Kolumne: Der Marktplatz-Handel macht gerade keinen Spaß

Veröffentlicht: 07.04.2017 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 07.04.2017

„Das Ganze ist eine große Sauerei.“, „Unfassbar!“ oder „Was hat sich Ebay dabei gedacht?“ – Die Reaktionen auf die angekündigten Änderungen bei Ebay fielen überwiegend negativ aus. Und es geht bei weitem auch noch derber. Grund für diese negativen Reaktionen sind die neuen Gebührenerhöhungen bei Ebay. Am 04. April gab der Konzern bekannt, dass man einige Neuerungen einführen und im Zuge dessen die Abonnementgebühren erhöhen wird. Zudem wird der Ebay-Garantie-Rabatt abgeschafft. Das trifft vor allem kleinere Händler. Und für viele ist es offenbar auch ein Grund, darüber nachzudenken, den Ebay-Shop einfach dicht zu machen.

Immer auf die Kleinen?

Aber Ebay ist da nicht allein. Amazon mischt auch gleich noch mit. Mittlerweile sind zwei Wochen vergangen, seitdem Amazon bekannt gegeben hat, dass sich die Rückgaberichtlinien für internationale Retouren ändern werden. Ab dann heißt es beispielsweise: komplette Versandkostenerstattung für Klamotten. Und auch hier fluchten die Händler wie die Spatzen – wenn auch nicht ansatzweise so sehr wie bei den Ebay-Neuerungen. Aber Amazon hat noch mehr in petto: Wie gestern bekannt wurde, schraubt nämlich auch Amazon an seinen Gebühren. Es trifft dieses Mal vor allem die FBA-Nutzer. Und als kleines Sahnehäubchen kam auch noch ein Urteil des Oberlandesgerichts Köln dazu, das in puncto Überwachungspflicht der Angebote bzw. Produktbeschreibungen einfach mal der Meinung ist, dass man dies ja täglich machen sollte.

So – und das alles in den letzten drei Wochen. Ganz im Ernst? Da will man doch nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und einfach weg gehen. Ich meine – ich verkaufe nicht mal Sachen auf Amazon und Ebay, aber selbst ich finde diese Erhöhungen ziemlich unschön. Und das ist diplomatisch ausgedrückt. Die kleinen Händler fühlen sich von Amazon und Ebay vor den Kopf gestoßen. Dabei sind es genau diese vielen kleinen Händler, die für die Produktvielfalt auf den Marktplätzen sorgen. 

I love my Online-Shop

Man könnte jetzt natürlich einfach sagen: Gut, dann mach ich meine Marktplatz-Shops zu und damit ist gut. Wäre da nicht die andere Seite der Medaille: Amazon und Ebay sind in Deutschland nämlich DIE Marktplätze – keiner der anderen hat auch nur ansatzweise so eine Reichweite oder Bekanntheit. Will man also wirklich drauf verzichten? Ich bin mir nicht so sicher, wie viele Händler, die behaupten, die Shops auf den Marktplätzen dicht machen zu wollen, dies am Ende auch wirklich machen. Denn wenn Ebay und/oder Amazon wegfällt, muss man als Händler selbst aktiv(er) werden. Entweder man schaut sich in den Weiten des Netzes nach weiteren Marktplatz-Alternativen um oder man kümmert sich endlich mal so richtig um den eigenen Shop. Dann ist man auch wieder sein eigener Herr und kann die Regeln selbst festlegen. Wobei – auch diese werden vom Markt diktiert. Und von der EU. Und von sonstigen Gerichten. Aber hey, man wäre ja nicht selbstständig, wenn man Herausforderungen nicht lieben würde.

Also, um das jetzt alles noch mal auf den Punkt zu bringen: Die Erhöhungen der Gebühren bei Amazon und Ebay sind für niemanden schön. Fluchen und Meckern bringt aber auch nicht mehr als einen Blutdruck über 180. Händlern bleibt nichts anderes übrig, als ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen – und das bedeutet aktuell viel rechnen. Lohnt sich der Ebay- oder Amazon-Shop trotz Erhöhung, sollte man da bleiben. Wenn nicht, dann weg damit und das Geld lieber in den eigenen Shop investieren und/oder nach Alternativen Ausschau halten. Schließlich geht es hier um das eigene Business. Aber liebe Händler – bitte hört auf, zu meckern. Dadurch ändert ihr nämlich überhaupt nichts.

 

Kommentare  

#3 Markus 2017-05-04 10:43
Meckern kann sehr wohl helfen - nämlich dem, der seinen Ärger ablässt. Besser gemeckert als geschluckt.

Wenn ebay und amazon als Vertriebskanäle wegfallen, muss man in der Tat selbst aktiv(er) werden - nämlich einen anderen Broterwerb suchen. Die Idee, nur vom eigenen Shop leben zu können ist ziemlich realitätsfern.

Wer nicht extrem spezialisierte Ware anbietet und Kundenzugang über Fachcommunities hat, kommt ohne die Marktplätze imn Regelfall nicht hin.

Da ebay + Amazon das am besten wissen, wird dort permanent weiter an der Schraube gedreht. Zumal man die Machtstellung ja durch wettbewerbsverz errende "Steuergestaltu ng" politisch abgesichert hat.

Solange die Konzerne die Politik für Steuersätze nahe Null instrumentalisi eren können und im Gegenzug die kleinen Händler in der Zange von Marktplätzen und Nanny-Staat ausgequetscht werden, sind die Waffen derart ungleich verteilt, daß sich an der Entwicklung hin zu Oligopolsysteme n im Onlinehandel nichts ändern wird.
Insoweit stimme ich Christian zu: in 10 Jahren wird ein Gutteil der kleinen Händler nicht mehr existieren.

Dies sollte auch jeder bei seinen Wahlentscheidun gen mit ins Kalkül ziehen und sich die Protagonisten sehr genau anschauen (z.B. Ex-EU-Ratspräsi dent predigt Steuergerechtig keit, hat aber maßgeblich seinen Luxemburger Steuerdumping-K umpel aus der Schusslinie gezogen - und dafür einen Großteil seines üppigen Salärs steuerfrei kassiert - alles scheinbar Rechtens, aber eben gar nicht links).

Augen auf beim Onlinekauf!
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#2 hans 2017-04-22 11:07
da steht dem guten alten Jahrmarkt wohl ein Comeback bevor?
leider sind die Kunden gerade dabei, den Weg dorthin zu vergessen!
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#1 Christian 2017-04-09 00:01
Du sagst : " Dabei sind es genau diese vielen kleinen Händler, die für die Produktvielfalt auf den Marktplätzen sorgen. " - ... das sagte ich auch vor ungefähr 10 Jahre in den Innenstädten , Einkaufsstrasse n. Nun sind dort fast alle " Kleinen " verschwunden das selbe wird in spätestens 10 jahre im Internet auch der Fall sein.
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