Rückblick: Der Online-Handel im Januar 2016

Veröffentlicht: 02.02.2016 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 01.02.2016

Das Jahr 2016 fing gleich recht stürmisch an. So wurde beispielsweise Amazon wegen Änderungen bezüglich des Vendor-Programms kritisiert. Ebay und Magento kämpften mit Sicherheitsproblemen und Bertelsmann musste seinen Buchclub endgültig schließen. Diese und weitere wichtige Themen aus dem Online-Handel haben wir in unserem Monatsrückblick für Sie zusammengestellt.

Arbeitsplatz: Rückblick

(Bildquelle Rückblick: Ahmet Misirligul via Shutterstock)

Ebay mit Sicherheitslücke, lokalen Erfolgen und Änderungen

Gleich zu Beginn des neuen Jahres hat sich Ebay mit einer komplexen Sicherheitslücke beschäftigt. Diese hätte Angreifern die Möglichkeit gegeben, Passwörter von Kundenkonten auszuspähen und Konten zu übernehmen. Nachdem ein unabhängiger Sicherheitsforscher den Online-Marktplatz auf die Gefahr hinwies, habe Ebay das Leck geschlossen.

Während Ebay in einer neuen Studie zeigt, dass kleine gewerbliche Online-Händler in Deutschland deutlich schneller wachsen als der Gesamtmarkt, schraubt der Online-Marktplatz weiter am eigenen System. So wird es beispielsweise ab dem 23. März 2016 Änderungen bei der Rückgabe von Produkten geben. Ab da haben sowohl gewerbliche Händler als auch Kunden die Möglichkeit, Ebay einzuschalten, wenn es im Fall von Retouren Probleme zwischen den Handelspartner gibt – wobei es erweiterte Rückgabegründe geben wird.

Nach 100 Tagen zieht Ebay Bilanz und kann verkünden: Das Projekt „Mönchengladbach bei Ebay“ ist ein Erfolg. Die Plattform bietet dabei stationären Händlern die Möglichkeit, sich online zu präsentieren. Seit dem Start wurden knapp 32.000 Produkte in über 50 Länder verkauft. Auch die Zahl der Verkäufer sei von 50 auf 70 angewachsen. Einen nachhaltigen Verkaufserfolg hätten in der Regel eben jene Anbieter, die mindestens 50 bis 100 Artikel online gestellt haben. Im Übrigen zeigt sich auch der Local-Commerce-Marktplatz Locafox mit seinem Wachstum und seiner Entwicklung zufrieden.

Schlechte Nachrichten bei Spreadshirt, Douglas, Bertelsmann und Magento

Der Januar brachte vielen Unternehmen nicht nur starke Bilanzen, sondern anderen auch schlechte Nachrichten: So musste die Parfümeriekette Douglas beispielsweise verkünden, dass man die hauseigene Doubox nicht länger anbieten werde. Obwohl das Unternehmen die Abobox erst vor einem dreiviertel Jahr rundum erneuert hatte, funktioniert das Geschäft mit den überraschenden MakeUp- und Beauty-Paketen nicht.

Auch der Bertelsmann Club ist nun endgültig offline gegangen. Die Club-Sparte des Medienhauses Bertelsmann hatte in den vergangenen Monaten und Jahren (zum Beispiel durch einen Website-Relaunch) mehrfach versucht, sich zu retten. Doch wie es scheint, war dies nur ein Sterben auf Raten. Ebenfalls für Aufsehen sorgte die Bekanntmachung von Spreadshirt, dass Leipzig als einziger deutscher Produktionsstandort seine Pforten schließen wird. 26 Arbeitsplätze fallen der Umstrukturierung zu Opfer. Polen und Tschechien sollen als Produktionsstätten weiter wachsen.

Magento kämpfte im Januar mit einer Sicherheitslücke, bei der ein fehlerhafter Code in den Magento-Core-Libraries zugrunde lag. Durch das Leck hätten Hacker komplette Online-Shops übernehmen, neue Administrator-Konten anlegen oder auch Kundendaten ausspionieren können. Das Unternehmen hat bereits eine Update bereitgestellt, das die Lücke schließen soll.

Schlechte Nachrichten gab es auch aus dem Hause Yahoo: Das Unternehmen hat rund 1.000 Mitarbeiter entlassen – das entspricht rund zehn Prozent aller Arbeitsplätze. Da Yahoo seit Jahren schwächelt und händeringend versucht, die eigenen Geschäfte zu stabilisieren und zu pushen, könnte dies womöglich nicht die letzte Hiobsbotschaft sein.

Amazon: Kritik für Vendor und Flüchtlingskostüme, eigener Paketdienst, kein Paypal und lange Lieferzeiten

Auch in diesem Jahr schien das Unternehmen in der Zeit nach Weihnachten Probleme mit Lieferungen zu haben. Nutzer berichteten von langen Wartezeiten – selbst für zahlende Prime-Kunden. Nicht umsonst hört man immer wieder Gerüchte, dass Amazon unabhängiger von Dienstleistern werden und einen eigenen Paketdienst aufbauen möchte. Der US-Riese betonte aber in der Vergangenheit, dass man sich nicht von zusammenarbeitenden Logistikern wie DHL oder Hermes loslösen wolle. Dennoch wurden nun erstmals Pläne bestätigt, nach denen man „einen eigenen Zustelldienst für Paketlieferungen aufbauen“ wolle. Eine gewisse Unabhängigkeit dürfte damit jedenfalls fokussiert werden.

Kritik gab es im Monat Januar vor allem in zwei Bereichen: Zum einen überarbeitet Amazon das Vendor-Programm, bei dem Händler ihre Waren direkt an Amazon verkaufen und somit zum Zulieferer werden. Amazon will die reibungslose Abwicklung mit den Händlern verbessern und führt daher Ausgleichszahlungen ein – 10 Euro für jeden Artikel, der in einer unvollständigen Sendung fehlt. Der Aufschrei unter den Händlern war laut: Dies sei u. a. ein „aktives in die Taschen der Lieferanten greifen“.

Außerdem wurden kritische Stimmen laut, weil ein externer Amazon-Händler Flüchtlingskostüme für Kinder verkaufte. Doch in diesem Fall schien die Kritik deutlich überzogen, da es sich bei dem entsprechenden Händler um einen britischen Kostümanbieter handelte, der auch Schulen für pädagogische Geschichtsaufführungen ausstattet.

Apropos ausstatten: Amazon nahm nun Stellung zu dem Gerücht, ob die Online-Plattform künftig um die Zahlungsoption Paypal erweitert wird. Nein, sagt Amazon. „Wenn unsere Kunden danach verlangt hätten, dann wäre es auf Amazon längst verfügbar“, kommentierte Patrick Gauthier, Vice President Amazon Payments.

Paypal, Amazon, Zalando & Co. legen Zahlen vor

Der Januar ist für gewöhnlich auch jener Monat, in dem die Unternehmen ihre Zahlen für das letzte Quartal des Vorjahres und zumeist auch für das Gesamtjahr vorlegen. So auch dieses Mal: Zalando konnte nach vorläufigen Zahlen den Konzernumsatz im Weihnachtsquartal um 30 bis 31 Prozent auf rund 865 bis 872 Millionen Euro steigern. Das bereinigte EBIT soll zwischen 61 und 78 Millionen Euro liegen. Für das gesamte Geschäftsjahr 2015 peilt Zalando einen Konzernumsatz von 2,95 bis 2,96 Milliarden Euro sowie eine Wachstumsrate zwischen 33,5 bis 33,8 Prozent an. Somit sei Zalando „klar profitabel“.

Ebenfalls einen Höhenflug legt der Payment-Gigant Paypal hin: Das Unternehmen konnte seine Erlöse im vierten Quartal um 17 Prozent steigern. Der Umsatz lag bei 2,6 Milliarden US-Dollar, wodurch eine Gewinnsteigerung um 27 Prozent auf 443 Millionen Dollar erzielt werden konnte. Im Gesamtjahr 2015 machte der Umsatz einen Sprung um 15 Prozent auf 9,2 Milliarden Dollar. Ganz anders sieht es übrigens bei der ehemaligen Unternehmensmutter Ebay aus: Diese muss sich mit geringeren Umsätzen und sinkenden Gewinnen auseinandersetzen.

Mit sinkenden Umsätzen muss sich Amazon weiß Gott nicht rumschlagen: Das Unternehmen wächst und wächst und kann das Jahr 2015 mit einem hervorragenden vierten Quartal abschließen. Der Umsatz stieg um 22 Prozent auf über 35,7 Milliarden Dollar und der Betriebsgewinn um 88 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar. In Sachen Gewinn glänzt Amazon mit einem Rekordwert: In Q4 wurde ein Anstieg von 125 Prozent auf insgesamt 482 Millionen Dollar erreicht. Trotz dieser gigantischen Erfolge scheinen die Anleger unersättlich und zeigten sich enttäuscht. Die Aktie stürzte daraufhin ab.

Weitere Zahlen: Der Anbieter für Tierbedarf Zooplus pushte 2015 seinen Umsatz um 31 Prozent auf 711 Millionen Euro und übertraf damit seine Erwartungen. Der Konkurrent Fressnapf hingegen steigerte seinen Online-Umsatz um nur zwei Prozent auf rund 44 Millionen Euro und hinkt damit in Sachen E-Commerce hinterher.

Von Logistik-Robotern und Lebensmitteldrohnen

Auch aus dem Bereich Logistik gibt es Neues: So kommt die sogenannte Amazon Picking Challenge erstmals nach Deutschland. Bei dieser Hightech-Veranstaltung geht es darum, neue Technologien und Roboter in der Logistik zu etablieren. Apropos Hightech: Geht es nach Google, sollen Drohnen schon bald verstärkt in der Logistik eingesetzt werden und Menschen sowie Dinge auf effiziente Art von A nach B bringen. Besonders im Blick steht dabei die Lieferung von Lebensmitteln, die bereits in ein bis drei Jahren via Drohne vonstattengehen soll.

 

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