Kolumne: Amazon will Fertiggerichte kreieren – Wieso überrascht mich das nicht?!

Veröffentlicht: 29.09.2017 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 29.09.2017

Dass Amazon hierzulande irgendwann eigene Kochboxen herausbringen will, darüber wurde bereits in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder spekuliert. Nun scheint es in diesem Bereich Fortschritte zu geben. Das Unternehmen hat beim Deutschen Marken- und Patentamt eine entsprechende Wortbildmarke eintragen lassen, die die Grundlage für ein solches Unterfangen bilden soll. Eingetragen wurde die Marke „Dinner for 2 in about 30 Minutes“ (zu Deutsch: „Abendessen für 2 in 30 Minuten“).

So plant Amazon den Versand von „Fertiggerichte-Paketen“, in denen sich fertig portionierte Lebensmittel und Rezepte finden. Neu ist dieses Konzept nicht – auch hierzulande finden sich Kochboxen-Unternehmen, die das bieten: Als Beispiele können etwa HelloFresh oder Kochtüte herhalten. In den USA hatte Amazon solche Boxen bereits getestet und expandiert mit den vorhandenen Erfahrungen nun also nach Deutschland.

So weit zum aktuellen Stand der Dinge. Bei genauerer Betrachtung des Themas kommen aber Fragen auf:

Ist es schlau, in die deutsche Online-Lebensmittelbranche zu investieren?

Nunja. Hierzulande befindet sich der Online-Handel mit Lebensmitteln noch an einem Punkt, an dem enorm viel Luft nach oben ist. Auf den großen E-Commerce-Durchbruch wartet die Food-Branche nach wie vor. Und obwohl namhafte Anbieter wie Rewe, Kaufland oder Allyouneed die Kunden mit umfangreichen Services locken, ist der Online-Trend bei den Konsumenten noch nicht so richtig angekommen.

Für Amazon muss das nichts Schlechtes sein. Ganz im Gegenteil: Der Markt bietet noch genügend Platz für einen großen Player mit viel Erfahrung. Zumal sich Amazon mit dem eigenen Logistiknetzwerk, dem vorhandenen Kapital sowie der Reichweite maximale Erfolgschancen ausrechnen darf.

Kann uns Amazon mit den eigenen Kochboxen überraschen?

Hier muss die Antwort leider „Nein!“ heißen. Denn irgendwie hat ja Amazon seine Finger überall im Spiel: Als Händler und Hersteller, als Vermittler, E-Commerce- und E-Dienstleister, im Cloud- und Streaming-Geschäft, in der Logistik und Robotik, beim Thema Flug und Raumfahrt … – da sind Kochboxen nun wirklich nichts Besonderes!

Und gerade das empfinde ich als sehr schade. Bei jedem anderen Unternehmen, das neue Wege geht und neue Services herausbringt, horcht die Branche erst einmal auf. Es wird gefeiert oder kritisiert, beglückwünscht, getestet oder irgendwie Anteil genommen. Doch bei Amazon scheint es irgendwie immer nur zu heißen: „Aha!“.

Vorbei sind die Zeiten, in denen ein ungläubiges „NEEEEEIIIIN!“ durch die Hallen unserer Redaktion wehte, wenn Amazon mal wieder ein neues Geschäftskonzept vorstellte. Woran das liegt? Ich glaube, viele haben einfach aufgehört, Amazon mit einer Art Grundskepsis zu begegnen. Viele haben aufgehört zu denken, dass Amazon IRGENDETWAS nicht könnte. Viele haben aufgehört zu glauben, dass es Dinge gibt, an die sich Amazon nicht heranwagt.

Und obwohl Amazon recht häufig eine Vorreiterrolle einnimmt und tatsächlich immer wieder mit neuen Konzepten und mutigen Strategien daher kommt, habe ich das Gefühl, dass die verdiente Anerkennung für solche Leistungen häufig ausbleibt. Vielleicht hat Amazon die Latte in den Köpfen der Menschen einfach schon zu hoch gelegt. Ich jedenfalls finde das irgendwie traurig…

 

Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

Sie haben Fragen oder Anregungen?

Kontaktieren Sie Tina Plewinski

Kommentare  

#1 Roland 2017-10-02 08:48
Mal sehen wie groß die Überraschung sein, oder nicht sein, wird, wenn Amazon hier nicht nur die Einzelhandelsbr anche, Lebensmittelbra nche, jetzt "Nischenkochpro duktebranche" (wobei: ist ja nur eine konsequente Fortsetzung des Engagements im Lebensmittelhan del) aufmischen wird, sondern auch klassische Dienstleistungs branchen (Putzen, Gärtnern, Reparaturarbeiten...).

Am meisten bin ich dann ja auf das Feedback der IHKs gespannt, was uns da an Realsatire erwarten wird.
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