Die mobile Revolution im E-Commerce

Veröffentlicht: 02.12.2014 | Geschrieben von: Peter Höschl | Letzte Aktualisierung: 02.12.2014

Online-Kunden kaufen immer öfters mit ihrem Smartphone oder Tablet ein. Das Einkaufen durch einen Desktop-PC geht immer mehr zurück. Online-Händler müssen sich dringend darauf einstellen, meint unser Gastautor Peter Höschl.

Online-Händler sollten M-Commerce ernst nehmen.
Bildquelle M-Commerce: © Andrey_Popov via Shutterstock

Der Online-Handel hat dafür gesorgt, dass viele stationäre Fachhändler aufgeben mussten. Und zwar die, die sich nicht auf das veränderte Marktumfeld eingestellt haben. Jetzt wiederholt sich die Geschichte in anderer Form. Diesmal werden viele Online-Händler aufgeben müssen, wenn sie sich nicht anpassen. Und zwar an die Anforderungen des mobilen Internets.

Check-out ist das Nadelöhr im Mobile Commerce

Online-Shopper sind anspruchsvoll geworden. Sie wollen überall, jederzeit und mit jedem internetfähigen Gerät im Internet problemlos einkaufen können. Egal, ob im Büro mit dem PC, im Zug mit dem Smartphone, oder auf der Couch beim Fernsehen mit dem Tablet. Die Anforderungen an die Online-Händler sind dementsprechend hoch.

Sie müssen dafür sorgen, dass ihr Shop auf all diesen Geräten optimal angezeigt und bedient werden kann. Und die Unterschiede zwischen PC und Smartphone beschränken sich nicht nur auf die Display-Größe. Statt der Maus wird per Finger geklickt. Texte werden per Touchscreen eingegeben, zwischen verschiedenen Artikelbildern per Wischgeste statt mit einem Klick gewechselt. Zudem wollen Smartphone-Kunden besonders schnell zum Ergebnis kommen. Lange Check-outs und umständliche Zahlungsarten sorgen für hohe Abbruchraten.

Selbst viele Online-Shops, die bereits für die mobile Nutzung optimiert sind, weisen in Bezug auf die Usability noch Schwachstellen auf. „Wir haben sehr viele Shops getestet und gesehen, dass es auf Smartphone-optimierte Shops kaum Unterschiede gibt. Alle Shops sind hinsichtlich Usability sehr ähnlich und das macht sicherlich auch Sinn. Wer mobile erfolgreich sein will, muss aber vor allem den Check-out und das Payment unter Kontrolle haben. Hier gibt es den größten Bruch zwischen smartem Shoppen und dem Gefummel nach der Kreditkarte im Portemonnaie“, erklärt Johannes Altmann, Geschäftsführer des Usability-Spezialisten Shoplupe.

Über 40 Millionen Deutsche nutzen ein Smartphone

In Deutschland verwenden derzeit 24 Mio. Anwender einen Tablet-PC. Smartphones sind sogar noch verbreiteter. Diese werden von über 40 Millionen Deutschen genutzt. Während diese Zahlen bereits andeuten, wie wichtig die Mobile-Tauglichkeit von Online-Shops schon jetzt ist, sind zwei aktuelle Werte noch eindrucksvoller. So werden in der neuen Ausgabe von shopanbieter to go mobile Nutzungszahlen von idealo und Rakuten veröffentlicht. Demnach liegt der mobile Traffic bei idealo derzeit schon bei über 31 Prozent. Rakuten weist mit 35 Prozent sogar einen noch höheren Anteil an Nutzern mit Smartphones und Tablets aus.

Der mobile Traffic ist bei vielen Online-Shops, Marktplätzen und Preissuchmaschinen deutlich gestiegen. Doch wie sieht es eigentlich mit dem Umsatz aus, der durch die mobile Nutzung generiert wird? Lange Zeit wurde von vielen Experten bezweifelt, dass viele Nutzer unterwegs „mal eben“ online eine Waschmaschine oder einen LED-Fernseher kaufen würden. Lediglich reine Zielkäufe seien mobil vorstellbar. Beispielsweise eine Bestellung von neuen Druckerpatronen in der U-Bahn auf dem Weg nach Hause. Tatsächlich aber steigt nicht nur der mobile Traffic, sondern auch der mobile Umsatz. Ein Grund: Mobile Commerce heißt zwar mobile, ist es aber nicht immer. So werden Tablet-PCs hauptsächlich in den Abendstunden als Second Screen vor dem Fernseher eingesetzt. Und zwar zum Surfen, Stöbern und Shoppen. So überrascht es nicht, dass die Conversion-Rate von Tablets bei Rakuten 68 Prozent des Wertes beträgt, den Kunden mit Desktop-PCs erzielen. Hierzu passt auch, dass der Shopping-Club Westwing bald 40 Prozent seines gesamten Umsatzes mobil macht.

Viele gute Gründe also für Online-Händler, ihren Online-Shop für die Nutzung auf mobilen Endgeräten zu optimieren. Welche Möglichkeiten hierfür zur Verfügung stehen, ist zu lesen in der aktuellen Ausgabe von shopanbieter to go – dem kostenlosen Praxis-Magazin für Online-Händler. Ein weiteres Schwerpunktthema in der aktuellen Ausgabe ist der Rechnungskauf. Hier wird Shopbetreiben aufgezeigt, wie sie ihren Kunden einen Kauf auf Rechnung anbieten können und wie eine Bonitätsprüfung in Eigenregie durchgeführt wird.

Über den AutorPeter Höschl

Peter Höschl bewegt sich seit 1997 beruflich im Internethandel, gilt als E-Commerce-Experte und verfügt über große gelebte Praxiserfahrung. Er ist Autor mehrerer Fachbücher und einer Vielzahl von Fachartikeln zu allen Aspekten des Online-Geschäfts. Heute berät und begleitet er StartUps, genauso wie mittelständische Unternehmen im E-Commerce.

Obwohl er alle Facetten des Online-Handels beherrscht, gilt seine Leidenschaft dabei dem Onlinevertrieb über Marktplätze und dem Controlling für Online-Versender.

 

Kommentare  

#2 Stephan 2014-12-05 10:54
@Andreas: generell verstehe ich Ihre Ausführungen. Bei unseren Produkten ist es ähnlich. Trotzdem darf man folgende Dinge nicht vergessen. Sie schreiben "Ein Kauf findet aus meiner Erfahrung daher i.d.R. am Desktop statt" - meiner Meinung nach wird der private Desktop in einigen Jahren kaum mehr existieren. Das Konzept in der Wohnung an einem festen Ort sitzen zu müssen, um Dinge im Internet zu erledigen, ist überholt und es ist nur eine Frage der Zeit bis alle Desktops zu Hause verschwunden sind. Ein weitere Punkt, der nicht zu unterschätzen ist, ist das viele junge Menschen es einfach gewohnt sind über mobile Geräte zu surfen und auch zu shoppen. Die setzen es einfach voraus, dass sich Websites an ihr Surfverhalten anpassen und nicht umgekehrt. Am Ende wird niemand an dieser Entwicklung vorbeikommen. Es wird lediglich Branchen und Nischen geben (evtl. wie bei uns), wo die Entwicklung etwas später und langsamer voranschreitet.
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#1 Andreas Battenfeld 2014-12-03 14:29
Es ist sicher zu verlangt, die wie ich finde, unterschiedlich wachsende Bedeutung des Mobile Commerce für alle im Netz angebotenen Produktsparten und Dienstleistunge n separat zu bewerten. Ich glaube aber, dass sich große Unterschiede dabei auftun zwischen einfach zu kommunizierende Produkten wie z. B. T-Shirts, die bei guter Aufbereitung des Angebots sofort vom Smartphone weg gekauft werden. Anders sieht es da bei mir aus. Ich biete Badausstattung (Badkeramik, Armaturen und mehr) an, kann mir aber nicht vorstellen, dass ein Kunde sich für eine Duschkabine und -wanne spontan beim Stöbern mit dem Handy zum Kauf entschließt, da er z. B. evtl. erst noch mit seinem Installateur über Details der Verbauung sprechen muss. Ein Kauf findet aus meiner Erfahrung daher i.d.R. am Desktop statt. Die Optimierung meines Shops für den Mobile Commerce kann daher bestenfalls dazu dienen, meine Produkte als "Appetizer" zu präsentieren
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