Kolumne: Die Monopolisierung der Modebranche

Veröffentlicht: 05.09.2014 | Geschrieben von: Nadja Naumann | Letzte Aktualisierung: 17.12.2020

Die Online-Modewelt ist im Wandel, ihr Umsatz steigt stetig und moderne Technik will es den Verbrauchern noch einfacher machen, Kaufentscheidungen zu treffen oder Lieblingsstücke zu finden. Das hört sich zuerst großartig an und Online-Händler, die über ihre Shops Mode verkaufen, sollten in eine rosige Zukunft blicken. Doch diese strahlenden Neuigkeiten werden von einer Wolke überschattet.

Diese dunkle Wolke nennt sich Monopolismus und ist im Mode-Handel ebenso präsent wie bei sozialen Netzwerken, Suchmaschinen und dem E-Commerce im Allgemeinen. Sieht man sich um, erblickt man überall Facebook, Google oder Amazon - um nur einige zu nennen. Droht dem Mode-Handel im Internet das Gleiche?

„Go big or go home“ heißt die Devise – Ganz oder gar nicht.  Wer groß werden will, muss sich die erste Position sichern oder eine Nische finden. Für Rocket Internet scheint es mit Zalando nur die erste Möglichkeit zu geben. Das Modeunternehmen beherrscht die Werbepause im Fernsehen, neben Asos auch die Suchmaschinen und momentan mit seinem Börsengang und den Enthüllungen zu Geschäftspraktiken des Unternehmens auch die Nachrichten - ganz zu schweigen von den Köpfen der Verbraucher.

Doch was steckt dahinter? Mit knapp 1,8 Milliarden Euro Umsatz im letzten Jahr kann Zalando gerade einmal 16 Prozent des Online-Umsatzes im Modehandel (10,3 Prozent) für sich gewinnen. Das klingt erst einmal nicht nach Übermacht. Und dennoch: Mit aggressiven Marketing krallt sich der Online-Händler in die Köpfe der Verbraucher und wächst rasant. Negativschlagzeilen und Konkurrenz hin oder her – Zalando greift immer mehr um sich. Und damit ist noch nicht Schluss aus dem Hause Rocket Internet.

Sieht man sich das Imperium von Rocket Internet an, ist Zalando nur ein kleiner Baustein. Der Inkubator ist inzwischen in so vielen Märkten vertreten, dass erst so klar wird, welche Bedrohung dort lauert. Und diese Woche auch noch das: Rocket Internet und Kinnevik wollen mit der Global Fashion Group einen neuen Mode-Giganten aus fünf kleineren Modeunternehmen bilden.

Trotzdem heißt es: Ruhe bewahren. Soviel auch immer auf Zalando und Rocket Internet geschimpft wird und so rasant das Unternehmen auch wächst, dann es sollte alles in Relation gesehen werden. Vielleicht wird die Kritik weiter am Verkäufer abprallen und vielleicht setzt Zalando sein großes Wachstum fort, doch irgendwann könnte der Online-Händler auch übersättigt oder sogar uninteressant sein.

Die Welt wandelt sich noch schneller als die Online-Modewelt. Dort ständig mithalten zu müssen, kann auch für Großunternehmen ermüdend sein. Große Unternehmen werden behäbig, können nicht mehr schnell auf Veränderungen reagieren und bei diesem Punkt profitieren die kleineren Unternehmen. Die Zeiten von „Geiz ist geil“ werden nicht ewig andauern und kleine Händler sollten ihre Vorteile nutzen, die sie gegenüber den größeren Händlern haben können: Qualität, Individualität, Flexibilität und dazu eine starke persönliche und private Note. Dies sind freilich keine Erfolgsversprechen, aber warum sollte man nicht mit dem arbeiten, was man hat?

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