Kolumne: Unternehmen wollen Influencer aus- und weiterbilden? Danke Dagi Bee!

Veröffentlicht: 16.02.2018 | Geschrieben von: Christian Laude | Letzte Aktualisierung: 16.02.2018

Bei manchen Schlagzeilen lässt sich ein dezentes Schmunzeln einfach nicht vermeiden – so auch der bei Meldung in dieser Woche, dass Deichmann den sogenannten „Influencer-Club“ ins Leben ruft, der nicht nur die (aufstrebenden) Stars der Social-Media-Plattformen vereint, sondern diese sogar mithilfe von Seminaren und Workshops in diesem Bereich weiterbildet.

Auch Otto.de will künftig eigene Influencer schaffen und hat deswegen ein internes Fortbildungsprogramm auf die Beine gestellt. Das Ziel: Hauseigene Mitarbeiter sollen sich auf Firmenkosten zu Influencern ausbilden lassen können.

Nun kann man zu Influencern natürlich stehen und von ihnen halten, wie und was man will. Während die heranwachsende Generation völlig selbstverständlich mit ihnen als eine Form der Werbung aufwächst, stehen ihnen gesetztere Semester tendenziell skeptisch gegenüber. Meine Kollegin Tina Plewinski hat in einer ihrer Meinungsäußerungen bereits treffend beschrieben, warum sie eher zur misstrauischen Gruppe gehört.

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Unklare Inhalte der Veranstaltungen

Doch bei all dem Streben danach, die Daseinsberechtigung der Influencer zumindest zu akzeptieren: Dass Unternehmen nun auch versuchen, sie weiter- beziehungsweise sogar auszubilden, ist für mich persönlich dann doch eindeutig zu viel des Guten. Nur schwer lässt sich vorstellen, was das überhaupt bedeuten soll. Was sind die Gegenstände der Veranstaltungen? Wie man ein Produkt möglichst gekonnt in Szene setzt, dürfte zu den grundlegenden Themen gehören. Doch was geht darüber hinaus? Wird den Leuten vermittelt, welche Emojis eingesetzt werden müssen, um authentisch und jugendlich zu wirken? Wie viel Provokation notwendig ist, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wenn möglich sogar von anderen Medien, aber gleichzeitig auch nicht in den Fokus von Marktwächtern zu gelangen?

Glaubwürdigkeit muss erhalten bleiben

Es ist vollkommen in Ordnung, wenn sich eine Person, bestenfalls durch ihr Können, eine gewisse Fan-Gemeinde aufbaut und sich daraufhin ein Unternehmen an die Person wendet mit der Bitte, für ein bestimmtes Produkt entgeltlich zu werben – vorausgesetzt natürlich, dass die jeweilige Anzeige auch deutlich gekennzeichnet ist. Doch die Ausbildung von Menschen, die andere beeinflussen sollen, geht eindeutig zu weit. In der Deichmann-Meldung heißt es beispielsweise, dass sich die Interessenten mit der Marke Deichmann identifizieren können sollten. Natürlich wirkt es glaubwürdiger, wenn das beworbene Produkt in irgendeiner Art und Weise zum Werbeträger passt, weil sich die Anhänger dadurch am ehesten angesprochen fühlen. Wenn jedoch (potenzielle) Influencer von einem Unternehmen oder einer Marke ausgebildet werden, ist die Gefahr ungleich hoch, sie zu wahren Werbemaschinen ohne eigene Meinung zu machen, die willenlos Befehle ausführen.

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„Perlen des Influencer-Marketings“ versammelt Negativbeispiele

Wie sehr, nunja, dezent fragwürdige Influencer-Posts sein können, beweist die Facebook-Gruppe „Perlen des Influencer-Marketings“, die die absurdesten Beispiele versammelt, die so im Netz kursieren. Dort posiert dann gerne mal eine Fashion-Dame mit einer unangeschlossenen Playstation 4, auf der unter magischen Umständen ein Spiel läuft. Oder jemand verbringt seinen Traumurlaub in einem Pool – aber natürlich nicht ohne seine elektrische Zahnbürste. Oder der Kühlschrank wird so voll mit den beworbenen Saftflaschen gepackt, dass sich dieser gar nicht mehr schließen lässt.

Bei diesen Beispielen wünscht man sich dann doch irgendwie, dass die vermeintlichen Influencer zumindest mal einen Logik-Kurs besuchen oder lernen, was „Glaubwürdigkeit“ bedeutet. Aber dass Unternehmen nun versuchen, hauseigene Influencer auszubilden – darüber sollte definitiv noch einmal diskutiert werden.

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