Operation „Huracán“

Internationaler Mehrwertsteuerbetrug im Autohandel aufgeflogen

Veröffentlicht: 15.06.2023 | Geschrieben von: Sandra May | Letzte Aktualisierung: 15.06.2023
Polizei bei Einsatz

Am gestrigen Mittwochmorgen (14.06.2023) fand eine groß angelegte Aktion in mehreren Ländern statt: Mehr als 2.000 Steuer-, Zoll- und Polizeifahnder vollstreckten 450 Durchsuchungsbeschlüsse und fünf Haftbefehle in den Ländern Deutschland, Belgien, Ungarn, Italien, Niederlande, Portugal und Spanien. Der Grund für die Aktion war ein großangelegter, internationaler Mehrwertsteuerbetrug mit Autos.

Internationales Netzwerk

Der Mehrwertsteuerbetrug wurde über ein Netzwerk verschiedener Unternehmen aufgezogen: Eine Scheinfirma aus Deutschland kaufte die Autos inklusive Mehrwertsteuer. Anschließend beantragte das Unternehmen die Rückerstattung der Steuer beim deutschen Staat. Nach der Rückerstattung wurden die Autos an sogenannte „Missing Trader Firmen“ außerhalb von Deutschland verkauft. „Missing Trader Firmen“ sind nichts anderes als Scheinfirmen, die Waren für gewöhnlich aus dem EU-Ausland erwerben. Diese Firmen werden in Systeme eingebaut, die man auch strafbare Umsatzsteuerkarusselle nennt und haben lediglich den Zweck, keine Umsatzsteuer abzuführen. 

Solche Unternehmen saßen im vorliegenden Fall in Italien und Ungarn und erwarben nun diese Fahrzeuge zu einem geringfügig höheren Preis als auf der ursprünglichen Rechnung angegeben. Da keine Mehrwertsteuer fällig war, war dieser Nettopreis aber immer noch attraktiv. Diese Missing Trader Firmen verkauften die Fahrzeuge dann wiederum an Privatpersonen oder andere Unternehmen weiter. Diesmal wurde eine Mehrwertsteuer draufgeschlagen. Diese Steuer wurde allerdings nicht abgeführt: Die Missing Trader Firmen behielten die Steuer als Umsatz ein und verschwanden dann. 

10.000 Autos, 60 verdächtige Personen, 38 Millionen Euro Steuerschaden

Die Europäische Staatsanwaltschaft (EPPO) mit Sitz in Köln leitete die Ermittlungen unter dem Operationsnamen „Huracán“. Bereits 2021 begannen die Ermittlungen: Damals machte die italienische Steuerbehörde eine Meldung an die deutschen Behörden. Es ging um fehlende Informationen. In der darauffolgenden Zeit wurde das Netzwerk mehr und mehr offengelegt. In Zahlen bedeutet das laut der Rheinischen Post, dass 60 verdächtige Personen ermittelt wurden. Diese sollen 10.000 Autos auf diese Art und Weise veräußert haben. Dabei wurde schätzungsweise ein Umsatz von 225 Millionen Euro generiert. Der entstandene Mehrwertsteuerschaden beläuft sich auf mindestens 38 Millionen Euro. 

Neben dem Verdacht auf Steuerhinterziehung stehen außerdem noch die Straftaten Gründung einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche und Urkundenfälschung im Raum. 

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Über die Autorin

Sandra May
Sandra May Expertin für: IT- und Strafrecht

Sandra schreibt seit September 2018 als juristische Expertin für OnlinehändlerNews. Bereits im Studium spezialisierte sie sich auf den Bereich des Wettbewerbs- und Urheberrechts. Nach dem Abschluss ihres Referendariats wagte sie den eher unklassischen Sprung in den Journalismus. Juristische Sachverhalte anschaulich und für Laien verständlich zu erklären, ist genau ihr Ding.

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