Marktplätze, Mobile Shopping und China-Offensive

Online-Handel wächst wieder: Temu treibt die Branche

Veröffentlicht: 07.05.2024 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 07.05.2024
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Die Corona-Pandemie erwies sich als enormer Umsatztreiber für den deutschen E-Commerce. Nach Wachstumsraten von um die 14 Prozent in den Jahren 2020 und 2021 flaute die Entwicklung 2022 ab. Seitdem hat das Wachstum nicht nachgelassen, ist aber geringer geworden. „Der Online-Handel war viele Jahre der Umsatzturbo für den Einzelhandel in Deutschland. Die hohen Wachstumsraten während der Corona-Jahre aber machen es der Branche schwer, die Messlatte immer weiter nach oben zu legen. Wir erleben deshalb auch in diesem Jahr eine weitere Normalisierung bei den Online-Umsätzen“, sagt Stephan Tromp, Hauptgeschäftsführer des HDE im Zuge des neuen Online-Monitors.

Die Zahlen für 2023 und auch die Prognose für das laufende Jahr konnten allerdings nach oben korrigiert werden. Ein Gesamtumsatz von 85 Milliarden Euro 2023 bedeutet eine leichte Steigerung von einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vorher war noch mit einem Minus von 0,4 Prozent gerechnet worden. 2024 sei ein Wachstum von 3,4 Prozent zu erwarten. Verantwortlich für den positiven Trend sind vor allem die Marktplätze – und neue Anbieter aus China, die in Deutschland schneller Fuß fassen, als viele vermutet haben.

Amazon dominiert das Geschäft

Online-Marktplätze sind die wichtigsten Kanäle für Online-Händler:innen und ihr Stellenwert nimmt weiter zu. 2023 wurden zum ersten Mal mehr als die Hälfte der Online-Umsätze (54 Prozent) über Marktplätze erwirtschaftet. Ganz vorn thront hier wenig überraschend Amazon. Der Marktplatz ohne Amazons Eigenhandel ist für überwältigende 43 Prozent des Online-Handels verantwortlich. Nimmt man dessen Eigenhandel in die Rechnung auf, kommt Amazon laut Zahlen des IFH Köln sogar auf 60 Prozent.

Temu treibt den Online-Handel – trotz seines Rufs

Noch wichtiger für die Entwicklung der Branche ist neben der bekannten Stärke aber wohl die Entwicklung von Temu. Der chinesische Marktplatz ist erst vor einem Jahr gestartet, kommt mittlerweile aber auf 30 Millionen Seitenaufrufe pro Monat. Im Vorweihnachtsgeschäft 2023 waren es zwischenzeitlich sogar über 35 Millionen. Grund für den großen Erfolg – abgesehen von günstigen Preisen – sind massive Investitionen in Werbung. Der Bekanntheitsgrad von Temu ist seit dem Start enorm gewachsen.

Und das, obwohl sich der Billigmarktplatz konstanter Kritik ausgesetzt sieht: Billige Produkte, Schadstoffe in Kinderspielzeug, Ausbeutung im eigenen Land, Markenrechtsverletzungen – das sind nur einige der Vorwürfe gegen Temu. Die deutsche Politik will den Marktplatz stärker regulieren, und erst am Wochenende forderte Rossmann-Chef Raoul Rossmann gar die Abschaltung von Temu.

„Mit Blick auf Temu ist in aller Munde, dass ein bedeutender Anteil der dort bestellten Waren unsere in der EU gültigen Vorgaben für Preisangaben, Webseitengestaltung, Produktsicherheit, Umweltschutz oder Steuer- und Zollrecht nicht einhält. Das darf kein Dauerzustand sein. Wer hierzulande Waren anbietet, muss sich auch an alle Regeln halten. Das müssen die Behörden durchsetzen“, fordert auch HDE-Chef Tromp.

 

Mobile First ist jetzt

Spannende Statistik für Online-Händler:innen: Mobile First ist kein Zukunftstrend mehr, sondern Realität. 46,7 Milliarden Euro (55 Prozent) wurden im Online-Handel 2023 über das Smartphone umgesetzt, 38,7 Prozent über andere Geräte. Der PC/Laptop kommt gerade noch auf gut ein Drittel (36 Prozent). Mobil optimierte Seiten oder Apps sind also so wichtig wie nie zuvor, wenn Händler:innen nicht wollen, dass die Kundschaft zur Konkurrenz abwandert.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Über den Autor

Christoph Pech
Christoph Pech Experte für: Digital Tech

Christoph ist seit 2016 Teil des OHN-Teams. In einem früheren Leben hat er Technik getestet und hat sich deswegen nicht zweimal bitten lassen, als es um die Verantwortung der Digital-Tech-Sparte ging. Digitale Politik, Augmented Reality und smarte KIs sind seine Themen, ganz besonders, wenn Amazon, Ebay, Otto und Co. diese auch noch zu E-Commerce-Themen machen. Darüber hinaus kümmert sich Christoph um den Youtube-Kanal.

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