Andreas Wielgoss von Ebay im Interview

Automobilgeschäft: „Die Plattformisierung bietet Chancen für alle Beteiligten“

Veröffentlicht: 24.10.2023 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 24.10.2023
Ebay

Die Diskussion um den Verbrennungsmotor ist einer der großen Aufreger der aktuellen Bundesregierung. Deutschland sieht sich traditionell als Auto-Nation: Wenn es um Motoren, Autobahnen und Tempolimits geht, dann darf man davon ausgehen, dass heiß und leidenschaftlich gestritten wird. Ein mögliches Verbrenner-Aus hätte aber nicht nur Auswirkungen auf die Automobilbranche, sondern auf die Wirtschaft insgesamt und auch auf den Handel. Andreas Wielgoss kann davon ein Lied singen. Wielgoss verantwortet bei Ebay den Bereich Motors, also alles rund um Autoteile, Reifen, Felgen, Motorradteile und entsprechendes Zubehör.

Wielgoss beobachtet schon seit einiger Zeit ein Wachstum des Ersatzteilemarkts und eine immer weiter fortschreitende Plattformisierung der Sparte. Das ist gut für Ebay, aber auch für Händler:innen, Werkstätten und Kund:innen, wie Wielgoss findet. Die wachsende Elektrifizierung der Automobilbranche macht sich darüber hinaus bereits längst auf dem Marktplatz bemerkbar.

OHN: Andreas, du sagst, der Ersatzteilemarkt befindet sich in der Plattformisierung – wie meinst du das?

Andreas Wielgoss: Autos werden immer älter. Das Durchschnittsalter der PKW auf deutschen Straßen wächst seit Jahren und liegt mittlerweile bei zehn Jahren. Bei Motorrädern sind es sogar fast 20 Jahre. Der Fahrzeugbestand ist also so alt wie nie, so groß wie nie – und so divers wie nie. Das verstärkt das Wachstum des Ersatzteilemarkts, während es immer schwieriger wird, die passenden Teile zu finden.

Unter diesen Rahmenbedingungen bieten digitale Plattformen hervorragende Lösungen. Sie sind ein Booster für die Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Mit Plattformen steht Fahrzeugbesitzer:innen ein bundesweites und sogar internationales Angebot an Teilen zur Verfügung, mit voller Preistransparenz.

Plattform als Chance

Ist das für kleinere Händler:innen und Werkstätten nicht eigentlich eine schlechte Nachricht?

Nein, die Plattformisierung bietet Chancen für alle Beteiligten im Automobilgeschäft. Werkstätten haben mittels Einkauf auf Plattformen eine größere Auswahl an Produkten und preisgünstigen Alternativen. Händler:innen wiederum können noch mehr Kund:innen erreichen.

Die Diskussionen um das Verbrenner-Aus, um E-Fuels und die elektrische Offensive bestimmen die Schlagzeilen, seitdem die Ampelregierung die Geschäfte leitet. Wie verfolgt Ebay diese Diskussion, gerade in Hinblick auf den bei euch sehr großen Autoteile-Bereich? Ist Ebay nicht eigentlich in gewisser Weise daran gelegen, dass Verbrenner noch möglichst lange auf der Straße bleiben?

Als Plattform sind wir sehr flexibel und resilient – wir passen uns sehr schnell an, wenn der Markt sich ändert. Zwar enthalten Elektroautos beispielsweise weniger Teile als Verbrenner und benötigen damit auch weniger Ersatzteile – der Aufbau der Infrastruktur bringt aber von Anfang an ebenfalls einen zusätzlichen Schub. So sind wir heute bereits die führende Plattform für Ersatzteile, Wallboxen, Lade- und Adapterkabel.

Und auch wenn elektrische Fahrzeuge Marktanteile gewinnen und durch das anstehende Verbot von Verbrenner-Neuzulassungen noch massiv zulegen werden, wird der Bestand von Verbrennern noch auf Jahre immens sein.

Wie groß ist denn bei euch der Anteil von Teilen für „Nicht-Verbrennern“, also vor allem natürlich für E-Autos. Ist der in den vergangenen Monaten/Jahren merklich gestiegen?

Die Veränderungen und Verschiebungen innerhalb der Branche spiegeln sich gewissermaßen auf unserem Marktplatz. Das gilt auch für die wachsende Bedeutung von E-Autos, die aktuell etwa 2,1 Prozent der Flotte auf deutschen Straßen ausmachen (exklusive Hybrid-Autos). Bis 2025 erwarten wir ein Wachstum auf 5 Prozent und bis 2030 auf 15 Prozent.

Der Car Park wird also sukzessive elektrischer. Und das zeigt sich auch auf unserem Marktplatz. Auf bestimmte Teile bzw. Produktgruppen wie Elektronik-Teile, Wall-Boxen und Reifen hat die Elektrifizierung heute schon Einfluss. Andere Produktgruppen wie Stoßstangen, Sitzbezüge oder Spiegel sind davon gar nicht betroffen.

Trend: Do It Yourself

Autos werden nicht erst seit gestern immer komplexer, gleichzeitig kaufen immer mehr Verbraucher:innen Ersatzteile, um selbst Hand anzulegen. Wie ist das zu erklären?

Wir beobachten branchenunabhängig, dass „Do It Yourself“ ein Trend ist. Die Menschen basteln und werkeln gerne – an Möbeln, der Wohnung, aber auch dem eigenen Auto. Ein Grund ist, dass dank des Internets viele Videos und Kanäle zugänglich sind, auf denen schnell und unkompliziert Anleitung zum Basteln gegeben wird. Das Wissen, wie man ein Auto repariert, wird so in gewisser Weise „demokratisiert“.

Aber natürlich hängt es auch mit dem Geld zusammen. Zurzeit gucken die Menschen ganz genau, wo sie Geld ausgeben und wie sie Geld einsparen können – selbst Hand anzulegen hilft natürlich.

Kleinere Händler oder Werkstätten sollen Ebay nicht als Konkurrenz wahrnehmen, ganz im Gegenteil, wie etwa zuletzt Ebay Lokal gezeigt hat. Wie überzeugt ihr diese von Ebay als nützlicher Plattform für ihr Geschäft?

Indem wir ihnen klarmachen, was unser Geschäftsmodell ist: Wir sind ein reiner Marktplatz. Wir sind nur dann erfolgreich, wenn die Verkäufer:innen es auch sind und die Käufer:innen das finden, was sie suchen. Deshalb arbeiten wir mit zahlreichen Initiativen an einer steten Verbesserung der Ein- und Verkaufserfahrung, auch im Bereich des Ersatzteilhandels.

Vielen Dank für das Gespräch!


Andreas Wielgoss

Als Teil des globalen Ebay Motors Leadership Teams und des deutschen Leadership Teams verantwortet und gestaltet Andreas Wielgoss die Strategie und Ausrichtung von einem der größten Bereiche des Online-Marktplatzes Ebay in Deutschland: die Kategorien Ebay Motors (Autoteile, Reifen & Felgen, Motorradteile und -zubehör) und Business & Industrie.

Über den Autor

Christoph Pech
Christoph Pech Experte für: Digital Tech

Christoph ist seit 2016 Teil des OHN-Teams. In einem früheren Leben hat er Technik getestet und hat sich deswegen nicht zweimal bitten lassen, als es um die Verantwortung der Digital-Tech-Sparte ging. Digitale Politik, Augmented Reality und smarte KIs sind seine Themen, ganz besonders, wenn Amazon, Ebay, Otto und Co. diese auch noch zu E-Commerce-Themen machen. Darüber hinaus kümmert sich Christoph um den Youtube-Kanal.

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