Better safe than sorry

3 Maßnahmen, um einer Amazon-Kontensperrung zuvorzukommen

Veröffentlicht: 13.03.2024 | Geschrieben von: Yvonne Bachmann | Letzte Aktualisierung: 13.03.2024
Amazon Seller Konto auf Smartphone

Es mag dem ein oder anderen Seller vielleicht nicht fair erscheinen und in manchen Fällen sind die Entscheidungen von Amazon tatsächlich mehr als fraglich. Doch alles in allem muss man sich grundsätzlich eins immer vor Augen führen: Amazon öffnet seinen Marktplatz freiwillig für weitere Shops. Wer sich nicht an die Spielregeln hält, kann schlimmstenfalls über Nacht hinausfliegen. Damit das nicht passiert, haben wir uns drei wichtige Stellschrauben herausgesucht, die das Risiko von Sanktionsmaßnahmen wie einer Sperrung oder eingefrorenem Guthaben zumindest ein Stück weit minimieren können.

Maßnahme 1: Lesen, lesen, lesen!

Die Vorschriften, die Amazon aufstellt, um überhaupt auf dem Marktplatz handeln zu dürfen, sind wahrlich komplex und weitreichend. Nicht immer fällt es da leicht, alle Richtlinien zu kennen und erst recht nicht, sie immer einzuhalten. Die Befolgung dieser Vorgaben, beispielsweise Bilderrichtlinien oder AGB, ist jedoch essenziell entscheidend, damit man Amazon keinen Grund für Sperrungen oder dergleichen liefert. Um diese zu verinnerlichen, muss man sie jedoch lesen. Und das ist eine Mammutaufgabe.

Der Großteil der (angehenden) Amazon-Händler:innen hat genau das deshalb nie oder nur unzureichend getan. Dadurch entstehen viele Missverständnisse, die schließlich in einer Kontensperrung oder sonstigen Sanktionen enden können. Für viele kommt die Sperrung dann, wenn man ehrlich ist, nicht immer überraschend. Mit viel Fleißarbeit kann man also einen bedeutenden Teil der Risiken minimieren. 

Maßnahme 2: Sich an die Vorschriften halten (oder nicht erwischen lassen)

Durch die Kenntnis dieser Richtlinien zeigen Seller Amazon, dass sie vertrauenswürdig und zuverlässig sind und sich um die Zufriedenheit der Kundschaft kümmern. Maßnahme zwei greift daher die erste Maßnahme auf und ist ebenfalls essenziell. Das Gelesene muss natürlich in der Praxis umgesetzt werden. Dabei geht es vor allem um die Performance im Alltagsgeschäft. Amazon hat ein tadelloses Kundenerlebnis im Fokus und jegliche Nachlässigkeiten der Marketplace-Shops fallen auch dem Marktplatz zur Last. Daher ist es, unabhängig von der Einhaltung der Richtlinien, nötig, dass die eigene Arbeit an der Kundschaft wie ein Zahnrad funktioniert, denn alles andere könnte wiederum als Regelverstoß ausgelegt werden.

Konkret bedeutet das, dass Produktbeschreibungen genau und transparent sein müssen, um Missverständnisse oder Beschwerden und schließlich Retouren zu vermeiden. Verkauft werden idealerweise nur einwandfreie und sichere Produkte, um genau das zu untermauern. Hinzu kommt eine zuverlässige und rechtzeitige Lieferung, um die Belieferten zufriedenzustellen und Verzögerungen zu vermeiden, die wiederum zu negativem Feedback führen könnten. Im Falle eines Falles ist Schnelligkeit alles und die rechtzeitige Kundenkommunikation entscheidet: Kundenanfragen und -beschwerden müssen so schnell und professionell wie möglich bearbeitet werden.

Zusammenfassend muss man also seine Verkäuferleistungen kontinuierlich im Auge behalten und schleunigst proaktiv auf etwaige Probleme reagieren, um negative Auswirkungen auf das Verkäuferkonto zu minimieren. Durch regelmäßige Überprüfung von Metriken wie Rücksendungsquoten, Beschwerdequoten und Kundenbewertungen können so potenzielle Probleme frühzeitig erkannt und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.

Maßnahme 3: Natürlich auch nicht gegen echte Gesetz verstoßen 

Man kann darüber streiten, was wichtiger ist: die Einhaltung der „echten“ Gesetze oder die Befolgung der Amazon-Regelungen. Jedenfalls kann beides zum Worst Case führen und aufgrund von Ungereimtheiten einzelne Artikel oder gar der ganze Account sanktioniert werden. Warum überhaupt? Kann es Amazon nicht egal sein, was ich treibe; bisher hat es doch auch niemanden interessiert?

Nein. Dem ist nicht (mehr) so. Amazon haftet für Rechtsverletzungen seiner Händler:innen mit, wenn die Plattform auf konkrete Rechtsverletzungen hingewiesen worden ist und nichts unternommen hat (sogenanntes „Notice & Take Down“-Verfahren). Zudem müssen Marktplätze wie Amazon Sorge dafür tragen, dass es nicht zu weiteren Verstößen kommt („Notice & Stay Down“-Verfahren). Nicht zuletzt ist auch der Ruf von Amazon in Gefahr, wenn über den Marktplatz Fakes oder unsichere Produkte verkauft werden. 

Hinzu kommt die Marktplatzhaftung ins Spiel, die speziell für die Steuertreue eingeführt wurde und nun beispielsweise auch für die Einhaltung des Elektrogesetzes oder der CE-Kennzeichnungen übertragen wird. Hier heißt das Motto: Frühzeitig informieren, sorgfältig arbeiten und mitmachen.

Fazit

Mit der Anmeldung und dem Verkauf über den Online-Marktplatz begeben sich viele Shops in eine Abhängigkeit von Amazon, die ihnen so vielleicht nicht auf den ersten Blick bewusst ist. Und obwohl natürlich auch Amazon von der Vielfalt seiner Marketplace-Shops profitiert – und ja, auch kräftig an deren Umsätzen mitverdient – ist man auf das Wohl und Wehe des Online-Riesen angewiesen. Mit den erwähnten Stellschrauben kann man jedoch das Risiko immerhin ein wenig in Schach halten.

Dessen muss man sich stets bewusst sein und die Vergangenheit hat bewiesen, dass man manchmal einfach keine Chance gegen Amazon zu haben scheint.  Jede Sperrung kann und wird sich nicht verhindern lassen, auch beim besten Willen nicht. Doch so wie Amazon in die Mithaftung genommen wird, hat der Marktplatz auch eine Verantwortung gegenüber seiner Händlerschaft. Willkürliche Sperrungen oder andere Sanktionen haben in der Vergangenheit zu ganzen Klagewellen geführt, denn auch dieses Vorgehen ist ein Eingriff, den Betroffene nicht hinnehmen brauchen.

Neben den umfangreichen Leistungen in puncto Rechtssicherheit im Online-Handel bietet der Händlerbund schnelle Hilfe, wenn Guthaben einbehalten oder das (komplette) gewerbliche Verkäuferkonto bei Amazon.de gesperrt wurden. Mit dem Professional-Paket stehen Unternehmen neben vielen weiteren Leistungen nicht nur eine Rechtsberatung, die Übernahme der Kommunikation mit Amazon Deutschland, sondern auch die gerichtliche Vertretung zu. Weitere Informationen finden Sie hier.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Über die Autorin

Yvonne Bachmann
Yvonne Bachmann Expertin für: IT-Recht

Yvonne ist schon seit Beginn ihrer juristischen Laufbahn mit Leib und Seele im IT-Recht unterwegs. Seit Anfang 2013 ist sie als Volljuristin beim Händlerbund tätig und berät dort hilfesuchende Online-Händler in Rechtsfragen rund um ihren Shop. Genausolange berichtet sie bei uns zu Rechtsthemen, welche die E-Commerce-Branche aufwirbeln. 

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Kontaktieren Sie Yvonne Bachmann

Kommentare  

#2 Roland Bär 2024-03-20 10:44
man kann das Risiko etwas minimieren, aber es werden Produkte gesperrt, weil angeblich Markenrechte verletzt werden, z.B. ein Logo ist auf einem Akku des Herstellers was logisch ist aber eine "mögliche Verletzung" der Markenrechte sein soll.

Angebliches Sicherheitsrisi ko eines Produktes welches - mit identischer EAN des Amazon Angebotes verkauft wird und damit entledigt sich A. der Konkurrenz.

Dann behauptet ein Kunde: ein eingeschweißtes Produkt sei nicht neu etc....
Es summiert sich dann für den Händler ohne nur einen tatsächlichen Verstoß begangen zu haben und der Albtraum wird real.
Dann kommt die Kontosperrungsd rohung in einer Fremdsprache und viele Händler öffnen die nicht wegen Verdacht auf Pidshing.


Wir sind der Willkür ausgeliefert und kein angeblicher Händlervertrete r will das verhindern.
Von den Staatsorganen ganz zu schweigen.
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#1 Roland Bär 2024-03-19 16:03
zu 2. u.a. richtige Produktmerkmale:

Da eine Korrektur falscher, fehlerhafter oder unvollständiger etc. Produktmerkmale praktisch unmöglich ist, kann ich nur feststellen, muss ein Händler mit dem Risiko leben oder den Vertrieb auf A. einstellen.

Da kein Verein / Verband sich sein Geschäftsmodell mit der Abzocke oder Panikmache gegenüber den Händlern Geld zu verdienen ruinieren will und die faulen, arroganten oder manipulierten Staatsbehörden auch nichts machen, emppfehle ich jeden Händler den Job zu wechseln oder zumindest ein Leben ohne A. zu führen.

A. wird sicherlich den Staat so "beeienflussen" dass der Staat, die hoffentlich wachsende, wenn auch betrügerische Konkurrenz aus Fernost, die A. vielleicht zwingt etwas fairer gegenüber den Händlern zu werden einschneident einzuhegen.

Zu 1. Welche imaginären "Richtlinien" die überwiegend unklar auch für A. sind.
Betreffs Bilder: die sind durch das Anhängen an bestehende EAN auch nicht änderbar.

FAZIT: sofern möglich kein Verkauf auf A..
Also lieber HB ob euer Geschäftsmodell langfristig noch funktioniert?
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