Mitgefühl eiskalt ausgenutzt

Du hast Geld per PayPal bekommen? – Das solltest Du jetzt auf keinen Fall tun!

Veröffentlicht: 10.04.2024 | Geschrieben von: Ricarda Eichler | Letzte Aktualisierung: 10.04.2024
PayPal App auf Smartphone

Unverhoffter Geldsegen klingt zunächst nach einem erstrebenswerten Zustand. Doch geschieht dies auf PayPal, kann man sich nicht nur schnell strafbar machen, sondern auch noch dreisten Betrügern auf den Leim gehen. Die Hintergründe können dabei unterschiedlich sein – wir haben beim Zahlungsdienst nachgehakt, wie man sich jetzt am besten schützt.

„Schickst Du mir bitte mein Geld zurück?“ 🥺

Um bei PayPal Geld zu versenden, reicht für gewöhnlich eine E-Mail-Adresse der anderen Partei. Doch vertippt man sich bei dieser, kann es durchaus einmal vorkommen, dass man das Geld an eine falsche Person sendet. Das Praktische: man hat in diesem Fall ja die E-Mail-Adresse der besagten Person, und kann dieser schreiben und freundlich um eine Rückabwicklung bitten.

Soweit so menschlich. Doch was ist, wenn die Zahlung mit der PayPal-Funktion „Waren und Dienstleistungen“ gesendet wurde? Dann besteht für die fälschliche Transaktion schließlich der PayPal-Käuferschutz. Für die Funktion erhebt PayPal eine Gebühr von 2,49 Prozent zuzüglich Festgebühr basierend auf der empfangenen Währung. Doch da es sich im beschriebenen Fall ja um ein Versehen handelte, möchte die Person die gerne weitere Gebühren meiden und bittet um die Rückerstattung über die „Freunde“-Funktion.

Die Betrüger:innen setzen hier auf das Mitgefühl der Gegenüber. Wie das ZDF-Magazin Wiso in einem Instagram-Video erklärt, liegt genau hierin aber die Falle: Denn sobald man den Betrag wie erbeten über die „Freunde“-Funktion zurücksendet, eröffnet man eine zusätzliche Transaktion, welche nicht abgesichert ist. Haben die Kriminellen dann das Geld, eröffnen sie über PayPal einen Fall und fordern die initiale Summe unter einem Vorwand zurück. Da diese ja als „Waren und Dienstleistungen” gesendet wurde, lässt sich hier auch behaupten, die vermeintliche gehandelte Ware sei nie angekommen oder ähnliches.

Das Ende vom Lied: Die Kriminellen haben den gezahlten Betrag nun gleich zweimal. Das Opfer wurde um den Betrag beraubt.

 

Alternativen der Masche: von Geldwäsche bis Phishing

Der beschriebene Vorgang ist nicht die einzige Masche, die auf den unerwarteten Geldsegen setzt. In anderen bekannten Fällen sei es vorgekommen, dass Nutzer:innen per E-Mail über einen Zahlungseingang auf ihrem PayPal-Konto informiert wurden. Dabei handelt es sich meist um einen klassischen Phishingversuch. Sicherheitshalber sollte man nie auf Links in derartigen E-Mails klicken. Ist man sich unsicher, nutzt man stattdessen lieber die App oder loggt sich eigenständig im Browser ein und überprüft dort eventuelle Geldeingänge.

Der Finanz-Influencer Claus Einars beschreibt in einem Video auf Instagram dagegen auch eine weitere Variante, die im schlimmsten Fall sogar rechtliche Folgen für die Opfer haben kann. Demnach sollen in einigen Fällen Kriminelle PayPal zur Geldwäsche genutzt haben. Das Geld soll dabei von anderen Konten entwendet worden sein und wird dann auf euer Konto geschickt. Per Nachricht wird man dann um die Rücküberweisung auf ein alternatives PayPal-Konto gebeten. Durch diesen Umweg ist der Ursprung des Geldes hinreichend verschleiert. Vorsicht ist hierbei in jeder Hinsicht geboten: behält man das Geld einfach, macht man sich ebenso strafbar, wie wenn man dem Wunsch nachkommt und sich praktisch an der Geldwäsche beteiligt.

So geht es richtig: PayPal Rückabwicklung nutzen

Wir haben beim Unternehmen direkt angefragt: Wie sollten sich Personen, die unerwartet Geld gesendet bekommen, korrekt verhalten? Grundsätzlich gilt natürlich erst einmal, dass nicht jeder Fall auch gleich ein Betrugsfall sein muss. So kann es gerade bei häufigen Namen tatsächlich vorkommen, dass schlicht ein Tippfehler in der E-Mail-Adresse zum Versehen führte.

Um dieses einer ursprünglichen Quelle zurückzuführen, sollten PayPal-Kund:innen jedoch stets ausschließlich die Funktion „Rückzahlung senden“ nutzen. Diese befindet sich in der Transaktionsübersicht innerhalb der jeweiligen Transaktion. Durch Nutzung der Funktion kümmert sich der PayPal-Service direkt um die Rückabwicklung und kann im Falle von rechtlichen Fragen im Nachgang auch den Weg des Geldes lückenlos nachvollziehen. 

Wie eine Unternehmenssprecherin zudem betont, sollten Bitten, das Geld über einen anderen Weg als „Rückzahlung senden” zurückzuführen „stets abgelehnt werden. Dabei könnte es sich nämlich um einen Betrugsversuch handeln.“

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Über die Autorin

Ricarda Eichler
Ricarda Eichler Expertin für: Nachhaltigkeit

Ricarda ist im Juli 2021 als Redakteurin zum OHN-Team gestoßen. Zuvor war sie im Bereich Marketing und Promotion für den Einzelhandel tätig. Das Schreiben hat sie schon immer fasziniert und so fand sie über Film- und Serienrezensionen schließlich den Einstieg in die Redaktionswelt.

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Kommentare  

#2 lux 2024-04-11 12:47
@dirk

Also meine Frau z.B. sendet mir zum Beispiel regelmäßig per Paypal Freunde Geld, wenn ich mich darum gekümmert habe, etwas für sie zu beschaffen. Das geht einfach, sofort, uns ist kostenlos. Was ist daran besser, wenn man es z.B. über ein Bankkonto sendet? Es ist einfach nur ein alternativer Weg. Alternativen sind immer gut, denn sie fördern den Wettbewerb. Der ist für Kunden wichtig. Ohne diesen wird schnell an der Kostenschraube gedreht.

Aber warum gibt es diese Funktion überhaupt?
Damit schließt Paypal eine große Markteintrittsc hance für aufkommende Konkurrenten. Deren Methode war es nämlich kostenlose privat Transaktionen anzubieten, um so Marktanteile gewinnen zu können.
Die Funktion macht für Paypal also durchaus sinn, obwohl sie Paypal Geld kostet.
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#1 Dirk 2024-04-11 09:49
Diese "Geld an Freunde senden"-Funktio n ist sowieso eine völlig überflüssige Funktion. Abgesehen von Transaktion, wo Menschen Geld in ihre Heimat senden - wer nutzt so einen Quatsch?
Davon abgesehen schließen sich Paypal-Geschäft skonten und die "an Freunde senden"-Option eigentlich sachlich aus. Entweder man wickelt über sein Konto geschäftliche Transaktionen ab oder private - beides zu vermischen ist nicht nur völlig unprofessionell , sondern auch steuerrechtlich höchst kritisch.

Paypal könnte derlei Betrugsmaschen ganz einfach einen Riegel vorschrieben, indem z.B. an und von Business-Konten keine "an-Freunde"-Za hlungen geleistet werden können.
Das würde Geldwäsche deutlich erschweren, zudem das Menü im PP-Business-Por tal verschlanken und zum Dritten verhindern, dass besonders schlaue "Geschäftsleute " versuchen, die PP-Transaktions -Gebühren zu umgehen, indem sie ihre Kunden auffordern, per Freunde-Funktio n zu bezahlen.

Aber wenn man sich die bisweilen sehr hemdsärmelige technische Umsetzung der PP-Seiten so anschaut, fehlt dem weltweiten Marktführer für digitale Zahlungen dafür offensichtlich das kompetente Fachpersonal.
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