Kolumne: Boom, baby, boom ... vorbei?

Veröffentlicht: 10.03.2017 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 10.03.2017

Der Online-Handel in Deutschland boomt. Immer wieder kann man diesen Satz in einigen Medien als Einleitung zu einer Studie über wachsende Zahlen lesen. Ob es dabei um das Umsatzwachstum eines Geschäfts, Online-Pläne eines Unternehmens oder steigende Zahlen im Paketversand geht. Boom, baby, boom. So langsam hat sich der Satz aber abgelebt, und das aus zwei Gründen: 1. Das Wachstum der gesamten E-Commerce-Branche dauert schon rund zwei Jahrzehnte an, 2. Die Wachstumsraten flachen eher ab.

Das heißt jetzt nicht, dass die Branche in die Rezession sinkt. Die Ergebnisse der Unternehmen sind immer noch überzeugend, der Markt entwickelt sich immer noch positiv. Und viele Unternehmen, die lange Zeit Verluste geschrieben haben, verdienen inzwischen richtig Geld. Amazon beispielsweise. Oder auch Zalando. Über Jahre haben die Investitionen und der Aufbau des Geschäftsmodells die Erträge gefressen, doch nun stehen bei diesen Unternehmen dreistellige Millionenbeträge in schwarzer Tinte unterm Strich.

Experten erwarten flachere Wachstumskurven

Die abflachenden Wachstumsraten verdeutlichen, dass der Boom aber trotzdem kein Boom mehr ist. Zwar ist es ausgesprochen schwierig, absolute Zahlen zum E-Commerce-Markt festzumachen, doch zumindest bei den Wachstumsraten scheinen sich Experten einigermaßen einig zu sein. Wie auch in dieser Woche auf der Internet World Messe, in deren Rahmen Experten wie Peter Höschl, Dr. Kai Hudetz und Prof. Dr. Gerrit Heinemann über die Zahlen des E-Commerce diskutierten, gezeigt wurde: Die Experten schätzten die Wachstumsrate des deutschen E-Commerce-Umsatzes auf 11 bis 15 Prozent. Trotzdem rechnen die Experten in den kommenden Jahren mit flacheren Wachstumskurven.

Zeit also, den Satz zu beerdigen. Er ist veraltet und vor allem abgedroschen. Für mich wirkt er zumindest so befremdlich, als würde man einen Artikel über ein neues Auto mit dem Satz „Das Auto wird bei den Deutschen immer beliebter“ einleiten. Und wo wir gerade dabei sind... Hier sind einige weitere Sätze, auf die man gerne verzichten könnte:

  • „Wir wollen das Amazon für [...] werden!“
  • „Wir wollen das Airbnb für [...] werden!“
  • „Der Online-Handel tötet die Innenstadt.“
  • „Es gibt nichts, was man im Internet nicht kaufen kann.“
  • „Die Digitalisierung schreitet immer weiter voran.“

Kommentare  

#1 Gerrit Heinemann 2017-03-10 16:09
Lieber Herr Pohlgeers, ich muss Sie korrigieren! Nicht alle Experten erwarten flachere Wachstumskurven . Und nach 12,5 % im Vorjahr, 11 % im Vorvorjahr und 10 % im Vorvorvorjahr bedeutet 15 % in diesem Jahr nach meinem Mathematikverst ändnis kein Abflahcen der Wachstumsrate, sondern das Gegenteil. Ich kann mich nur und immer wieder wiederholen: Das Online-Wachstum zieht in den letzten Jahren wieder stärker an und wird zudem maßgeblich durch die begrenzten Logistikkapzitä ten gebremst. Beste Grüße, Gerrit Heinemann
Zitieren

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.