Die Überzeugung des Handels, Geld in die neue Technologie zu investieren. Mit Pepsi, H&M und Samsung lassen sich die Partner von Delivery Agent aus dem Handel noch an einer Hand abzählen.

Mithilfe von H&M und dem Super Bowl möchte Delivery Agent im Februar also nicht nur die Verbraucher von der Notwendigkeit seines Produktes überzeugen, sondern auch die Handelswelt. Kritiker glauben allerdings, dass dies dem Unternehmen nicht gelingen wird.

Ein Element, das dem T-Commerce im Moment für den Durchbruch noch fehle, sei der Faktor Personalisierung, sagt zum Beispiel Penny Gillespie, vom Marktforschungsunternehmen Gartner. Während Werbung auf Smartphones oder Tablets personalisiert werde und sich nach den Interessen der Nutzer richte, fehle dieser entscheidende Faktor laut Gillespie noch beim Fernsehen. Lediglich die Möglichkeit, Produkte direkt aus Fernsehwerbespots heraus zu kaufen, reiche noch nicht für den Durchbruch. Im schlimmsten Fall würde das die Fernsehzuschauer sogar verärgern. „Eine feine Linie trennt zwei Möglichkeiten: Entweder man langweilt die Zuschauer, oder man löst ein technisches Problem für sie", so Gillespie.

Technisch gesehen, soll T-Commerce schon seit Jahren möglich sein, auch wenn die meisten Fernsehzuschauer nicht unbedingt über die richtigen Fernsehgeräte der Generation Smart-TV verfügen. Experten sehen allerdings das Problem woanders: Die Verbraucher haben sich daran gewöhnt, mit ihren Smartphones oder Tablets online einzukaufen. Im Moment hätten sie nicht das Bedürfnis, zusätzlich per Fernbedienung während des Fernsehens einzukaufen.

Es scheint also, als bleibt das T-Commerce vorerst nur in der Form der altbekannten Shopping-Sender a la QVC oder RTL Shop zugänglich.

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