Kolumne: Zalando erlöst sich von seinen Sünden

Veröffentlicht: 06.03.2015 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 06.03.2015

Ach Zalando, was hast du da nur wieder angestellt? Jahrelang konnte man sich darauf verlassen, dass deine Retourenquote mit rund 50 Prozent ziemlich hoch, deine Geschäftsergebnisse mit dickem Minus ziemlich schlecht und deine Mitarbeiter durch diverse Medienberichte ziemlich unzufrieden und ausgebeutet aussehen. Und jetzt das: Nachdem die Arbeitsbedingungen in den letzten Monaten stetig verbessert wurden, schreibst du plötzlich eine schwarze Zahl unter dein Jahresergebnis:

Jahresergebnis von Zalando

 Stein des Anstoßes: Die erste schwarze Zahl im Jahresergebnis von Zalando (© Zalando, Tabelle verkürzt)

 

Toll. Ganz toll. Was sollen sie denn jetzt machen, die Neider und Zweifler, die dem E-Commerce die Zukunftsperspektive absprechen wollen und ihr ultimatives Beispiel für die vermeintlich unhaltbaren Geschäftsmodelle in dir gesehen haben? Bis 2013 hast du brav deinen Verlust vergrößert – ist doch egal, ob es sich dabei um Investitionen handelt, die wichtig für die Zukunft sind – und dann nach 7 Jahren Firmengeschichte bist du profitabel.

 

„Ein E-Commerce Unternehmen braucht 7 bis 10 Jahre, um profibale zu werden“

Oliver Samwer.

 

Alles nach Plan also. Gut, die Neider und Zweifler könnten ja wieder anbringen, dass es der Plan des „aggressivsten Mannes im Internet“ war. Des Menschen, der vom ZDF schonmal als das personifizierte Böse dargestellt wurde. Auch die FAZ gab sich Mühe, bei der ersten - inoffiziellen - Jahresrechnung das ganze noch leicht negativ darzustellen. „Zalando rechnet sich in den Gewinn“ war da die Schlagzeile. Als hätte man die schwarze Zahl durch zwielichtige Zahlenspielereien erfunden. Aber trotzdem werden sie sich einen neuen Sündenbock, ein neues Negativ-Beispiel suchen müssen. Zalando, du hast deine Rolle als geldverbrennendes, verschwenderisches, ausbeuterisches Unternehmen abgelegt.

Wer füllt die vakante Stelle?

Unterdessen könnte man ja die neuen Kandidaten für das unwirtschaftlichste Unternehmen der Welt in Betracht ziehen: Da wäre zum Beispiel Amazon. Die machen ja immer noch Verluste in weit größerem Ausmaß und sind schon weit länger als sieben Jahre am Markt. Also auch im Buch des ach so bösen Oliver S. hat Amazon total versagt. Wieso stürzt sich eigentlich niemand darauf?

Infografik: Amazon wächst und wächst ohne Geld zu verdienen | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Der letzte Strohhalm

Oder man nimmt sich Ebay als nächstes vor. Die spalten ja sogar ihre einzigen gewinnbringenden Töchter Paypal und Ebay Enterprise ab – ganz klar ein deutlicher Verzweiflungsakt, um das eigene Elend möglichst schnell zu beenden? Wenn jemand wirklich für unhaltbare Geschäftsmodelle herhalten könnte, dann doch die alten Hasen, die länger am Markt sind und mit den Zahlen kaum überzeugen können. Aber irgendwie wurde dir diese Rolle zugespielt ...

Wenigstens einen Strohhalm haben die Zweifler noch: Wachstumsraten von bis zu 25 Prozent willst du in den nächsten Jahren erreichen. Wieder so eine Zahl, die sich die Menschen, die lange nicht glauben wollten, dass man Mode tatsächlich im Internet kaufen möchte, nicht vorstellen können.

Zalando, es ist wieder an der Zeit, es den Zweiflern zu zeigen.

 

 

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