Online-Shops buhlen mit Liefergeschwindigkeit um Kunden

Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein haben sich in den letzten Jahren immer mehr Unternehmen auf die Fahnen geschrieben. Dazu gehört auch, dass nach und nach die Gratismentalität im Online-Handel abnimmt und immer mehr Händler Gebühren für Retouren verlangen. Beim Thema Liefergeschwindigkeit scheint der Faktor Nachhaltigkeit allerdings noch nicht angekommen zu sein. Hier wollen sich Unternehmen mit einer möglichst kurzen Lieferzeit nach wie vor von ihrer Konkurrenz absetzen, wie aus der Studie „Versand- und Retourenmanagement im E-Commerce 2022“ des EHI Retail Institutes hervorgeht.

Demnach bieten 61 Prozent der untersuchten Händler ein Lieferzeitfenster von ein bis zwei Tagen von online bestellten Waren an. „Durch den großen Wettbewerb beobachten wir im Vergleich zum Vorjahr einen sprunghaften Anstieg bei Handelsunternehmen, die auf schnelle Lieferzeiten setzen“, wird Marco Atzberger, Mitglied der EHI-Geschäftsleitung, bei der Internetworld zitiert. Um das auch umzusetzen, misst ein Großteil der Händler standardisierten Logistikprozessen höchste Priorität bei. 65 Prozent setzen dafür auf ein  effizientes Warenwirtschaftssystem, 59 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, nach dem ABC-System ihr Lager zu organisieren, um für kurze Laufwege bei häufig bestellten Produkten zu sorgen.

Schnelle Lieferung ohne Zusatzgebühr

Besonders bei Waren des täglichen Bedarfs legen die Kunden großen Wert auf eine rasche Zustellung. Hier steht der Online-Handel allerdings in großer Konkurrenz zu den stationären Geschäften, welche durch die direkte Produktmitnahme einen Vorteil haben. Für kurze Lieferzeiten nimmt mit 58 Prozent mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen dennoch keinen Aufpreis, im Vorjahr waren es nur 35 Prozent. 

Schnelle Lieferungen sind nicht nur ein Wettbewerbsvorteil für Händler, sie spielen auch eine entscheidende Rolle bei der Retourenvermeidung, so die Ergebnisse der Studie. Denn ist eine Sendung zu lange unterwegs zum Kunden, überlegt es sich dieser vielleicht anders oder bestellt sogar woanders. Im schlimmsten Fall geht die Ware dann zurück zum Händler.