Rückblick: Der Online-Handel im Juli 2016

Veröffentlicht: 01.08.2016 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 01.08.2016

Der August hält seinen Einstand. Höchste Zeit also, um auf die vergangenen Wochen zurückzublicken und die wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen in unserem Monatsrückblick Juli zu beleuchten: Dieses Mal mit dabei sind die neuen Vertriebsbeschränkungen bei Amazon, große Ziele bei Ebay und die tragischen Vorfälle bei Unister. Wir fassen zusammen.

Arbeitsplatz: Rückblick

(Bildquelle Rückblick: Ahmet Misirligul via Shutterstock)

Amazon Vertriebsbeschränkungen, Prime Day und hauseigene Lebensmittel

Neue Vertriebsbeschränkungen auf Amazon dürften vielen Händlern das Leben schwer machen. Zunächst wurde vor einigen Tagen bekannt, dass Amazon seinen Marktplatzhändlern den Verkauf von Produkten der Marke Travalo verboten hat. Ohne Vorwarnung soll Amazon die Angebote aller betroffenen Händler entfernt haben – lediglich Travolo selbst dürfe seine Produkte künftig über Amazon verkaufen.

Doch das ist längst nicht alles: Bereits kurze Zeit später kam die Nachricht, dass auch Marken und Produkte der Fossil Group betroffen sind. Das heißt: Ab Anfang September dürfen auch Produkte bekannter Marken wie etwa Diesel, Emporio Armani oder Michael Kors nur noch von autorisierten Händlern über Amazon vertrieben werden. Ähnliches gilt zudem für Artikel aus dem Hause Lacoste. Während Händler also gezwungen sind, sich mit den Vertriebsbeschränkungen genannter Markenartikel zu arrangieren, hat Amazon selbst in den USA damit begonnen, Lebensmittel unter den Eigenmarken „Mama Bear“ und „Happy Belly“ zu vertreiben: Diese sind in den Bereichen Babynahrung sowie Tee angesiedelt.

Daneben hat Amazon im Juli zum zweiten Mal seinen Prime Day gefeiert. Obwohl die Verbraucherzentrale und sogar einige Kunden den Schnäppchentag kritisch sahen, konnte Amazon auch dieses Mal wieder große Erfolge verbuchen. Zwischenzeitlich war der Ansturm sogar so massiv, dass die Server nicht mehr mitspielten und die Seite vorübergehend down war. Für Marktplatzhändler waren die Ergebnisse durchwachsen.

Weitere Amazon-Entwicklungen haben wir in unserem Amazon Monatsrückblick auf dem Amazon Watchblog für Sie zusammengefasst.

Ebay: Gutes Quartal und große Ziele

Ebay scheint sich langsam aber sicher aus seinem Tief zu befreien: Das Unternehmen konnte nicht nur für das zweite Quartal 2016 solide Geschäftszahlen vorlegen und sowohl den Umsatz als auch den Gewinn steigern, sondern beweist auch große Ambitionen. So hat der Online-Marktplatz beispielsweise technisch aufgerüstet und gemeinsam mit Google eine Vielzahl von Ebay-Seiten in das neue AMP-Format gebracht. Daneben wurde unter dem Namen „Ebay Business Supply“ ein neuer Dienst für den B2B-Handel gestartet: Dabei handelt es sich um ein Rebranding, wobei die Ebay-Produktkategorien für B2B-Händler unter der neuen Marke vereint wurden.

Besonders interessant für Online-Händler ist der sogenannte „Top Pick“, den Ebay aktuell in Großbritannien testet: Dabei wird auf der Produktübersichtsseite jeweils das gleiche Produkt von verschiedenen Händlern angezeigt. Eines dieser Produkte ist jedoch prominent und größer dargestellt – der sogenannte „Top Pick“. Eine gewisse Ähnlichkeit mit der Amazon Buy Box ist nicht zu leugnen. Wann Ebay das Feature offiziell startet, ist nicht bekannt. Doch die Neuerung dürfte nur eine von vielen sein: Wie nämlich Ebay selbst verkündet, habe man für die Zukunft weitreichende Veränderungen im Blick und man möchte dabei auch auf die Wünsche der Händler eingehen.

Kritische Entwicklung bei Unister: Gründer tot, Unternehmen insolvent

Ein weiteres Thema hat in den vergangenen Wochen viel Staub in der Online-Branche aufgewirbelt: Bei einem Flugzeugabsturz in Slowenien waren die Gründer von Unister Thomas Wagner und Oliver Schilling ums Leben gekommen. Erst nach dem Tod der Unternehmer kam das ganze Ausmaß der finanziellen Schwierigkeiten zutage: Zum einen wurde bekannt, dass Unister fällige Verbindlichkeiten von knapp 40 Millionen Euro hat. Zum anderen soll Thomas Wagner bei einem dubiosen Geldgeschäft kurz vor seinem Tod betrogen worden sein.

Sowohl die Unister Holding als auch diverse Tochterunternehmen sind zahlungsunfähig und mussten inzwischen Insolvenz anmelden. Der Insolvenzverwalter drängt auf einen schnellen Verkauf des Unternehmens – dieser kann jedoch erst mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens Ende September 2016 in Angriff genommen werden. Mit einzelnen potenziellen Käufern sollen bereits entsprechende Gespräche stattgefunden haben.

Erfolge für MyMuesli, Brillen.de, Apollo und Yahoo

Für viele Online-Player war der Juli ein überaus erfolgreicher Monat: zum Beispiel für MyMuesli. Das Unternehmen konnte sich einen Rang unter den „Breakthrough Brands“, den 60 wichtigsten, aufstrebenden Marken der Welt, ergattern und ist damit der einzige Vertreter aus Deutschland, der es auf die Liste der Werbeagentur Interbrand geschafft hat. Auch die Macher von Brillen.de dürfen sich freuen: Ihr Unternehmen konnte sich zum ersten Mal ein Fremd-Investment sichern. Insgesamt 45 Millionen Euro erhielt der Online-Optiker aus dem Hause Technology Crossover Ventures (TCV), einem namhaften Geldgeber aus dem Silicon Valley. Und auch beim Brillen-Konkurrenten Apollo gibt es Grund zur Freude: Nach Jahren des Zögerns traut sich das Unternehmen endlich auf das Internet-Parket: Kunden können sich ihre Wunschbrille nun im hauseigenen Online-Shop ordern.

Der Internet-Pionier Yahoo hat jahrelang gestrauchelt und konnte längst nicht mehr an seine goldenen Zeiten anknüpfen. Zwar zeigen die aktuellen Zahlen ein Wachstum der Umsätze, doch aus den roten Zahlen konnte sich der Konzern nicht retten. Nach zahlreichen Spekulationen und langem Ringen könnte sich nun jedoch ein Umbruch anbahnen, denn Yahoo wurde kürzlich vom Telekommunikationsanbieter Verizon aufgekauft – für rund 4,8 Milliarden Dollar.  

StudiVZ, Windeln.de und Emmas Enkel mit schlechten Nachrichten

Deutlich schlechter verliefen die letzten Wochen unter anderem bei StudiVZ: Den letzten Todesstoß scheint das soziale Netzwerk nun in Form eines Urteils erhalten zu haben, das den Betreiber Poolworks dazu zwingt, insgesamt drei Millionen Euro an die ehemalige Unternehmensmutter, den Holtzbrinck-Verlag, zu entrichten. Auch beim Lebensmittelanbieter Emmas Enkel könnte es besser laufen: Nachdem das Jungunternehmen von der Metro aufgekauft wurde, hat der Handelsriese nun beschlossen, alle Filialen des StartUps zu schließen. Damit dürfte ein fundamentaler Bestandteil des Charmes von Emmas Enkeln verloren gehen.

Zu guter Letzt gab es Nachrichten über den Babyausstatter Windeln.de: Das Unternehmen scheint ins Straucheln gekommen zu sein – so wurde im zweiten Quartal 2016 beispielsweise ein Minus von rund acht Millionen Euro eingefahren. Ein umfassendes Maßnahmenprogramm soll nun dabei helfen, das Geschäft wieder ins Lot zu bringen: Neben der Aufgabe des hauseigenen Shopping-Clubs stehen dabei auch Stellenstreichungen in nicht geringem Maße an. Etwa 100 Mitarbeiter müssen wohl ihren Platz räumen.

In eigener Sache: Das Onlinehändler Magazin im Juli

Natürlich haben wir auch im Juli wieder ein Onlinehändler Magazin für Sie auf die Beine gestellt. In der Ausgabe des vergangenen Monats wurden unter anderem Farben im Online-Handel, die Sperrung von Kundenkonten, die technische Umsetzung perfekter Produktfotos und der Bereich Social Media in den Blick gerückt. Alle Magazine können kostenlos online gelesen werden.

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